Frauen ohne Führung

2.5.2011, 17:45 Uhr
Frauen ohne Führung

© Irene Lenk

Gespannt warteten die Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus Lindenhof aufgrund der besonderen Umstände um den FU-Ortsverband auf den Rechenschaftsbericht der Ortsvorsitzenden der Frauen-Union Heroldsbach, Jasmin Frank. Wie bereits berichtet war Jasmin Frank aufgrund unüberwindbarer Differenzen mit einigen CSU-Funktionären zum 31. Dezember 2010 aus der CSU Heroldsbach ausgetreten.

Dieser Schritt wurde Frank jedoch zum Verhängnis. Die Statuten der Frauen-Union sehen vor, dass nur CSU-Mitglieder die Führung eines FU-Ortsverbandes oder einen Stellvertreterposten übernehmen können. Weder Jasmin Frank noch ihre Stellvertreterin Roswitha Böhm sind aber CSU-Mitglieder — also zur Führung des Ortsverbandes daher überhaupt nicht mehr berechtigt.

Auch auf mehrfache Nachfragen von Frank während der Versammlung, ob es denn CSU-Mitglieder geben würde, die den Ortsvorsitz übernehmen wollten, erklärten sich die CSU-Mitglieder, darunter auch die Gründerin der Frauen-Union, Waltraud Neubauer, mit ihrer scheidenden Ortsvorsitzenden solidarisch: Niemand fand sich als Nachfolgerin.

Keine Einladung erhalten

Das „Fass zum Überlaufen“ hat für Jasmin Frank die Tatsache gebracht, dass sie als FU-Ortsvorsitzende von Heroldsbach 2010 für den Bezirksparteitag auf Schloss Thurn mit Horst Seehofer und Karl-Theodor zu Guttenberg bis kurz vor der Veranstaltung keine Einladung bekommen hatte. Sie hätte dort auch noch in Vertretung des CSU-Ortsvorsitzenden Mario Scordo die Repräsentation des CSU-Ortsverbandes Heroldsbach übernehmen sollen.

„Ich habe Frau Frank behandelt wie jeden anderen Ehrengast auch“, wehrt sich CSU-Kreisgeschäftsführerin Renate Reichelt. Die Kreisvorsitzende der Frauen-Union Birgit Kaletsch unterstellte der Kreisgeschäftsführerin einen Formfehler. „Als FU-Ortsvorsitzende von Heroldsbach hätte Jasmin Frank eingeladen werden müssen“, so Kaletsch. Auch dagegen wehrt sich Reichelt: „Es ist ein Bezirksparteitag gewesen, wo es nicht um einzelne Ehrengäste, sondern um die Delegierten ging“, betont Reichelt.

Birgit Kaletsch geht in ihren Anschuldigungen sogar noch weiter. Was im Nachgang von Seiten der CSU-Kreisgeschäftsstelle in dieser Sache gelaufen sei, sei nicht in Ordnung gewesen, sagt sie. Ausdrücklich lobte Kaletsch allerdings Kreisvorsitzenden Udo Schönfelder, der in zahlreichen Gesprächen versucht habe, zwischen allen Beteiligten zu vermitteln. Die Haltung der Kreisgeschäftsführerin in dieser Angelegenheit stoße aber auch bei anderen FU-Mitgliedern auf scharfe Kritik.

„Es ist eine bodenlose Unverschämtheit, was hier von der CSU-Kreisgeschäftsstelle gegen Jasmin Frank läuft“, wetterte Waltraud Seubert, selbst ein CSU- und FU-Urgestein. Dass Frank so eine Behandlung von Seiten der Kreisgeschäftsstelle widerfahren ist, tut Kaletsch unendlich leid: „Jasmin Frank ist eine ganz rührige Ortsvorsitzende gewesen.“ Alle Versuche, Frank zu bewegen, wieder in die CSU einzutreten, seien bisher gescheitert.

Wenig Mitleid

Andere bei der Versammlung anwesende Mitglieder zeigten wiederum wenig Mitleid mit der einstigen Ortsvorsitzenden. Schriftführerin Annette Bohn wurde deutlich: „Jasmin Frank hat sich ihre eigene Quelle abgegraben.“ Bohn unterstellte Franke sogar öffentlich eine „Profilneurose“. Kreisgeschäftsführerin Renate Reichelt verstand die Welt nicht mehr: „Das einzige, was ich mir vorzuwerfen habe, ist, dass ich Frau Frank behandelt habe, wie jeden anderen Ehrengast auch“, betonte sie.

Der FU-Ortsverband fällt jetzt in einen Dornröschenschlaf — es gibt keine 1. und 2. Vorsitzende mehr. Trotzdem will man über Roswitha Böhm, die als Beisitzerin in die FU-Kreisvorstandschaft gewählt wurde, den Kontakt zum Kreis halten. Jasmin Frank hat die Sache um den FU-Ortsvorsitz bereits ad acta gelegt. Den Wunsch der Damen als Ansprechpartnerin für den Ortsverband zu fungieren nehme sie an, allerdings will sie nicht mehr aktiv tätig werden.

„Wir, also Roswitha und ich, hätten gerne den Ortsverband weitergeführt, aber wir dürfen nicht mehr“, sagte Frank fast wehmütig. Frank will demnächst das Frauenforum Heroldsbach als Verein gründen, das dann bei den nächsten Kommunalwahlen mit einer eigenen Liste antreten kann.