Fränkische Schweiz: Schluss mit Kanu-Spaß auf der Wiesent?

17.2.2018, 08:00 Uhr
Fränkische Schweiz: Schluss mit Kanu-Spaß auf der Wiesent?

© Foto: BN / Hans Thiem

Es sind zu viele Boote mit zu vielen Menschen. Sie fahren an zu vielen Tagen viel zu viele Stunden auf dem "Amazonas" der Fränkischen Schweiz" umher, dabei nehmen die Kanuten immer weniger Rücksicht auf Tiere wie die Wasseramsel und Pflanzen in und an der Wiesent. Mit den Paddeln zerstören sie lebenswichtige Unterwasservegetation.

Wenn die Sportler dann aus ihren Booten steigen, vernichten sie unter Umständen im Flussbett abgelaichten Fischnachwuchs und sie lehren die Zwergtaucher das Fürchten. Bisweilen sind es nach BN-Angaben 400 Boote am Tag, die den Fluss befahren, dabei schrecken die Freizeitsportler auch noch die im Uferdickicht brütenden Beutelmeisen auf, die ihr Gelege dann für immer verlassen. Beim Campen wird ein zünftiges Lagerfeuer entzündet und die Spaßgesellschaft hinterlässt neben verbrannter Erde Müll aller Art.

"Genug Möglichkeiten, Blödsinn zu machen"

"Es gibt genug Möglichkeiten, Blödsinn zu machen": Wenn man den Mitgliedern der BN-Kreisgruppe länger zuhört, entsteht der Eindruck, an und vor allem auf der Wiesent herrscht unkontrolliertes Chaos und die Aufsichtsbehörde Landratsamt schaut tatenlos zu. Dabei gehört der Flusslauf seit 2006 zum FFH- und zum Natura-2000-Schutzgebiet, die sich auf europäischer Ebene um Flora und Fauna und Vogelschutz kümmern.

BN-Ehrenvorsitzender Hansotto Neubauer: "Um diese Probleme hätte man sich schon vor zwölf Jahren kümmern müssen. Stattdessen hat man versucht, die strengen Umweltauflagen durch das laschere Wasser- und Fischereirecht zu umgehen." Jetzt sei es am Landratsamt, endlich eine FFH-Verträglichkeitsprüfung (Flora-Fauna-Habitat) wie derzeit an der Pegnitz, zu veranlassen.

Von Handgreiflichkeiten berichtet

Unterstellt wird, dass man sich aus touristischen und ökonomischen Gründen mit den drei Unternehmern, die sich den Kanumarkt teilten, arrangiere und eine einzigartige Idylle gefährde. Kaum einer der Kanuten halte sich an die Auflagen, auch weil die Naturschutzwächter 2008 angewiesen worden seien, keine Ordnungswidrigkeiten mehr zu melden, so Hans Thiem (Ebermannstadt). Der Naturschutzwächter schaut ehrenamtlich an den "Brennpunkten Lange Meile, Walberla und Wiesent" nach dem Rechten. "Das tut sich außer mir keiner mehr an. Ich muss mich beim Hinweis auf Regeln immer öfter anpöbeln lassen."

Auch Handgreiflichkeiten habe es schon gegeben. Vor Gericht würden viele Verfahren kurzerhand eingestellt. Dabei kennt Hans Thiem noch die Zeit, bevor in den 90er Jahren der Kanusport Einzug in die Fränkische Schweiz hielt. "Seither geht es mit der Wiesent bergab." In einem FFH-Schutzgebiet dürfe das nicht sein, nicht einmal in Hauptbrut- und Laichzeit schone man die Tiere vor "unerträglichen Belastung" wie 28 000 Booten in nur wenigen Monaten.

Saisonstart soll verschoben werden

Die BN-Leute haben angeregt, den Saisonstart von Anfang Mai auf Mitte Juni zu verschieben und dafür in den Oktober zu verlängern. "Bei den Kletterern ist das doch auch möglich," so Hansotto Neubauer, zugleich Ehrenvorsitzender des Deutschen Alpenvereins Forchheim.

"Wir sind nicht gegen eine naturverträgliche Nutzung der Wiesent", so der BN-Kreisvorsitzende. Aber wenn es notwendig wäre, dass der Kanu-sport für eine begrenzte Zeit eingestellt werden müsse, damit sich das Ökosystem Wiesent wieder erholen könnte, dann könne er sich das durchaus vorstellen. "Sonst ist das Gewässer in zehn Jahre ökologisch tot."

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