Früher Forchheim, bald Hawaii: Triathlet Dels löst WM-Ticket

30.4.2019, 09:32 Uhr
Früher Forchheim, bald Hawaii: Triathlet Dels löst WM-Ticket

© Böhnlein Sports Bamberg

Der Berufsschullehrer, der mit Unterstützung seiner Werbepartner sogar einen eigenen Verein gegründet hat und unter der Anleitung von Szene-Ikone Swen Sundberg nahezu wie ein Profi trainiert, wollte nichts dem Zufall überlassen. Der Franke nutzte die Osterferien, um sich schon zwei Wochen vor dem Startschuss in Texas auf seine persönliche Mission vorzubereiten. Dann hatte Chris Dels auf einmal ein Problem.

Nachdem der 34-Jährige von einem, vermutlich im Flugzeug eingefangenen, Magen-Darm-Infekt außer Gefecht gesetzt war, schwand die Hoffnung auf eine zweite Teilnahme an der Langdistanz-Weltmeisterschaft bedächtig. "Am Montag vor dem Rennen am Samstag habe ich mir noch eine 30-prozentige Chance gegeben", berichtet Dels, der bei seinen Saison-Höhepunkten bereits eine Reihe an Pannen erlebte.

Eine ungewollte Extrem-Diät

In 2019 sollte nun früh Planungssicherheit geschaffen werden. Die Realität bedeutete jedoch zunächst, dass Dels versuchte, auf den letzten Drücker das System hochzufahren und seinen Energiehaushalt aufzufüllen. "Das ähnelte einer extremen Saltin-Diät, bei der dem Körper erst alle Kohlehydrate entzogen werden, um kurz vor einem Wettkampf die Speicher wieder vollzustopfen." Verlässlicher als die ungewohnten Umstände der Methode machte sich die schnelle Regeneration der Grundlagen-Werte des Sportlers bemerkbar, so dass die leichte Panik einer normalen Anspannung wich.

Früher Forchheim, bald Hawaii: Triathlet Dels löst WM-Ticket

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Aus zweiter Reihe startend, hielt sich Chris Dels im Wasser hinter den Positionskämpfen zurück und dennoch unter der angepeilten Ziel-Zeit von einer Stunde für die 3,8 km. Mit Platz 6 der Altersklasse M35 im Rücken, zügelte der Franke auch auf dem Rad seine Angriffslust. Auf den 180 km kam ihm der flache kurvenarme Kurs entlang einer Bundesstraße entgegen, indes musste er einmal wieder mit einem Defekt umgehen. "Schon beim Verlassen der Wechselzone habe ich gemerkt, dass die Hydraulikbremsen nicht funktionieren. Ich konnte nur die Schuhe zu Hilfe nehmen." Umso überraschender, dass Dels bereits als Altersklassen-Führender auf seine Paradedisziplin gehen durfte. Die Marathon-Strecke um die Stadt Woodlands, einem auf ehemaligem Sumpfgebiet errichteten Vorort von Houston, entwickelte sich bei Temperaturen von 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit im zweiten Abschnitt zum größten Gegner. "Im Eifer des Gefechts, der Gesamtsieg war ja in Reichweite, bin ich lange auf die Drei-Stunden-Marke zugelaufen. Die letzten zehn bis zwölf Kilometer waren Höllenleiden, das war kein Spaß", schildert Dels, wie er neuerliche Verdauungskomplikationen durchlebte. In 8:57:35 Stunden gelang dennoch der Sieg in der M35-Kategorie (Gesamtplatz 22 unter knapp 2000 Athleten) sowie die Qualifikation für Hawaii.

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