Fraunhofer Institut forscht in Waischenfeld

12.5.2015, 08:00 Uhr
Fraunhofer Institut forscht in Waischenfeld

© Hans von Draminski

„Für mich ist es eine Ehre, wenn man uns als ,Gallisches Dorf‘ tituliert“, meint Professor Dr.-Ing. Heinz Gerhäuser mit augenzwinkernder Ironie. Der mittlerweile im Ruhestand befindliche Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Informationstechnik mit Schwerpunkt Kommunikationselektronik war als geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IIS Initiator und Planer des neuen Standorts Waischenfeld.

Ein richtiger Campus für Forschung und Lehre soll das vieleckige Gebäude mit den markanten braunen Holzwänden sein. Hier finden sich Labors und Seminarräume unter einem Dach; genau 47 Gäste haben in den Schlafräumen Platz.

Ilse Aigner (CSU), Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, nannte die Millionensummen, die in den Aufbau des Waischenfelder Fraunhofer-Campus geflossen sind beziehungsweise noch fließen werden, „gut angelegtes Geld“.

Fraunhofer Institut forscht in Waischenfeld

© Hans von Draminski

Dass auch die Kommunalpolitik — namentlich Waischenfelds Bürgermeister Edmund Pirkelmann — sich hinter das Projekt gestellt und den Weg freigemacht habe, nannte Ilse Aigner in bewusst gewählter Tennissprache einen „wuchtigen Aufschlag“ in Sachen Wissenschaft.

Der Parlamentarische Staatssekretär Stefan Müller (CSU) vertiefte das Thema: Waischenfeld sei „im Kreis der deutschen Forschungsstandorte angekommen“, der CSU-Begriff von „Laptop und Lederhose“ werde hier sehr konkret mit Leben gefüllt, gehe es doch darum, in möglichst entspannter Atmosphäre abseits der großen Universitätsstandorte komplexe Projekte anzupacken und zu realisieren.

Dabei gehe es nicht zuletzt darum, Kräfte zu bündeln, bestehende Vernetzungen zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen. Die Bundespolitik, so Staatssekretär Müller aus Großenseebach, habe ein vitales Interesse daran, „ein angenehmes Umfeld für Kreativität, Exzellenz und Forschergeist“ zu schaffen. Die innovativ gestaltete Arbeitsumgebung, die Wissenschaftler in Waischenfeld vorfänden, ermögliche ihnen, über einen längeren Zeitraum konzentriert und vor allem ohne unnötige Ablenkungen ihre Vorhaben zu verfolgen.

Professor Alfred Gossner, seit 2002 Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft für den Bereich Finanzen, Controlling und IT, lieferte das Zahlenwerk für den Standort Waischenfeld: Das IIS ist das größte unter den insgesamt 70 Fraunhofer-Instituten — und es ist die „Cashcow“, der wirtschaftlich deutlich erfolgreichste Ableger der Fraunhofer-Gesellschaft.

Über 108 Millionen Euro Jahresbudget verfügt das IIS. Bis heute bekannteste Entwicklung aus den Laboren der Erlanger ist der weltweit eingesetzte Komprimierungs-Algorithmus mp3, der unter anderem dazu dient, Musik und andere Schallereignisse im Internet zu speichern und zugänglich zu machen. Das mit dieser Kodierung verdiente Kapital wurde dazu verwendet, die Fraunhofer-Stiftung aufzubauen. Auch in Waischenfeld soll ein Schwerpunkt bei der Audio-Forschung liegen. Darüber hinaus setzt sich das IIS aber auch mit neuen Technologien und Formeln zur Bildverarbeitung, zur Komprimierung von Videos und sogar mit dem digitalen Kino auseinander. „Wir hoffen, dass die Arbeitsumgebung unsere Forschungen beflügelt“, sagte Alfred Gossner mit Euphorie.

Begrüßung mit Fernglas

Professor Dr.-Ing. Heinz Gerhäuser wurde von Moderatorin Verena Rösel mit einem Fernglas begrüßt. Wurde dem Waischenfelder Campus doch das Motto „Gute Aussichten — mit Fraunhofer in die Zukunft sehen“ mitgegeben. Gerhäuser zückte daraufhin ein altes Hensoldt-Jagdglas, weil man mit dem „noch einmal deutlich weiter sehen“ könne. Es gehe darum, auch kühne Visionen auf ihre Umsetzbarkeit zu prüfen, ausgefahrene Pfade zu verlassen und sich nicht zuletzt von der idyllischen Umgebung mitten in der „Fränkischen“ inspirieren zu lassen.

Bürgermeister Pirkelmann ist davon überzeugt, dass Waischenfeld von der Campus-Ansiedlung nur profitiert: „Dieses Projekt ist ein Meilenstein für die Stadt“, schwärmt das Stadtoberhaupt und fügt hinzu: „Ab jetzt werden wir in einem Atemzug mit Nürnberg und Dresden genannt.“

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