Forchheims Kaiserpfalz: Bastionsmauer bröckelt

19.3.2019, 20:00 Uhr
Forchheims Kaiserpfalz: Bastionsmauer bröckelt

© Foto: Ralf Rödel

Die Brandermittler der Polizei haben sich im letzten Jahr auf der Bastion gründlich umgesehen, sagt Armin Dippold. Er leitet in Bamberg das Kommissariat 1 der Polizeidirektion, zuständig für die Ermittlung von Brandursachen. Zunächst, so Dippold, gehen die Spezialisten nach dem Ausschlussprinzip vor, wenn keine eindeutigen Hinweise vorliegen: Gab es einen Stromanschluss? Wer hat dort was zuletzt gearbeitet? Wurde zum Beispiel Asche entsorgt?

Je nach Beantwortung dieser Fragen könnte es einen Kurzschluss gegeben haben oder Schweißarbeiten wurden nicht fachgerecht erledigt oder es gab Funkenflug. Dann gilt es für die Polizisten herauszufinden, ob fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt wurde.

Auf Fotos, die am Tag nach dem Brand auf der Bastion angefertigt wurden, sind herumliegende Gasflaschen zu sehen. Klar: In der Grillhütte, die unmittelbar vor der Brüstungsmauer stand, wurde mit Gas gegrillt. Allerdings war die neue Saison des Kaiserstrandes noch gar nicht eröffnet, die Vorbereitungen liefen gerade erst an.

Laut Kommissariatsleiter Armin Dippold gab es im Falle des Brandes auf der Bastionsmauer "Hinweise auf einen eventuell fahrlässigen Umgang mit gefährlichen Stoffen". Neben Gas sei noch etwas anderes im Spiel gewesen. Doch die Hinweise reichten laut Dippold nicht aus, "schuldhaftes Verhalten eindeutig zu beweisen". Daher wurde an die Staatsanwaltschaft nur eine "Meldung" gemacht, keine "Anzeige". Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen Unbekannt ein.

Die Veranstalterin des Kaiserstrandes, eine Erlanger Event-Agentur, blieb nach eigenen Angaben deshalb auf ihrem "Eigenschaden" (die von der Polizei geschätzte Schadenshöhe lag bei rund 50.000 Euro) sitzen und musste in der letzten Saison kurzfristig improvisieren. Um auch die Lizenz für den dritten und letzten Sommer wahrzunehmen, hätte aber neu investiert werden müssen. Angesichts des Zuspruchs der beiden letzten Jahre verzichtet die Agentur aber heuer auf die Wiedereröffnung (wir berichteten).

Aber wer zahlt nun den Schaden an der Stadtmauer? Warum wurde der Schaden nicht schon behoben, sondern ein Jahr lang nur notdürftig mit einer Plane abgedeckt? Die Bilder der Nordbayerischen Nachrichten zeigen, dass der Sandstein unter der Plane seit einem Jahr in größerem Umfang abgebröckelt ist. Sandstein, der unter sehr große Hitzeentwicklung gerät, wie das bei einem Brand der Fall ist, "bricht entweder komplett durch", sagt ein von den NN befragter Steinmetz, "oder er platzt". Der Augenschein an der Pfalzmauer deutet auf Abplatzen hin. Nach Auskunft der Stadt will weder die Haftpflichtversicherung der Event-Agentur für den Schaden aufkommen noch die Gebäudeversicherung der Stadt. Grund: Es gebe keinen festgestellten Verursacher.

"Was gibt der Vertrag her?"

Ein Bild vom Kaiserstrandbetrieb.

Ein Bild vom Kaiserstrandbetrieb. © Roland Huber

Ein Versicherungsagent, der anonym bleiben möchte, sagte unserer Zeitung: "Ein Versicherer fragt immer als erstes: Was gibt der Vertrag her?" Also: Ist in der Gebäudeversicherung der Stadt vielleicht eine gastronomische Nutzung der Bastion ausgeschlossen? Gastronomische Nutzungen bergen immer ein erhöhtes Brandrisiko: "Das lassen sich die Versicherer natürlich bezahlen." Zu den Details von Versicherungsverträgen gibt die Stadt aber keine Auskunft.

Es bleibe die Frage, warum die Haftpflicht der Agentur nicht einspringt. Denn ohne den Brand der Grillhütte hätte es keinen Schaden an der Mauer gegeben. "Das ist so", sagt der Versicherungsvertreter, "wie wenn Ihre Gartenhütte in Brand gerät und die Flammen das Gelände des Nachbarn beschädigen". Den Fremdschaden zahlt die Haftpflichtversicherung. Da aber laut Stadtverwaltung keine Versicherung bereit sei, den Schaden zu regulieren, müsse gefragt werden: "Fehlen der Stadt die Anspruchsgrundlagen für eine Klage gegen die Versicherung der Event-Agentur?" Erst wenn die Stadt eine Klage einreichen würde, glaubt der erfahrene Versicherungsagent, "wird sich etwas tun".

Der Brandeinsatz der Feuwerwehr in der Nacht zum 9. April 2018 auf der Bastion.

Der Brandeinsatz der Feuwerwehr in der Nacht zum 9. April 2018 auf der Bastion. © Feuerwehr Forchheim

Die Stadt betont in ihrer jüngsten Stellungnahme, sie strebe eine "einvernehmliche Lösung" mit der Versicherung an, keine "Klagelösung". Erstmals, nach wiederholtem Nachhaken unserer Redaktion, nennt die Stadt eine Schadenshöhe: circa 55.000 Euro. Diese Summe schätzte eine Steinmetzfirma laut Stadtverwaltung schon vor einem Jahr. Geschehen ist nichts. Grund laut Stadt: "Ein Beginn der Reparaturarbeiten war zum einen nicht möglich, da hierzu während des laufenden Regulierungsverfahrens durch den Schadensversicherer der Eventgastronomie dessen Einverständnis fehlte und zum anderen wurden witterungsbedingt (Wintereinbruch) keine Reparaturarbeiten begonnen."

Inzwischen habe der "Schadensversicherer eine Regulierung grundsätzlich abgelehnt", weil kein Schuldiger festgestellt werden konnte. Den benötige man aber "zur Durchsetzung eines deliktischen Schadenersatzanspruches". Ohne ihn seien die "Erfolgsaussichten einer zivilrechtlichen Klage schwer zu beurteilen", zumal "die Stadt an einer kostenintensiven Klagelösung nicht interessiert" sei. In Verhandlungen erhoffe sie sich eine "gütliche und vor allem für die Stadt günstige Lösung".

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