Wald

Förster klärt auf: Hilft der kühl-nasse Mai den Forchheimer Wäldern?

29.5.2021, 13:39 Uhr
Hilft der kühl-nasse Mai den Forchheimer Wäldern? Daniel Schenk, Leiter des Forstreviers Neunkirchen, klärt auf.

Hilft der kühl-nasse Mai den Forchheimer Wäldern? Daniel Schenk, Leiter des Forstreviers Neunkirchen, klärt auf.

Herr Schenk, wie geht es den Wäldern im Landkreis Forchheim gerade?

Daniel Schenk: Die aktuelle Witterung hat dem Wald sehr gut getan hat. Sie hat hervorragende Voraussetzungen für das Anwachsen der jungen und die Erholung der alten Wälder geschaffen. Das satte Grün ist auch einfach schön anzusehen. Es zeigt, dass die Kräfte der Natur wieder erwachen.

Was für Vorteile hat es, dass die letzten Wochen unterdurchschnittlich kühl waren?

Schenk: Die kühle Temperatur hemmt die Entwicklung von Schadinsekten, das kommt uns sehr entgegen. Besondere Probleme machen ja bekanntermaßen die Fichten-Borkenkäfer, also der Buchdrucker und der Kupferstecher. Das sind unsere allerwildesten Kontrahenten. Es gibt aber auch den Kiefernprachtkäfer, der im Unterland den Kiefern Schwierigkeiten macht.

Und der viele Regen?

Schenk: Es ist toll, was sich da aufsummiert hat über die letzten Tage und Wochen. Das war jetzt schon nah dran an dem, was man früher als Landregen bezeichnet hat. Das sind die Art von Regenfällen, die auch unten in den tieferen Mineralböden ankommen werden. Der Transport dorthin ist aktuell zwar noch nicht abgeschlossen, doch es ist ein Hoffnungsschimmer.

Kann man von einem Ausgleich für die letzten zu trockenen Jahre sprechen?

Schenk: Nein. Ein Ausgleich ist immer nur ganz begrenzt möglich, weil die Wasserspeicherung vor allem in tieferen Böden mehrere Monate lang Zeit braucht, und auch im letzten Winter zu wenig Regen runter kam. Im Waldboden kann man nicht mit wenigen Wochen Regen das ausgleichen, was monatelang zuvor gefehlt hat. Das funktioniert nur bei einer Zimmerpflanze im Topf, die kann ich ordentlich tränken.

Gibt es Unterschiede innerhalb des Forchheimer Landkreises? Laut dem Dürremonitor ist es im westlichen Landkreis, zum Beispiel in der Unteren Mark und in Richtung Höchstadt weiterhin zu trocken, während im östlichen Oberland der Fränkischen Schweiz alles in Ordnung scheint...

Schenk: Es ist nach wie vor so, dass wir im Landkreis zweigeteilt sind: Aufgrund der Höhenlage ist das Oberland grundsätzlich besser mit Niederschlägen versorgt als das Unterland, also dem Regnitztal und alles westlich davon. Und dann haben wir noch kleinflächige Faktoren wie einzelne Berge, die als Wetterabweiser gelten. Es gibt Gegenden bei uns, die bekanntermaßen besonders trocken sind und vom Regengeschehen nicht übermäßig verwöhnt werden. Und auch die Böden sind unterschiedlich: Wir haben hier viele Sandböden, die halten generell das Wasser nicht sehr lange. Wir haben aber auch schwere Tonböden, die nehmen das Wasser wenig auf. Vor diesem Hintergrund wird es immer so sein, dass man die Lage fast von Grundstück zu Grundstück neu bewerten muss.

Hat das aktuelle Wetter eigentlich auch Nachteile?

Schenk: In unserer Forstarbeit gibt es ein paar Erschwernisse. So ist die Sättigung der Böden mit Wasser eine zweischneidige Sache: Wenn wir den Borkenkäfer jetzt noch entdecken, also Flächen mit Handlungsbedarf erkennen, dann können wir diese ganz ganz schlecht anfahren, denn aufgeweichte Böden stellen für jede Forstmaschine ein Problem dar. Man kann es schon machen, aber hinterher schaut es dann wirklich wüst aus. Wir können aktuell nicht so schnell und präzise handeln, wie wir es manchmal müssten.

Sollte es im Sommer erneut Hitze- und Trockenperioden geben, würden die Wälder diese dann besser wegstecken als in den vergangenen Jahren?

Schenk: Zumindest für eine Hitzeperiode im Frühsommer dürfte das Mai-Regenwasser genau im richtigen Moment an den Wurzeln angekommen sein. Aber unser großes Problem sind die hohen Bestände an Schadinsekten, die auch jetzt in den Fichten warten und sich von der guten Wasserversorgung der Bäume nicht bremsen lassen. Die sind da und die werden sich neue Opfer suchen. Aber trotzdem: Ein guter Start ist es schon mal, die Niederschlagsmengen aus dem Mai verbuchen wir auf der Haben-Seite. Über die freuen wir uns sehr!

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