Forchheim und seine Gebäude mit Mängeln: Verkaufen oder sanieren?

20.2.2021, 16:08 Uhr
Forchheim und seine Gebäude mit Mängeln: Verkaufen oder sanieren?

© Foto: Anestis Aslanidis

Die Kaiserpfalz prägt die Stadt. Aber auch andere Gebäude wie das Waisenhaus. Daneben eine Reihe weiterer Immobilien, wie das Junge Theater (JTF), das Feuerwehrhaus in der Egloffsteinstraße, Schulen, Kitas, Ämtergebäude. Die Liste städtischer Gebäude, der so genannten Liegenschaften, ist lang. Noch länger ist die Liste der dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen.

Dass neun Fenster im JTF unter Schädlingsbefall leiden, marode sind und für 8000 Euro dieses Jahr ausgetauscht werden, ist in der Gesamtbetrachtung vernachlässigbar. Größere Maßnahmen und Investitionen fallen beim Feuerwehrhaus heuer an. Für 60 000 Euro erhält es eine neue Heizung, die alte muss "dringend" – so ist es in der Liste von Stadtbauamtsleiter René Franz festgehalten – ausgetauscht werden.

Neuer Bodenbelag, Fenster streiche, Risse schließen

Die Ritter-von-Traitteur-Schule erhält für 100 000 Euro an 64 Fenstern einen Sonnenschutz, der Innenhof der Kaiserpfalz für 120 000 Euro einen neuen Bodenbelag mit unterirdischen Kabelkanälen. Alleine das Streichen der Fenster an der Außenfassade des Baudenkmals schlägt mit 50 000 Euro zu Buche. Für die gleiche Summe sollen dieses Jahr Risse an der Fassade geschlossen und diese gestrichen werden. Der Gerhardinger Kindergarten erhält eine neue Küche (30 000 Euro), die Kita Sattlertor Lüftungsgeräte gegen die Sommerhitze (10 000 Euro).

Forchheim und seine Gebäude mit Mängeln: Verkaufen oder sanieren?

© Foto: Anestis Aslanidis

Das ist nur ein Auszug aus der Liste. Und es sind nur die in Rot eingefärbten Maßnahmen, die Franz als "zwingend" erachtet. Dann gibt es noch die gelben, für die Haushaltsmittel vorhanden sind, und schließlich die grünen Punkte. "Die wären schön, aber sie sind weder mit dem vorhandenen Personal noch mit den Finanzmitteln möglich", so Franz. Und manches auf der Liste schleppt die Stadt seit Jahren mit sich herum. Es zeigt sich erneut: "Das Thema Bauunterhalt ist ein großes, weil man viel Personal dafür braucht, ich aber immer noch unterbesetzt bin", sagte Franz während der Haushaltsberatung im Finanzausschuss am Donnerstag.

Flotter fürs Klima

Am Waisenhaus – Heimat der Arbeiterwohlfahrt, eines Kinderhortes und Jugendtreffs in der Kasernstraße 7 – entbrannte deshalb eine grundsätzliche Diskussion darüber, wie Forchheim mit seinen Immobilien künftig umgehen soll. Vor allem die Grünen wollen mit der energetischen Sanierung der städtischen Gebäude zum Klimaschutz beitragen. Das sei auch der Hauptfokus in diesem Jahr, sagte Franz, und verwies auf den Austausch alter Heizungsanlagen, die ohnehin in vielen Fällen kaputt gegangen seien: "Wir wollen energetische Maßnahmen generell vorziehen."

Bürgermeisterin Annette Prechtel (FGL) warnte vor einem weiteren Aufschieben von Sanierungsmaßnahmen: "Das macht es nicht günstiger." Und für das Klima nicht besser: "Wir müssen flotter unterwegs sein. Hier könnten wir wirklich was für den Klimaschutz tun." Die für Klimaschutz zuständige Bürgermeisterin wollte daher auch mehr Mittel für energetische Maßnahmen am Waisenhaus einsetzen. Weitere 150 000 Euro fließen so bereits heuer in den Austausch alter Holzfenster. Davon hat das Gebäude reihenweise.

Gleichzeitig regte Prechtels Parteikollege, der FGL-Fraktionsvorsitzende Gerhard Meixner, an, sich Gedanken um die künftige Nutzung des Waisenhauses zu machen. Die SPD fordert ein Nutzungskonzept für alle Liegenschaften, um konkrete energetische Sanierungsmaßnahmen in Auftrag zu geben. Alle Fenster im Waisenhaus auszutauschen, sei nicht zu schaffen, so Franz. Dass Geld, aber zu wenig Personal vorhanden ist – davon will sich Prechtel nicht bremsen lassen: "Es darf nicht sein, dass die schlechte personelle Ausstattung den Klimaschutz hemmt. Dann müssen wir Maßnahmen auch extern vergeben."

"Extremen Altbau an der Backe"

CSU-Fraktionsvorsitzender Josua Flierl schlug vor, dass die Stadt Wohnhäuser in anderen Städten verkauft, um nicht mehr für den Bauunterhalt verantwortlich zu sein: "Der Markt für Immobilien ist gerade gut." Tino Reichhardt (FDP) will auch Objekte wie das Waisenhaus verkaufen. Die private Hand könne das Gebäude sanieren und zu Wohnungen umfunktionieren. Das nehme den Druck aus dem Wohnungsmarkt. Für Hort, Awo oder Jugendtreff könnte auf der "grünen Wiese" mit einem Neubau Ersatz geschaffen werden. "Man soll dann verkaufen, wenn die Kurse hoch sind, das weiß die Wirtschaft", so Reichhardt: "Gerade mit dem Waisenhaus haben wir einen extremen Altbau an der Backe."

Von den Plänen der FDP nahmen FW und CSU sogleich Abstand. Hans-Werner Eisen (CSU) sah in den zentral gelegen Liegenschaften einen hohen Wert, finanziell wie gestalterisch. Beispielsweise beim Ausbau oder Neubau von Kita-Plätzen. Aus dem städtischen Wohnhaus in der Karolingerstraße 13 wird beispielsweise eine Kita (wir berichteten). Ludwig Preusch (FW) warnte daher davor, "alles sinnlos zu verkaufen."

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