Forchheimer Fitness-Familie hält zusammen

7.4.2020, 13:28 Uhr
Forchheimer Fitness-Familie hält zusammen

© Sabine Schneider

Dabei ist das Ganze aus der Not geboren. "Von einem Tag auf den anderen mussten wir ja alle schließen", sagt Harry Payrleitner. "Wir"– das sind er, der Geschäftsführer der Tennis-Arena, aber auch Betreiber von Fitnessstudios, Tanzlehrer, Yogalehrer und sonstige Angebote aus der Sportbranche.

"Zum Glück kennen wir uns in Forchheim gut. Und so habe ich kurz nach den Ausgangsbeschränkungen mit meiner Freundin Caro Bregulla, einer Pilates-Trainerin, gesprochen, was sie denn jetzt so mache. Und da ihr Freund Stefan Rascher beruflich in Sachen Social Media unterwegs ist, sind wir schnell darauf gekommen, Online-Trainings anzubieten," erklärt Payrleitner.

Die Seite boomt

 

Ehrenamtlich und kostenlos – obwohl gerade Vertreter dieser Branche derzeit keine Einnahmen haben. Die Seite www.weiter-bewegen.de war geboren. Anfangs lautete das Ziel "jeden Tag ein Angebot", so Payrleitner. Das schaffte man bereits in der ersten Woche. Jetzt in der dritten Woche, gibt es täglich mindestens drei Kurse, manchmal sogar fünf. "Andere Übungsleiter haben uns angesprochen, ob sie mitmachen dürfen", so der Initiator. So wuchs die Zahl der Trainer ähnlich exponentiell wie die der Teilnehmer. Payrleitner musste seine Zoom-Version sogar upgraden, weil die Maximalzahl von 100 Kameras gleichzeitig teilweise überschritten worden war.

Finanziell hat er Partner gefunden: Die beiden Forchheim Tennisvereine TC und Jahn übernehmen jeweils für einen Monat die Kosten für den technischen Aufwand, die Manpower stellen die Trainer gratis zur Verfügung.

Payrleitner betont, dass man im Gegensatz zu anderen Anbietern keine vorproduzierten Videos online stelle, sondern auf dem Portal Zoom immer live und interaktiv sende. Nur den Ton der Teilnehmer schalte man zu Beginn der Sitzung aus, damit man nur den Instruktor höre. "Man stelle sich den Lärm von 100 schreienden Kindern vor", so der Tennislehrer, der selbst Padel-Tennis anbietet. Am Ende gebe es aber stets eine Feedbackrunde für die Sportler.

Die haben sogar einen Vorteil gegenüber einem normalen Unterricht in der Halle: Sie können ihre Kamera auch ausgeschaltet lassen. Und dann kann beispielsweise eine übergewichtige Frau aus Payrleitners Umfeld, die sonst niemals in ein Fitnessstudio gehen würde, ganz unbeschwert mitmachen.

Das Trainingsprogramm versuche, jeder Gruppe etwas zu bieten. Eben den "Musikgarten" für die ganz Kleinen und die ganze Familie, Vorlesestunden und Meditationen für diejenigen, die Ruhe und Besinnung suchen, aber auch Workouts, "bei denen du dich richtig quälen musst und es auch tust, weil du weißt, dass die anderen zuschauen", so Payrleitner. Ein Clou ist das Klorollen-Workout mit Anna – ein Ganzkörper-Stabilisierungstraining mit einem derzeit angesagten Accessoire.

 

Promis vor der Kamera

 

Auch einige Promis sind auf www.weiter-bewegen.de zu bewundern. So referiert am  Mittwoch der einstige Weltklasse-Hürdenläufer Edgar Itt zum Thema Motivation und Kabarettist Rolf Miller sorgt für den einen oder anderen Lacher. Der ist Schüler bei Payrleitners Tennisschule und seit zwei Jahren "ein nahezu fanatischer Tennisspieler", wie sein Trainer sagt. Jetzt macht der in Heroldsbach wohnende Humor-Experte bei den Online-Fitnessprogrammen mit – und darf zwischendurch mal ein paar Pointen aus seinem Programm loswerden. Spaß muss schließlich sein beim Sport.

Für Payrleitner und seine Mitstreiter ist dieses Programm, das sie vorerst bis zum Ende der Osterferien durchziehen wollen, nicht nur ein Zeitvertreib mit einem guten Zweck, sondern durchaus auch zukunftsorientiert: Nach Corona gehe das Leben ja wieder weiter, schon jetzt gebe es zahlreiche Anfragen, dieses Programm auch nach Wiedereröffnung der Sportstätten beizubehalten.

Dann vermutlich gegen Geld, so Payrleitner. Und die teilnehmenden Trainer könnten durch ihre Angebote durchaus Werbung für sich machen – auf der Website sind alle Kontaktdaten hinterlegt, falls die Interessenten weitermachen wollen.

Und selbst wenn nicht unmittelbar etwas herausspringt für die Übungsleiter, spürt Payrleitner etwas ganz deutlich: "Die Dankbarkeit der Menschen. Das sind die positiven Rückmeldungen, die strahlenden Kinderaugen oder beispielsweise ein Blumenstrauß, den Caro von einer begeisterten Mitturnerin per Fleurop zugeschickt bekommen hat. Wir geben also nicht nur was, wir bekommen auch was zurück."

Infowww.weiter-bewegen.de

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