Forchheimerin glückt der Ausstieg aus der Drogenszene

8.12.2020, 12:00 Uhr

„Es waren turbulente Zeiten, geprägt von Drogen, mehreren Haussuchungen, ein reines Chaos.“ Die Zustände, die Rechtsanwalt Stefan Kohler aus Forchheim schilderte, hat seine Mandantin Magdalena (Name geändert) hinter sich gelassen. Und zwar wortwörtlich. Inzwischen ist sie nach Unterfranken umgezogen, nachdem sie in ihrer Heimat weder im Trubachtal, noch in Bamberg vor den Nachstellungen aus dem Milieu sicher war. Immer wieder hatte man ihr aufgelauert, sie daheim „besucht“ und war buchstäblich mit der Tür ins Haus gefallen: „Sie hat panische Angst“, sagte ihr Verteidiger.

Dabei war die heute 27-jährige Magdalena eine Zeit Teil der Drogenszene Forchheims. Das belegen die Utensilien in ihrer Wohnung: Die Polizei fand etwa einen sogenannten Crusher, mit dem man Blüten und Blätter der Cannabispflanze zerkleinern kann. Aber auch eine Anleitung zur Herstellung von Crystal-Meth tauchte auf. Aber auch eine Verkehrskontrolle im März 2019 zeigt, dass sie mit Drogen in Berührung kam: Magdalena war mit dem Fahrrad unterwegs, in ihrer Handtasche hatte sie fünf Gramm Marihuana, ein Gramm Amphetamin und 0,14 Gramm Crystal-Meth dabei. 

Auch dieser unerlaubte Besitz von Betäubungsmitteln, wohl für den eigenen Verbrauch, kam zur Anklage. Wobei Magdalena angab, die härteren Rauschmittel nur für andere zu transportieren. In Magdalenas vier Wänden fand man tags darauf einen Totschläger, der als verbotene Waffe gilt; einen Schlagstock und eine Druckluft-Pistole. 

Der Totschläger gehörte nicht ihr, die anderen Gegenstände sind, zumindest so lange sie nicht in der Öffentlichkeit herumgetragen werden, strafrechtlich nicht von Belang. Für das Strafmaß spielten hingegen viele Einträge im Verkehrsregister in Flensburg und Vorstrafen wegen Diebstahls und Fahrens ohne Fahrerlaubnis eine Rolle. Zwei Monate hatte Magdalena deswegen schon im Gefängnis gesessen. „Diesen Denkzettel habe ich offensichtlich gebraucht“, meinte die junge Frau.

Das Rauschgift und ihre von einem Sachverständigen festgestellte Abhängigkeit führten dazu, dass sie vor zwei Jahren ihren Führerschein verlor und dann einfach ohne herumkurvte. Sie wurde in Kirchehrenbach und Forchheim aufgegriffen. Auch in Erlangen und Nürnberg geriet sie jeweils „ohne Lappen“ in Verkehrskontrollen. Die Verfahren dort wurden eingestellt. 

Vom Amtsgericht Stadtroda hingegen bekam sie eine Geldstrafe aufgebrummt. Da hatte man sie auf einem Thüringer Teilstück der Autobahn 9 hinter dem Steuer ihres Autos aus dem Verkehr gezogen. Mitunter hatte sie zuvor „Gras“ geraucht oder noch eine Notration davon bei sich.

Im vergangenen Jahr hat sich Magdalena eine neue Arbeit gesucht. Sie hat fast 100 Kilometer zwischen sich und ihre falschen Freunde gebracht. Und sie hat sich mit Hilfe einer Suchtberatung ihren Dämonen gestellt. Demnächst will sie auch wieder ihre kleine Tochter zu sich holen, die derzeit nach einer Intervention des Jugendamts bei Magdalenas Mutter lebt. 

Diese „Wandlung vom Saulus zum Paulus“, wie es Rechtsanwalt Kohler nannte, beeindruckte Strafrichterin Silke Schneider: „Das schaffen ehrlich gesagt die wenigsten, die ähnliche Probleme hatten wie Sie“. Die Juristin orientierte sich beim Urteil an den Anträgen der Staatsanwältin Julia Pfeufer und verhängte eine Geldauflage von 1000 Euro zugunsten des Vereins Brückla Forchheim, ein dreimonatiges Fahrverbot und ein Rauschgift-Verbot während der dreijährigen Bewährungszeit. Dessen Einhaltung wird mit Urin-, Haar- oder Blut-Screenings überprüft. 
Sie drücke ihr die Daumen, dass man sich nicht mehr vor Gericht sehe, gab Richterin Schneider der Angeklagten mit auf den Weg.

Udo Güldner