Forchheims Rappen-Keller: Eine Ära geht zu Ende

4.10.2019, 06:00 Uhr
Am Rappen-Keller reichte Andreas Woithe die letzten Teller durch die Luke, Alexandra Seitz trug sie zu den hungrigen Gästen. Nach 18 Jahren hört das Wirtepaar auf und eröffnet am Freitag, 4. Oktober, „Auszeit bei Alex und Andreas“ im ehemaligen Bammersdorfer Sportlerheim.

© Leo Hühnlein Am Rappen-Keller reichte Andreas Woithe die letzten Teller durch die Luke, Alexandra Seitz trug sie zu den hungrigen Gästen. Nach 18 Jahren hört das Wirtepaar auf und eröffnet am Freitag, 4. Oktober, „Auszeit bei Alex und Andreas“ im ehemaligen Bammersdorfer Sportlerheim.

Zufällig anwesende Gäste bekommen kaum etwas mit von der leicht betrüblichen Stimmung. Dem Servicepersonal – darunter Woithes Lebensgefährtin Alexandra Seitz, mit der er den Keller betreibt – ist ohnehin nichts anzumerken. Sie spulen ihr Programm routiniert ab. Lediglich ein paar mit Kreide auf eine Speisentafel geschriebenen Sätze weisen auf den baldigen Wechsel hin und kündigen einen Neuanfang zum 4. Oktober in Bammersdorf an. Nach und nach trudeln Stammgäste ein, die herzlich begrüßt werden. Sie übergeben Blumen und Erinnerungsgeschenke.

Darunter große Bilderrahmen, auf denen unschwer vergnügliche Stunden im Kellerwald zu erkennen sind. Das Wirtepaar um Alexandra Seitz und Andreas Woithe zeigt sich gerührt von so viel Zuspruch und kommt erst später am Abend zur Ruhe, um über die Gründe Auskunft zu geben.

Die Entscheidung den Rappen-Keller aufzugeben sei bereits Mitte Juni nach Gesprächen mit dem Eigentümer Johann „Hansi“ Modschiedler von der Löwenbräu Buttenheim gefallen, erklärt Woithe: „Es ging um die von allen Wirten im Kellerwald behördlich verlangten Auflagen zur Anschaffung von Fettabscheidern in Küchen, sowie von externen Kühlräumen außerhalb der Sandsteinkeller.“

Für ihn als Pächter wären dadurch Investitionen in Höhe von etwa 25.000 bis 30.000 Euro nötig gewesen, sagt Woithe, „die ich alleine nicht hätte stemmen können.“ Nachdem mit dem Brauereibesitzer keine Einigung zur Kostenübernahme zustande kam, erklärte der Wirt – ohne ins Detail zu gehen – habe er schweren Herzens den Entschluss gefasst, nach der Sommersaison das Pachtverhältnis von sich aus zu beenden.

Lebensgefährtin Alexandra Seitz zieht pragmatisch Bilanz und guckt bereits nach vorne: „Das Baby Rappenkeller ist 18 Jahre alt geworden und somit also volljährig. Nun kümmern wir uns um unser neues Kind.“ Es wurde auf „Auszeit bei Alex und Andreas“ getauft. Am Freitag, 4. Oktober, ist die Eröffnungsfeier im ehemaligen Bammersdorfer Sportlerheim.

Trotz der Wehmut, die bei beiden zu spüren ist, geben sie ein paar erklärende Einblicke zu ihrer Entscheidung: „In den Wintermonaten wäre es für unsere Gäste schwierig und wohl auch nicht mehr gemütlich geworden. Denn es stehen jetzt schon 13 Kühlgeräte in der Stube, die künftig auch im Winter hätten stehen bleiben müssen“, erklärt Seitz.

Da wäre nicht mehr Platz für etwa 30 Personen gewesen, sondern maximal nur noch für die Hälfte, zwischen brummenden Geräten.
Gerade das lauschige Ambiente in der hölzernen Stube zwischen dem wärmenden Ofen und der Theke wäre verloren gegangen und ein Umsatzeinbruch zu erwarten gewesen, meint der Wirt.

Den Namen „Auszeit“ für das neue Lokal haben sie bewusst gewählt, sinnbildlich, um mit dem Keller abzuschließen, sagt Seitz: „Und wir wollen durch dieses Motto unseren Gästen gleich zeigen, dass sie bei uns wie gewohnt Ruhe und Entspannung bei guter Verpflegung bekommen. Für ihre eigene Auszeit vom Alltag.“

Weinfest oder Burger-Wochen

Beim Angebot orientieren sie sich zunächst an Bewährtem, es sprudeln aber auch neue Ideen: „Natürlich bieten wir jeweils einen sonntäglichen Mittagstisch und Abendkarten an, wie es unsere Gäste vom Keller kannten. Und unser Personal für Service und Küche möchten wir soweit wie möglich ebenfalls halten.“

Auch der Schenker Henry Hallmann, der im Keller-Gewölbe ungesehen die wichtigste Arbeit erledigte, wird bald wieder den Anstechschlegel schwingen. Im Frühjahr wird vor der benachbarten Grillhütte ein Biergarten mit bunten Lichtern für die Sommersaison realisiert.
Das gemauerte Gebäude bietet weitere Optionen, findet Woithe: „Wir können Karpfenpartien oder geruchintensive Speisen, wie gegrillte Fische, anbieten, ohne dass es in den Wirtsräumen danach riecht.“ Außerdem eigne sich das Gebäude für ein kleines Weinfest mit Zwiebelkuchen und Bremser.

Seine Partnerin erhofft sich mehr Lebensqualität durch das nur etwa 50 Meter entfernte Zuhause, in dem beide seit drei Jahren wohnen: „Wir werden weniger Zeitaufwand haben, weil die Fahrzeiten schon mal wegfallen und sind weniger vom Wetter abhängig. Und für mich schließt sich hier ein kleiner Kreis, mein Opa hat einst den Sportplatz mit angelegt.“

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