Forchheim: Stadt fällt zwei mächtige Bäume am Lindenanger

28.4.2021, 15:36 Uhr
Eine Linde und ein Ahorn, beide unter Naturschutz stehend, mussten nun am Lindenanger in Forchheim gefällt werden.

© Stadt Forchheim Eine Linde und ein Ahorn, beide unter Naturschutz stehend, mussten nun am Lindenanger in Forchheim gefällt werden.

Am Mittwochmorgen 8 Uhr wurde die Säge an die Winter-Linde (Höhe: 15,2 Meter, Stammumfang: 2,46 Meter) sowie an den Spitz-Ahorn (Höhe: 14,6 Meter, Stammumfang: 3,13 Meter) in der Straße „Am Lindenanger“ unweit des Alten Friedhofs angesetzt. Fäulnis, Schädlinge und Pilze hatten laut Gutachten eines Sachverständigenbüros den beiden Bäumen so zugesetzt, dass die höhere Naturschutzbehörde in Bayreuth die unverzügliche Fällung "aufgrund der massiven Verkehrsgefährdung" genehmigte, teilt die Stadt mit.

Die Bäume wurden von Experten untersucht.

Die Bäume wurden von Experten untersucht. © Stadt Forchheim

Für die Fällung war eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung der höheren Naturschutzbehörde der Regierung zur zeitnahen Fällung notwendig, da es sich um Bäume handelte, die nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt waren.

Die beiden Bäume wurden von Diplom-Biologin Ute Gellenthien bei einem gemeinsamen Ortstermin mit Reinhilde Steinmetz, im Stadtplanungsamt zuständig für Natur und Umwelt, und Andreas Geck, dem Sachgebietsleiter Garten- und Landschaftsbau im Amt für öffentliches Grün, begutachtet und mittels eines Hubsteigers sämtliche Höhlen und Spalten untersucht.

Neben einer starken Taschenlampe und Spiegel kam auch ein Endoskop zum Einsatz. Außerdem wurde der Mulm im Randbereich der Höhlungen auf Kotreste untersucht: Weder in den beiden Kronenresten noch in den Höhlungen wurden frische Nistplätze gefunden. Bis auf eine schimpfende Blaumeise in einem Nachbarbaum wurden auch keine Vögel beobachtet. Die endoskopische Untersuchung war erfolglos, eine kleine, wegfliegende Fledermaus wurde beobachtet. Damit ging zumindest ein FledermausQuartier durch die erforderliche Fällung verloren.

Bei der visuellen Mulm-Untersuchung konnten keine Hinweise auf eine Besiedlung durch den „Eremiten“, eine geschützte Käferart, gefunden werden Das nachgewiesene Fledermaus-Quartier und alle potentiell durch Vögel und Fledermäuse nutzbaren Höhlungen wurden entsprechend den fachlichen Vorgaben so mit Wurzelsperrfolien verschlossen, dass evtl. noch im Inneren befindliche Fledermäuse herauskommen, aber kein Einflug mehr möglich war. Damit wurde gleichzeitig ein Nestbau von Vögeln bis zur Fällung vermieden.

Für die Fällung wurde ein spezieller Fällkran der Forchheimer Firma Kajos eingesetzt, um möglichst schonend zu arbeiten: Die stückweise Fällung der beiden Bäume unter Begleitung der Biologin und die vorsichtige Ablage der einzelnen Ast- und Stammstücke ermöglichte die erneute Inspektion der Höhlungen auf Kleintiere. Gellenthien konnte sichtlich erleichtert Entwarnung geben.

Die Schädigungen im inneren der Bäume wurden deutlich sichtbar.

Die Schädigungen im inneren der Bäume wurden deutlich sichtbar. © Stadt Forchheim

Ast- und Stammstücke mit potentiellen Quartieren werden nun auf einer städtischen Ausgleichsfläche im Stadtteil Reuth gelagert, wo sie für die neue Besiedlung verschiedener Tierarten zur Verfügung stehen. Für die von der Fällung „Am Lindenanger“ betroffenen Fledermäuse hängt das Amt für öffentliches Grün an drei geeigneten Bäumen im Umfeld Ausweichquartiere auf.

Klimawandel forderte seinen Tribut

An den beiden, das Erscheinungsbild des Straßenbildes „Am Lindenanger“ prägenden Großbäumen wurden seit Jahren baumpflegerische Maßnahmen zum Erhalt und gleichzeitig zur Wahrung bzw. Wiederherstellung der Verkehrssicherungspflicht durchgeführt und die Bäume parallel regelmäßig durch einen Baumsachverständigen kontrolliert. Die Kronen waren schon eingekürzt worden.

Fäulnis, Schädlinge und Pilze, vor allem aber der Klimawandel hatten den mächtigen Bäumen zugesetzt.

Fäulnis, Schädlinge und Pilze, vor allem aber der Klimawandel hatten den mächtigen Bäumen zugesetzt. © Stadt Forchheim

Dies war jedoch nicht die Ursache der jetzt angeordneten Fällung: Vor allem der Klimawandel und die mit ihm einhergehende Ausbreitung von Schädlingen, die Hitze, Wassermangel und Pilze schwächten die beiden Bäume, teilt die Stadt mit. Eine Analyse des Gutachters mittels diverser Messgeräte und eine genaue Inaugenscheinnahme auf ihre Vitalität und statischen Zustand ergab die Dringlichkeit zur unverzüglichen Fällung innerhalb von zwei Wochen. Für den Spitz-Ahorn (Acer platanoides) erläuterte das Gutachten, dass die Fäule innerhalb der Stämmlinge deutlich fortgeschritten war.

In der Winter-Linde (Tilia cordata) schritt ebenfalls die schon früher festgestellte Fäule im Stammfuß weiter fort und nahm dem Baum jegliche Zukunftschancen. Der dortige Holzabbau habe nochmals deutlich zugenommen, heißt es im Gutachten.

"Das Amt für öffentliches Grün wird, soweit das die Platzverhältnisse am Lindenanger zulassen, Ersatzpflanzungen vornehmen“, erläutert Baumexperte Andreas Geck.

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