Forchheimer Start-Up legte mitten in der Corona-Krise los

6.6.2020, 14:17 Uhr
Louisa Herold und Nicholas Mohnlein führen das Forchheimer Beratungsunternehmen JungAdler.

© Ulrich Graser Louisa Herold und Nicholas Mohnlein führen das Forchheimer Beratungsunternehmen JungAdler.

Nicholas Mohnlein ist als Unternehmer eigentlich schon ein alter Hase, trotz seiner erst knapp 27 Jahre. Und doch nennen er und seine Geschäftspartnerin Louisa Herold ihr neuestes Projekt "JungAdler". Von der Dachterrasse ihres Firmensitzes aus, einer umgebauten Scheune zwischen Hauptstraße und Hornschuchallee, nicht weit entfernt vom Forchheimer Storchennest, kann man sich gut vorstellen, wie junge Adler den elterlichen Horst verlassen und in die Selbstständigkeit gleiten. Genau darum geht es den beiden nämlich.

Die JungAdler helfen, sagen sie, jungen Menschen, die sich selbstständig machen wollen "und die nicht wissen, wie und wo." Zum Beispiel welche Rechtsform eine Firma haben sollte, wo es Zuschüsse gibt, wie genau der Firmenzweck aussehen soll: "Wir betrachten die Dinge aus einer anderen Perspektive", sagt Louisa Herold (30). Daher der Name: Der Adler schaut von oben, von außerhalb also auf die Welt.

In dem Moment, als Herold und Mohnlein ihr Unternehmen JungAdler gerade starten wollten, brachte die Coronakrise mit dem Shutdown aller nicht lebensnotwendigen Geschäfte alle geplanten Aktivitäten zum Halten.

In dieser Situation griffen sie auf ihr Netzwerk zurück und setzten mit der Händlervereinigung HeimFOrteil die Gutschein-Aktion #zusammenhaltenfo auf: "Das war das einzige, was online ging", so Mohnlein, der seinen Master in Energietechnik gemacht hat. Am Ende waren Gutscheine im Wert von über 32 000 Euro verkauft, für 41 Läden in Forchheim und Umgebung.

Doch wie gesagt: ein Nebenprodukt, ohne Profit (Herold: "Unbegreiflich für viele"). Eigentlicher Firmenzweck ist die Beratung bei Geschäftsideen: Wo sind Schwächen, wo sind Möglichkeiten? Die JungAdler haben sich in der Holzstraßen-Scheune mit Kollegen ähnlicher Fachrichtungen zusammengetan, zum Beispiel mit der Firma "pepperformance", und wollen nun gemeinsam jungen Leuten dabei helfen, flügge zu werden: "Unser Netzwerk ist dabei auf ganz Forchheim ausgestreckt", so Herold. Will sagen: Was wir nicht wissen, das kann ein anderer beantworten.

Ableger in Hamburg

Der Forchheimer Nicholas Mohnlein gründete schon 2014 seine erste Firma: "moonrepair" in der Hainbrunnenstraße. Das digitale Geschäftsmodell konzentriert sich auf die Reparatur von Smartphones und Tablets. Mittlerweile existiert in Hamburg ein Ableger davon. Mohnlein: "Zwischen Erlangen und Bamberg sind wir die größte Reparaturwerkstatt." Ihr Markenzeichen: die "Moonbox". Aber das ist wieder ein anderes Kapitel.

Louisa Herold, gebürtig aus Altendorf im Kreis Bamberg, studierte Mechatronik – nicht gerade eine Frauendomäne. Danach arbeitete sie, vorwiegend im Bereich Projektmanagement, bei Firmen wie Brose, Valeo-Siemens und Audi. Nun also die Selbstständigkeit in Forchheim: "Ich will dabei ein Vorbild sein", vor allem für Frauen: "Nur ein Fünftel derjenigen, die sich selbstständig machen, sind Frauen." Louisa Herold will Geschlechtsgenossinnen "anstoßen sich zu trauen, in die Selbstständigkeit zu gehen, gerade jetzt in der Krise".

Dass diese Krise bald überstanden sein wird, hoffen nicht nur Herold und Mohnlein. Sie stecken in den Startlöchern fest und wollen nichts sehnlicher als loslegen. Oder besser: losfliegen. Getreu ihrer eigenen Devise, wie Nicholas Mohnlein sagt: "Alles läuft über Eigeninitiative: Der Erfolg stellt sich nur dann ein, wenn die Menschen einen Drang verspüren, sich verändern zu wollen." Und wenn sie nicht durch ein Virus ausgebremst werden.

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