Forchheimer Pfalzmuseum stellt digitales Museumskonzept vor

13.10.2020, 15:11 Uhr
Forchheimer Pfalzmuseum stellt digitales Museumskonzept vor

© Screenshot: www.kaiserpfalz.forchheim.de (bildwerk.art)

Das lange Warten auf ein Ende des vorgezogenen nicht-öffentlichen Teils der Sitzung hat sich für Susanne Fischer mehr als gelohnt: Am Ende der Präsentation der Leiterin des Pfalzmuseums war der gesamte Haupt-, Personal- und Kulturausschuss des Stadtrates wahlweise "beeindruckt" (Bürgermeisterin Annette Prechtel, FGL) "geplättet" (Martina Hebendanz, CSU) oder "schlichtweg begeistert" (Manfred Hümmer, FW). Letzterer fügte mit Blick auf Fischer hinzu: "Man kann Sie gar nicht genug loben."

Was da für so viel Verzückung sorgte? Die Museums-Chefin stellte die Ergebnisse dessen vor, was sie und ihr Team im Zuge des Corona-Lockdowns seit März ausgetüfelt haben: Eine Museums-App und einen virtuellen Rundgang durch die Kaiserpfalz. Das sei nicht weniger als "ein Meilenstein" für das Museum, wie Fischer meinte – und hinterher einhellige Zustimmung dafür bekam.

Mit der App erhält die bestehende Webseite der Pfalz ein zeitgemäßes und raffinierteres Pendant: Entwickelt in Zusammenarbeit mit der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, können alle relevanten Infos rund um die vier Museen der Kaiserpfalz (Archäologiemuseum Oberfranken, Stadtmuseum Forchheim, Trachtenmuseum, Erlebnismuseum Rote Mauer) übers Smartphone abgerufen werden. Und das nicht nur als trockene Texte, sondern auch mit jeder Menge Bildern, kurzen Videos und Audio-Elementen.


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Für die professionell gedrehten Filme zeigte sich der überregional bekannte Forchheimer Kameramann Sebastian Wiegärtner verantwortlich. Die kurzen Hörspiele, in Deutsch wie in Englisch verfügbar, wurden vom hiesigen Musiker (und "Forch"-Schöpfer) Simon Michael produziert, gesprochen werden sie unter anderem vom "Kellerkommando"-Gründer David Saam aus Heroldsbach und der Sängerin/Schauspielerin Senta-Sofia Delliponti (die bis vor Kurzem zur Darstellerriege der unkaputtbaren RTL-Seifenoper "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" gehörte).

Dabei schlüpfen sie, mitunter augenzwinkernd, in die Rollen diverse historischer Persönlichkeiten Forchheims – wie des Glockengießers Johann Conrad Roth, des Unternehmers Friedrich Seltsam oder aber auch einer der Forellen aus dem Stadtwappen.

Die originellen Audio-Schnipsel sorgten für den ein oder anderen Lacher im Gremium – und die im Haushalt veranschlagten Entwicklungskosten der Museums-App (23 500 Euro) konnten ebenfalls eingehalten werden, so Fischer.

Die Anwendung ist noch nicht für alle Museumsbereiche fertiggestellt, größtenteils soll das aber noch bis Ende 2020 erfolgen. Dann kann die App über die Internetseiten des Pfalzmuseums und der Stadt bei Google heruntergeladen werden.

Schließlich konnte Fischer zur absoluten Kür kommen: dem virtuellen Rundgang durch die Kaiserpfalz. Ein Vorhaben, das man, so die Museumsleiterin, zu Beginn des Jahres noch nicht einmal in der Planung hatte. Doch mit Corona und den abgesagten Veranstaltungen wurden unerwartete Kapazitäten frei. Das Ergebnis ist bereits auf der Webseite des Pfalzmuseums sicht-, erleb- und (digital) begehbar.


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Der Nutzer kann nun in 3D und unter Audio-Anleitung – ebenfalls in Deutsch oder Englisch – die Museen erkunden; vom Eingang zur Pfalz startet man durch den Innenhof ins Kellergewölbe oder von Stockwerk zu Stockwerk, vorbei an den Ausstellungsstücken. Und auch der digitale Abstieg unter die Rote Mauer ist möglich.

Technisch entwickelt wurde der Rundgang von der Bamberger Firma bildwerk.art, vertont wiederum unter der Regie Simon Michaels. Rund 12 000 Euro hat die Anwendung gekostet. Geld, das – wie die Ausgaben für die App – gar nicht erst neu locker gemacht werden musste: Die Kosten für die digitale Offensive werden über die frei gewordenen Mittel für die ausgefallenen Großveranstaltungen Kunsthandwerkermarkt und Afrika-Kulturtage mehr als gedeckt.

So war es für die Stadträte am Ende reine Formsache: Geschlossen stimmten sie der Weiterentwicklung der Museums-App zu. Thomas Werner (CSU) meinte: "Jetzt bekommt die Kaiserpfalz immer mehr den Stellenwert, den sie verdient." Zu lange habe das Museum eher ein "Schattendasein" geführt.

Sein Parteikollege Josua Flierl schloss sich an: App und Rundgang seien "tatsächlich Meilensteine", die das Pfalzmuseum werbetechnisch und digital weit nach vorne katapultierten – vor allem der virtuelle Rundgang, den er in dieser Form nur von Weltrang-Museen wie dem Guggenheim kenne, so Flierl.

Es gebe "ja wirklich nicht viel, was man Corona abgewinnen kann", sagte Martina Hebendanz zu Susanne Fischer, "aber für unser Pfalzmuseum und die Arbeit, die Sie und ihre Mitarbeiter da geleistet haben, war es ein Segen".

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