Forchheim: War Sex das Motiv?

26.12.2017, 12:00 Uhr
Kam der 33-Jährige der Forchheimer Altenpflegerin zu nahe? (Symbolbild)

© Andy Dean Photography Kam der 33-Jährige der Forchheimer Altenpflegerin zu nahe? (Symbolbild)

Es ist schwer, einen Saal für die Verhandlung am Synagogenplatz im Bamberg vor Weihnachten zu finden. So weicht Strafrichterin Christine Schäl an das benachbarte Landgericht am Wilhelmsplatz aus. Hierhin wird der 33-jährige Angeklagte mit Fußfesseln von zwei Polizeibeamten vorgeführt. Derzeit sitzt er wegen der Tatvorwürfe in Untersuchungshaft.

Am ersten Verhandlungstag hatte der Angeklagte zugegeben, einen Teil der gestohlenen Gegenstände im August 2016 an sich gebracht zu haben. Aber nicht alles. Es waren nach Ermittlungen der Kriminalpolizei Bamberg eine Spiegelreflexkamera mit Objektiven, zwei Smartphones, zwei goldene Ringe, zwei Laptops, eine Sportuhr und 100 Euro Bargeld verschwunden.

Auch sei er nicht in die Wohnung eingebrochen, sondern hätte für die Eingangstür des Mehrfamilienhauses in Forchheim einen Schlüssel gehabt. Als er an der Wohnungstüre gestanden habe, sei diese nicht verschlossen gewesen. Ob dies stimmt, soll ein Gutachten des Landeskriminalamtes Bayern entscheiden, das derzeit in München angefertigt und beim nächsten Verhandlungstermin im Januar erörtert wird.

Auch die Staatsanwaltschaft Bamberg hat über die Feiertage eine "Hausaufgabe": Sie soll prüfen, ob der Angeklagte auch in anderen Ländern Europas auf der Fahndungsliste steht. Ein entsprechender Verdacht keimte bei Schäl, als kurzfristig ein Schreiben des Appelationsgerichtshofes Alba Iulia aus dem rumänischen Karlsburg auftauchte, in dem von Auslieferung die Rede war. Dieses Dokument wird in den nächsten Tagen durch einen vereidigten Übersetzer ins Deutsche übertragen.

Auch nicht viel klarer sieht es im zweiten Tatkomplex aus. Denn für die Körperverletzung und Beleidigung gibt es bislang nur die Aussage des Opfers, einer 20-jährigen Altenpflegehelferin aus Forchheim. Diese schilderte, wie sie vor einer Spielothek in der Bamberger Straße in Forchheim mit dem Angeklagten aneinandergeraten war. Er hätte eine sexuelle Beziehung von ihr gewollt, sie aber nicht von ihm. Der Streit schaukelte sich hoch, Beleidigungen folgten. Schließlich spuckten sich beide an. Als die junge Frau gerade fortlaufen wollte, traf sie ein Faustschlag von der Seite.

Verschollener Zeuge

"Vielleicht habe ich ihn mit ,Schlag mich doch!‘ provoziert", so die Zeugin. Nun soll bei der Fortsetzung im neuen Jahr ein Augenzeuge vernommen werden, der das Geschehen aus nächster Nähe mitbekommen haben soll. Von ihm ist aber bislang nur der Vorname bekannt — und dass er auf dem Forchheimer Weihnachtsmarkt arbeitet.

Für Stirnrunzeln bei Verteidiger Rechtsanwalt Ralf Kämmer (Bamberg) sorgte die Aussage des Opfers, sie sei nicht beim Arzt gewesen, obwohl sie nicht nur eine Beule am Kopf, sondern auch eine Schürfwunde an der Hand vom Sturz davongetragen hatte.