Forchheimer Jugendamt sucht Pflegefamilien

8.9.2015, 17:00 Uhr
Forchheimer Jugendamt sucht Pflegefamilien

© Foto: dpa

Die Sache sei wirklich dringend, betonen Barbara Hubert und Martina Schulz vom Jugendamt. „Würde heute ein akuter Fall in einer Familie auftreten, stünden wir ohne eine eigene Pflegefamilie da“, sagt Martina Schulz. 

Sie soll Wegbereiter, Notnagel, Antragsteller und Schulter zum Ausweinen — am besten eine Rundumversorgung mit den Fähigkeiten einer Notfallambulanz sein. Es gebe immer mehr Krisenfälle in Stadt und Landkreis Forchheim – und damit werden Inobhutnahmen nötig. 

Julian ist Teil einer dieser Fälle: 16 Monate ist der Junge erst alt, als seine 18-jährige und allein erziehende Mutter unter der Belastung zusammenbricht und in einer Lebenskrise steckt. In seinem kurzen Leben ist der Junge stark vernachlässigt worden, ist unterernährt und liegt stundenlang alleine im Bett. Als das Jugendamt von der Situation erfährt, gibt es Julian in die Obhut einer Familiären Bereitschaftshilfe. Was sich sperrig anhört, soll nichts anderes als ein erster Rettungsschirm für das Kind sein. 

In seiner Kurzzeit-Familie blüht Julian innerhalb weniger Wochen auf und beginnt, seine Entwicklungsdefizite aufzuholen. Die Mutter nimmt die Hilfe an.

Bis zu einem Jahr

Der Aufenthalt in einer solchen Bereitschaftsbetreuung kann von zwei Tagen bis zu mehreren Monaten oder in manchen Fällen auch einem Jahr variieren. Das hängt davon ab, wie schnell sich die weitere Perspektive des Kindes klären lässt. 

33 Inobhutnahmen hat es in Stadt und Landkreis im vergangenen Jahr gegeben. „Das Niveau steigt aber stark an“, sagen Hubert und Schulz. Zehn Kinder zwischen einem und 14 Jahren hat alleine der Pflegekinderdienst des Jugendamtes 2014 vermittelt. „Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs.“

Die Probleme in den Familien oder die der Mütter seien „vielschichtig“, wie Barbara Hubert sagt. Das heißt: Mütter sind nicht nur allein erziehend, sondern haben dazu auch noch Geldsorgen. Passiert ihnen dazu zum Beispiel ein Unfall, kann die Mutter sich nicht um ihren Nachwuchs kümmern. Allen gemein ist, dass ihnen ein soziales Netz fehlt, die klassische Großfamilie, die Müttern mit ihrer Erfahrung unter die Arme greift. 

Das ist die eine Seite. „Sucht ist das größte Problem“, sagt Martina Schulz. Noch vor zehn Jahren hatten sie keinen einzigen Fall der Inobhutnahme, weil die Mutter ein Drogenproblem hat. Inzwischen seien es ganze „Clans, ganze Verwandtschaften, mit denen wir uns befassen“. Alkohol und harte Drogen ließen die Gedanken der Eltern um Suchtbefriedigung kreisen und nicht um das Wohl ihres Kindes.

Geeignet ist, wer Erfahrung mit Kindern und täglich 24 Stunden Zeit für das Kind hat.  Am dringendsten werden Eltern auf Zeit gesucht, die sich um die ganz Kleinen im Vorschulalter kümmern. „Sie brauchen jemanden mit viel Präsenz“, so Martina Schulz.

Interessierte können sich für ein Info-Gespräch bei Martina Schulz, Telefon (0 91 91) 86 23 14, E-Mail: Martina.Schulz@lra-fo.de oder Barbara Hubert, Telefon (0 91 91) 86 23 22, E-Mail: Barbara.Hubert@lra-fo.de, melden. 

Keine Kommentare