Forchheimer Ausbildungsmesse sorgt für Durchblick

17.3.2019, 17:27 Uhr
Forchheimer Ausbildungsmesse sorgt für Durchblick

© Foto: Stefan Hippel

Noch sind es Plastik-Puppen, die gewaschen, gewickelt und gewandet werden. Aufmerksam blicken die jungen Frauen den ebenso jungen Kinderpflegerinnen der Berufsfachschule über die Schulter. Sie sind wie Vanessa Meixner (15) aus Schlaifhausen im ersten Lehrjahr. Bis auf den einen oder anderen Vater sind nur Mädchen im Raum. Es soll aber auch ein Fünftel angehende Kinderpfleger geben. Am Wickeltisch geht es auch um emotionale Zuwendung, um intellektuelle Förderung. Das "Baden in Sprache" nennt es Fachlehrerin Helga-Maria Krebs.

Die gelernte Hebamme kennt es von früher noch ganz anders: "Da wurden die Kinder wie am Fließband gebadet. Da ging es nur um Sauberkeit." Lange habe man Säuglinge unterschätzt. Für Verena Meixner steht fest, dass sie nach zwei Jahren weiter die Schulbank drücken und die dreijährige Weiterbildung zur Erzieherin anhängen möchte. Auch wenn die Gehaltsunterschiede, zumindest zu Beginn mit 2500 oder 2900 Euro brutto nicht gerade erheblich zu nennen sind. Es gebe aber auch immer mehr Umsteiger, so Fachlehrer Günter Kraus. Zum Beispiel Svetlana Kristanova (36) aus Heroldsbach, die wegen ihres Sohnes (3) gewechselt hat: Von der Gastronomie zur Erzieherin. "Ich kam vor 17 Jahren von Tschechien nach Deutschland, hatte schon etwas Erfahrung als Au-pair-Mädchen." Sie könnte die Mutter ihrer Klassenkolleginnen sein.

Praktikum zum Kennenlernen

Fatmire Kelmendi, Leiterin der kaufmännischen Ausbildung bei der IMO in Gremsdorf erklärt, was die Firma "Industrie-Momentenlager" herstellt. "Unsere Lehrlinge kommen aus allen Schultypen, sogar Studienabbrecher sind darunter." Die IMO ist ein mittelständisches Unternehmen mit rund 500 Mitarbeitern, das seine konstruierten Metallteile als Zulieferer weltweit vermarktet. Zum Beispiel Drehverbindungen und Schwenktriebe, die dafür sorgen, dass sich Windräder und Fahrgeschäfte drehen, dass die Medizintechnik-Geräte beweglich sind oder man mit Hubarbeitsbühnen hoch hinaus kommt. Ausgebildet werden Industriekaufleute, Lagerlogistiker oder Produktdesigner. "Uns ist ein einwöchiges Praktikum wichtig, damit der Auszubildende uns und wir ihn besser kennenlernen." Viele Bewerber kämen aus dem Landkreis Forchheim.

Die Straßenmeisterei präsentierte sich im Schulhof des Berufsschulzentrums mit einem eigenen Fahrzeug.

Die Straßenmeisterei präsentierte sich im Schulhof des Berufsschulzentrums mit einem eigenen Fahrzeug. © Stefan Hippel

In ihrer Branche ist Kristin Gumbrecht (17) eine Ausnahmeerscheinung. Die Auszubildende aus Sambach bei Pommersfelden ist die erste Frau, die Straßenwärterin entlang der Bundes- und Staatsstraßen Oberfrankens werden will. "Jeden Morgen weiß man nicht, was einen auf der Straße erwartet." Das sei doch viel interessanter als ständig im Büro zu sitzen.

Freilich braucht es dazu "keine zwei linken Hände" und die Bereitschaft, bei Wind und Wetter unter freiem Himmel zu arbeiten. Mit ihren Kollegen sorgt sie dafür, dass Büsche und Bäume auf einer Länge von rund 300 Kilometern nicht in die Fahrbahn wuchern, dass Schlaglöcher ausgebessert und Bankette wieder aufgefüllt werden. "Das ist meine Lieblingsbeschäftigung," so die Auszubildende. Auch der Winterdienst und die Beseitigung der Sturm- und Unfallschäden fällt darunter.

Kostenlos den Führerschein machen

Selbst in Weilersbach, wo er wohne, dächten alle, er arbeite für den Landkreis, weil er in Orange herumläuft, so Michael Henkel. "Das ist der Grund, warum wir erstmals bei der Ausbildungsmesse sind. Uns kennt keiner. Das wollen wir ändern." Der Mitarbeiter des Staatlichen Bauamtes in Bamberg hat einige überzeugende Argumente, die für höchste Aufmerksamkeit bei seinen Zuhörern sorgen: Während der Lehrzeit könne man nicht nur kostenlos den Pkw- und Lkw-Führerschein machen, sondern komme nach der sicheren Übernahme auch dort zum Einsatz, wo man die Jahre zuvor gelernt habe. Zudem gebe es Aufstiegschancen über den Techniker bis zum Beamten. "Noch sind zwei Stellen im Bereich Forchheim nicht besetzt."

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