Forchheimer Realschule gewinnt Europäischen Schulmusikpreis

26.4.2020, 09:57 Uhr
Forchheimer Realschule gewinnt Europäischen Schulmusikpreis

© Foto: Georg-Hartmann-Realschule

Instrumente erlernen und gemeinsam als Band musizieren: Die Bandklasse, die 5a der Georg-Hartmann-Realschule Forchheim, hat das bereits. Aber gelernt haben die 26 Schülerinnen und Schüler das in Lernvideos. Das Projekt "Selbstgesteuertes Lernen mit Lernvideos" erhält nun den Europäischen Schulmusikpreis (ESP).

"Der Erfolg ist überwältigend. Die Schüler fragen nach mehr Videos und ich komme mit dem Erstellen gar nicht hinterher. Dass wir nun auch den Preis bekommen und sich die Arbeit gelohnt hat, freut mich ungemein", sagt Andreas Pleichinger, Musiklehrer an der Georg-Hartmann-Realschule. Begonnen hat er das Projekt im Herbst 2019 zusammen mit dem Musiklehrer Marc Nijkamp, der auch Erfahrung als Gitarrist hat. Die Sparkasse Forchheim hat das Projekt mit einer Spende in Höhe von 4000 Euro unterstützt.

Gemeinsam als Band performen

Der 38-Jährige hat zahlreiche Lernvideos erstellt und mit einer Software die Notenabfolge für verschiedene Instrumente in drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden unterteilt: Talent, Experte und Profi. Die Schüler scannen dann einen QR-Code und gelangen direkt zu den Noten. Zuerst beginnen alle als Talent, wer Vorkenntnisse hat oder schnell lernt, kann dementsprechend die schwierigeren Parts als Experte oder Profi übernehmen.

Die Notenabfolge oder beispielsweise Gitarrengriffe werden den Schülern als Video angezeigt, die Schüler können direkt mitspielen. So erlernen sie ein Instrument und studieren ihren Part ein. Das alles geht mit den Schul-Tablets in Eigenregie – um dann als Bandklasse im nächsten Musikunterricht zusammenzukommen und gemeinsam zum Beispiel das Lied "Drunken Sailor" oder "Born in the USA" zu performen.

4000 Euro Preisgeld

"Den Schülern macht das unglaublich viel Spaß. Sie können auch ohne Vorkenntnisse von Anfang an Musik machen und mitspielen. Das hat alle motiviert", sagt Pleichinger. Und die Schüler könnten anhand ihrer Fähigkeiten gefördert werden.

Der Europäische Musikschulpreis ist mit 4000 Euro dotiert, die dem Musikunterricht zugute kommen sollen. "Ich würde gerne neue Instrumente kaufen, beispielsweise einen Klassensatz Ukulelen", so Pleichinger, der auch im Bereich der Musikpädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg tätig ist.

Musizieren im Unterricht fördern

Im Rahmen seiner Tätigkeit an der FAU unterstützt er beim Projekt "klasse.im.puls" Mittel- und Realschulen bei der Umsetzung von Bandklassen. Die Lernvideos hat er aber nur an der Georg-Hartmann-Realschule als neues pädagogisches Konzept umgesetzt. Damit hat er sich beim Europäischen Schulmusikpreis beworben, den die Society Of Music Merchants seit 2010 mit dem Ziel vergibt, instrumentales Musizieren im Unterricht zu fördern. Er wird jedes Jahr in sechs Kategorien verliehen und ist insgesamt mit 21 000 Euro dotiert.

"Auch und gerade in Zeiten der Corona-Krise kommt dem Musikunterricht eine zentrale Rolle für die Entwicklung unserer Kinder zu: Er führt nicht nur zu besseren schulischen Noten insgesamt und einer höheren Sozialkompetenz, wie unzählige Studien belegen", teilt Daniel Knöll mit, Geschäftsführer der Society Of Music Merchants. Die im Unterricht erworbene Kompetenz zu musizieren, mache auch Freude und verbinde über Grenzen hinweg. "Wir freuen uns sehr, dass das ausgezeichnete Lernkonzept des diesjährigen Preisträgers eindrucksvoll zeigt, wie mit zukunftsweisenden Ideen guter Schulmusikunterricht auch in Zeiten von Corona möglich sein könnte," so Knöll.

Digitalisierung im Unterricht

"Das Projekt zeigt, was mit Digitalisierung im Unterricht möglich ist", sagt Pleichinger, "wobei es teils noch an der Infrastruktur fehlt". Bislang stellte er die Videos über seine private Cloud zur Verfügung, weil das noch nicht auf einem Schulserver möglich war. Die Schüler hätten bei dem Projekt gelernt, selbstständig zu üben. Viele hätten zuhause weiter geübt und das Musizieren als Freizeitbeschäftigung für sich entdeckt.

"Einen Lehrer ersetzt das natürlich nicht. Die Lehrer-Schüler-Interaktion ist weiterhin wichtig, aber die Technik ist eine sinnvolle Unterstützung", betont Pleichinger. Im nächsten Schuljahr soll das Projekt mit einer neuen fünften Klasse fortgeführt werden.

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