Naturschutz

Fränkische Schweiz: Kampagne will die Natur vor Tagestouristen schützen

10.6.2021, 10:00 Uhr
Fränkische Schweiz: Kampagne will die Natur vor Tagestouristen schützen

© Berny Meyer

In Streitberg startete die Tourismuszentrale Fränkische Schweiz mit den Landkreisen Bayreuth und Forchheim, dem Naturpark Fränkische Schweiz - Frankenjura, Bauernverband und Bayerischem Gemeindetag die Kampagne „Bitte verhalte Dich richtig !“, die vom Wiesenttaler Bürgermeister Marco Trautner (FW) angestoßen wurde.

Im Lockdown wuchs der Freizeitdruck auf die Fränkische Schweiz durch Tagesausflügler enorm. Die Folge waren Wildparken, Wildcampen, Müll, Fäkalien in der Natur und verärgerte Anwohner und Landwirte.

Bei Organisator Marco Trautner war die Freude groß, dass er die Vertreter aller Beteiligten im „Florida Oberfrankens“ vor dem Streitberger Bürgerhaus zum Start der Kampagne begrüßen konnte. An der B 470 wurde bereits eines der riesigen Transparente aufgestellt, das Grafikerin Yvonne Götz von der Tourismuszentrale entworfen hat und das darauf hinweist, nicht wild zu campen, kein offenes Feuer zu machen, auf den Wegen zu bleiben und keine Abfälle zu hinterlassen.

Sieben Bitten wurden für die Gäste formuliert, die es auch auf kleineren Tafeln, Flyern und Plakaten gibt. Hunde sollen an der Leine geführt, die Tier- und Umwelt soll respektiert und überfüllte Ausflugsziele sollen gemieden werden. So einfach war dies allerdings wegen der Corona-Auflagen alles nicht. Die Wirtshäuser hatten geschlossen und irgendwo mussten die Menschen, die vor allem aus dem Ballungsraum Nürnberg in die Fränkische Schweiz strömten, auch ihre Notdurft verrichten.

Für die Ebermannstädter Bürgermeisterin Christiane Meyer, die in ihrer Eigenschaft als Kreisvorsitzende des Bayerischen Gemeindetags an der Auftaktveranstaltung teilnahm, war es ganz erstaunlich, dass manch ein Nürnberger die Fränkische noch nicht kannte.

„Wir haben volles Verständnis, dass die Leute raus müssen“, sagt Meyer, bittet aber auch darum, die Natur zu schonen. Für Meyer sei die Kampagne, die nur der Anfang von weiteren Besucherlenkungsmaßnahmen sein soll, auch deshalb wichtig, damit Einheimische merken, dass etwas gemacht wird.

„Zur Besucherlenkung gibt es bereits tolle Ansätze“, sagt Bayreuths Landrat Florian Wiedemann. Man freue sich aber auch, dass Touristen kommen. „Gerade Menschen in den Ballungszentren wollen raus in die Natur, weil sie wegen der Corona-Auflagen vor Ort wenig Möglichkeiten dazu haben“, sagt Forchheims Landrat Hermann Ulm. Der Bekanntheitsgrad der Fränkischen Schweiz sei dadurch mit Sicherheit gewachsen, so Ulm, der nun auf Entspannung hofft, weil es inzwischen dank gesunkener Inzidenzwerte weitreichende Lockerungen gibt.

Auch die Bauhöfe der Gemeinden waren wegen begrenzter personeller Kapazitäten an ihre Belastungsgrenzen gestoßen. Auch deshalb brauche es die öffentlichkeitswirksame Kampagne, um ein falsches Verhalten der Tagesausflüger künftig möglichst zu vermeiden, ist sich Trautner sicher.

Auch ohne Corona werde man in Zukunft solche Kampagnen brauchen, ergänzt die Ebermannstädter Stadtchefin. Eklatante Auswirkungen hatte der Besucheransturm vor allem auf Landwirte. „Unser Auftrag ist Hegen und Pflegen der schönen Kulturlandschaft“, sagt Kreisbäuerin und Forchheims Vizelandrätin Rosi Kraus. Bei manchen Gästen sei das Verständnis einfach nicht mehr da. Ein großes Problem für die Landwirte sei die zunehmende Verschmutzung von Wiesen und Äckern mit Hundekot. „Das ist Gift für unsere Tiere, die daran verenden können“, so Kraus.

Deshalb müssten alle auf Wegen bleiben, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner mitnehmen oder in den aufgestellten Hundetoiletten entsorgen und so der Natur die Chance geben, sich zu bewahren.

Aktuell werde in Wiesen und auf Äckern gepicknickt und campiert, Feldwege würden zugeparkt. Verbote will Kraus aber nicht – daran halte sich keiner. So wird auf die sieben Bitten gesetzt. „Wenn sich jeder daran hält, ist es ein gutes Miteinander.“ Naturparkgeschäftsführer Christoph Hurnik: „Wir haben noch einige Baustellen – Stichwort Wohnmobilstellplätze.“ Seine Naturparkranger hätten auch schon „nette Strafzettel“ für Umweltsünder verteilt.

Ein großes Problem sind für Trautner inzwischen auch die sozialen Netzwerke. „Da will jeder das schönste Foto machen und viele Likes bekommen. Bei der Muschelquelle in Streitberg stürzte deshalb kürzlich schon jemand ab“, so Trautner. Einig waren sich alle, dass die Kampagne nur ein erster Baustein sein soll. „Unsere Aufgabe ist es nun, die Aktion in die Breite zu bekommen“, so Tourismuschef Matthias Helldörfer. Bei der Tourismuszentrale können die Hinweisschilder, Plakate und Flyer auch bestellt oder heruntergeladen werden.

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