Forchheimer Kunsthandwerkermarkt verbindet

21.5.2017, 19:47 Uhr
Forchheimer Kunsthandwerkermarkt verbindet

© Fotos: Roland Huber

Rabenschwarze Radierungen, filigrane Vögel aus Glas und wirbelnde Windspiele. Auch wenn Keramik, Bekleidung und Schmuck in der Überzahl sind, es gibt auf dem kleinen, eher familiären Markt doch auch einige Entdeckungen zu machen.

Sie ist eine der letzten ihrer Art. In ihrem Metier haben längst Maschinen den Menschen verdrängt. Mit ihren schillernden Kissen ist Elisabeth "Li" Tröster (59) nicht das erste Mal auf dem Kunsthandwerkermarkt. Die leuchtenden Farben, beige und grau, sind weit und breit nicht zu entdecken, faszinieren nicht nur die Künstlerin, auch die Passanten bleiben stehen.

Die "Tröster-Lis", ganz kleine Kissen mit duftender Lavendelfüllung, fallen ins Auge. Die gelernte Handweberin sitzt im Schatten der Marienkapelle, natürlich auf ihren eigenen Erzeugnissen und näht gerade Knöpfe an die Kissenbezüge. "Da nehme ich kein Plastik, sondern antikes Perlmutt. In den alten Sachen steckt doch viel Liebe zum Detail."

Knöpfe aus Muschelschalen

Dabei recycelt Li Tröster die Knöpfe aus Muschelschalen, die ihr Kunden vorbeibringen. Im Inneren sind wahlweise tierische Daunen, Dinkelpelz oder die flachsähnliche Kapokfaser. Ihre Webstühle vom Anfang des 20. Jahrhunderts stehen im "Blauen Haus", das man im Kasendorfer Ortsteil Döllnitz nicht übersehen kann.

Beim Spaziergang unter freiem Himmel kann man zusehen, wie Opale geschliffen werden, welch farbensatte Schachteln aus Papier möglich sind, und man kann sogar hören, wie ein Saxophon aus Holz klingt. In den künstlerischen Pausen stärken sich die Besucher entweder mit hausgemachter Fischsuppe, deftigen Bratwurstbrötchen, oder genießen eine Viertelstunde Sonnenschein.

Ein "versponnenes" Künstlerpaar

Im Pfalzgraben haben sich nicht nur herzhafte Holzkünstler, schlagkräftige Kunstschmiede und Erschaffer sandsteiniger Engelsfiguren angesiedelt. Auch John Mc Namara (53), ein gebürtiger Schotte, der in Irland aufgewachsen ist und zuletzt vor 14 Jahren in Neuseeland gelebt hat. Er und seine Ehefrau Claudia Schwarz (47) sind "versponnen". So nennt sich das Duo, das im niederbayerischen Attenhofen ausgefallene und ausgezeichnete Sichtschutze aus Metall und allen denkbaren Naturmaterialien herstellt.

"Meine Frau ist die Künstlerin, ich bin der Arbeiter." Von einem Nachbarn hat er in wenigen Minuten das Schweißen gelernt und gibt der Kreativität seiner Frau nun einen eisernen Rahmen. "Außerdem flechte ich die hellen oder dunklen Weiden hinein, bis die Arme müde werden."

Mehr als 100 Aussteller aus der Region

Zum Abschluss des mehrstündigen Rundgangs, immerhin sind mehr als 100 Aussteller aus der Region, aus dem übrigen Deutschland und dem benachbarten Ausland zu bestaunen, führt der Weg in das Pfalzgewölbe. Auch dort hat der Besucher die Qual der Wahl.

Über 100 Kuchen bietet der Kinderschutzbund Forchheim mit 35 ehrenamtlichen Helfern dort an. Bei einer Tasse Kaffee kommt man mit anderen Besuchern ins Gespräch. Der Kunsthandwerkermarkt bringt nicht nur Kunden und Objekte zusammen. Er verbindet auch die Menschen.

Volle Fußgängerzone bei verkaufsoffenem Sonntag

Ungewohnt viele Menschen tummelten sich gleichzeitig am verkaufsoffenen Sonntag in Forchheims Innenstadt. Wer einen Parkplatz oder einen freien Platz in einem der Cafés ergattern wollte, brauchte Geduld und Glück. So wie Brigitte Donhauser aus Burgthann. Im Garten des Cafés und der Töpferei „Himmel und Erde“ von Angelika Heim genoss sie das schöne Wetter. Für Heim war der Sonntag „ein totaler Glücksgriff“.

Ähnlich äußerte sich Marianne Ernst von der gleichnamigen Boutique. „Die Kunden schätzen es, ohne Stress einkaufen zu können“, sagte sie. Besonders Besucher aus den umliegenden Städten machten sich am Sonntag auf in die Stadt, beobachtete Ernst.

Das gute Wetter und die Kombination mit dem Kunsthandwerkermarkt hätten sich ausgezahlt. Das sah man auch an den langen Schlangen, die sich vor den Eisdielen der Stadt bildeten.

Keine Kommentare