Frage im Ausschuss: Wie viele Hennen schafft ein Hahn?

16.11.2020, 16:04 Uhr
Wie viele Hennen schafft ein Hahn? Um Fragen wie diese drehte sich die Debatte im Bauausschuss der Gemeinde.

© Hans-Joachim Winckler Wie viele Hennen schafft ein Hahn? Um Fragen wie diese drehte sich die Debatte im Bauausschuss der Gemeinde.

Gleich zu Beginn der Sitzung überraschte Thomas Schmitt (UWG) mit dem Antrag, den Punkt über die Genehmigung der drei mobilen Hühnerställe auf einem Grundstück in der Heroldsbacher Straße von der Tagesordnung zu nehmen – damit man ausreichend Zeit habe, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Schließlich sei er als Mandatsträger erst vor zwei Wochen erstmals mit dem Thema konfrontiert worden, so Schmitt.

Da es sich bei den mobilen Ställen um ein Projekt des Bauausschussmitglieds und Gemeinderats Daniel Singer (CSU) handelt, durfte dieser nicht an der Abstimmung teilnehmen. Deswegen war er auch nicht anwesend, sondern schickte den dritten Bürgermeister Johannes Stadter (JB) als Vertretung. Der Antrag der UWG, das Thema zu vertagen, wurde mit 4:5 abgelehnt. Das Gremium musste sich also doch damit beschäftigen.

Es gehe lediglich um eine Bauvoranfrage, sagte Bürgermeister Bernd Ruppert (CSU). Konkret beabsichtigt der landwirtschaftliche Betrieb, der im Innenbereich der Ortschaft bereits eine Hühnerhaltung mit mehreren Hundert Hühnern hat, in den drei mobilen Ställen rund 1000 zusätzliche Hühner unterzubringen.

Tiere werden verschoben

Die Bedenken von Nachbarn wegen möglicher Gerüche nahm Ruppert zur Kenntnis, versuchte sie aber zu entkräften: Man habe im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens "Untere Leithe" über das in der Nähe neu zu errichtende Baugebiet bereits ein Geruchsgutachten von einem unabhängigen Büro erstellen lassen, bei dem die zusätzlichen drei mobilen Hühnerställe in die Berechnungen eingeflossen seien, so Ruppert. Dieses Gutachten zeige, dass die Geruchsbelästigung durch die Hühner nur geringfügig sei.

Der Bürgermeister konnte daher genau wie Gemeinderat Stadter den Wirbel um das Projekt nicht nachvollziehen, denn wenn Singer mobile Hühnerställe angeschafft hätte, die nicht breiter als drei Meter und nicht länger als zwölf Meter seien, wäre das sogar genehmigungsfrei gewesen. "Insofern finde ich es gut, dass er vorher fragt", fand Stadter.

Gerlinde Kraus (SPD) sagte, dass man unbedingt an die direkt angrenzenden Nachbarn denken müsse. Der große Vorteil der beantragten Ställe, sei, dass diese mobil seien und nicht an der östlichen Grundstücksgrenze – wie im Plan eingezeichnet – stehen bleiben müssten, sondern auf der beantragten Fläche immer wieder verschoben werden könnten.

Bedenken hatten mehrere Gemeinderäte und Nachbarn aber nicht nur wegen der Gerüche, sondern auch, weil die Familie Singer ihre Hühnerhaltung bald auf Bio umstellen wolle. Und dann? "Dann kommen zu den Hühnern die Hähne", hieß es in der Sitzung, und es gehe nicht mehr nur um Geruch, sondern auch um Lärm. "Aber wie viele Hennen schafft ein Hahn?", wurde dann gefragt. Diese Frage wurde nur kurz diskutiert, denn keiner der Anwesenden war "Hühner- Experte".

Örtlichen Charakter erhalten

Dann ging es noch um die Frage: Verschandeln Hühner am Ortseingang das Dorfbild? Auch darüber wurde diskutiert, denn einer der mobilen Hühnerställe soll genau dahin kommen, wo die Singers ihren Christbaumverkauf aufbauen; nämlich direkt an der Straße und gegenüber vom Rathaus am Ortseingang. Ein mobiler Hühnerstall schaue schöner aus, als manches baufällige Haus in Hausen, meinte Johannes Stadter. Über Geschmack lasse sich bekanntlich streiten, meinte der Bürgermeister. Und man könne wohl kaum entscheiden, ob "Hühner schön oder nicht schön" seien.

Die UWG-Vertreter sagten, sie würden zustimmen, wenn die Werte des Gutachtens "Untere Leithe" eingehalten würden. Corinna Grimm (CSU) verstand die Diskussion nicht. "Alle Fraktionen haben sich im Wahlprogramm auf die Fahne geschrieben, den dörflichen Charakter zu erhalten", hielt sie den Kritikern vor.

Am Ende wurde – gegen die Stimme von Thomas Schmitt – beschlossen, dass man der Bauanfrage positiv gegenüberstehe, wenn unter anderem die mobilen Hühnerställe nach einer gewissen Zeit immer an anderen Stellen auf dem Grundstück positioniert und wenn die Werte des aktuellen Geruchsgutachten eingehalten werden. Ob die Hühner bald mobil sind, wird sich zeigen: Mit dem Thema muss sich auch noch der Gemeinderat beschäftigen.

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