Idylle pur

Tag der offenen Gartentür 2019: Gärten im Landkreis Forchheim öffnen ihre Pforten

28.6.2019, 18:00 Uhr
Idyllisch: Ein kleines, verstecktes Paradies hat sich Cindy Köhler seit 2005 nach und nach in ihrem Garten in Kirchrüsselbach geschaffen.

© Foto: Udo Güldner Idyllisch: Ein kleines, verstecktes Paradies hat sich Cindy Köhler seit 2005 nach und nach in ihrem Garten in Kirchrüsselbach geschaffen.

Am Sonntag, 30. Juni, von 10 bis 17 Uhr, können interessierte bayernweit durch fremde Beete schlendern, unter Obstbäumen Schatten finden oder sich am Anblick blühender Blumen erfreuen.

Wer in Morschreuth Peter Distlers "Garten" sucht, der findet einen weitläufigen Park. So groß ist die Anlage, dass der ehemalige Landwirt inzwischen einen Greenkeeper braucht. Um den Rasen kümmert sich Stefan Nützel aus Ebermannstadt.

Gartenpracht aus Kalk- und Sand

Auf den rund 3000 Quadratmetern grasten früher Pferde. Nun kann man dort einen Felsenkeller, ein Hexenhäuschen oder einen Pavillon bestaunen. Das habe er in den letzten neun Jahren alles selbst gebaut. Aus Kalk- und Sandstein, den er aus der Umgebung zusammengetragen hat. Sei es aus alten Gebäuden wie in Mitteldorf, sei es von den eigenen allzu steinigen Äckern bei Hartenreuth.

Eine schwere Erkrankung hatte Peter Distler gezwungen, seine Schweine und Rinder aufzugeben. Nach vier Jahrhunderten, in denen die "Schmiedsthoma", so der Hausname, sich ihren Lebensunterhalt unter sengender Sonne mühsam erarbeitet haben. Einige haben es sogar bis zum Bürgermeister geschafft.

Die Erinnerungen an frühere Zeiten sind auf Schritt und Tritt zu sehen. Mal als bäuerliche Artefakte wie Stallgitter, Gartenzäune oder Futterraufen, die von der Natur langsam umschlungen werden. Mal als vor sich hin rostende Kunstwerke, die vom Verfall und Untergang eines Berufes erzählen.

Peter Distler hat ein Händchen dafür. Weil es auf der Jura-Hochfläche fast kein Wasser gibt, die Bäche und Flüsse sind weit weg, wird der malerische Teich mit Trinkwasser gespeist. Für die Brücke weiter hinten hat das wertvolle Nass freilich nicht gereicht. Es wirkt wie ein trockengefallenes Wadi inmitten der Fränkischen Schweiz. Es ist eine Oase der Ruhe, die sich Peter Distler da geschaffen hat, und die man unbedingt einmal besuchen sollte.

Eine Heimat für seltene Obstsorten ist der Vereinsgarten in Eggolsheim. 

Eine Heimat für seltene Obstsorten ist der Vereinsgarten in Eggolsheim.  © Foto: Udo Güldner

Es ist ein kleines, verstecktes Paradies, das sich Cindy Köhler da seit 2005 nach und nach geschaffen hat. Asiatische Lebkuchen- und Blasenbäume, stehen neben nordamerikanischen Schneeflocken-Sträuchern und Drehkiefern. Für die Thüringerin, die einige Jahre in einer Baumschule gearbeitet hat, sind solche Exoten wegen ihres Wuchses, ihrer Blattform und ihrer Farbenpracht unverzichtbar.

Auf den 1400 Quadratmetern hat die Vorsitzende des Dorfverschönerungsvereins nicht nur einen kleinen Steingarten angelegt, sondern auch Obstgehölze und Blühwiesen mit Küchenschelle, Glockenblume oder Wiesenknopf eine Chance gegeben. Das Gelände ist ein regelrechter Insektenmagnet, bietet aber auch einer Fledermaus und einem Eichhörnchen ein Quartier.

Überall summt es, angesichts der rund 70 000 Bienen, die von Blüte zu Blüte fliegen. Um die müsse man sich wie um jedes Haustier kümmern. Der Lohn sei deutlich mehr Obst als früher. Unter den raschelnden Birken glaubt man sich am rauschenden Meer. Weshalb ein Miniaturstrand mit Liegestühlen zum Verweilen einlädt. Oder eine Hängematte inmitten des Rasens, um den sich Ehemann Iven Greiner-Fuchs kümmert.

Ein Garten? Eher ein weitläufiger, malerischer Park ist es, den sich Peter Distler in Morschreuth angelegt hat.

Ein Garten? Eher ein weitläufiger, malerischer Park ist es, den sich Peter Distler in Morschreuth angelegt hat. © Foto: Udo Güldner

Die Erholung braucht die studierte Landschaftsgärtnerin auch. Weshalb sie sich keinen Gemüsegarten zugelegt hat. Der bräuchte viel mehr Pflege als der Weißdorn-Baum, die Schlangenhaut-Kiefer oder Felsenbirne. Dann könnte Cindy Köhler aber nicht auf der kleinen Terrasse sitzen und den Kernbeißern und Buchfinken zuschauen.

Eine landkreisweite Seltenheit ist der Vereinsgarten des 1907 gegründeten Obst- und Gartenbauvereins Eggolsheim. Hier haben seit 2003 seltene Apfel- und Birnensorten, die draußen in der Flur mehr und mehr Baugebieten weichen mussten, eine neue Heimat gefunden.

Der Schöne von Herrnhut, der Freiherr von Berlepsch oder Gellerts Butterbirne sind der ganze Stolz der Hobbygärtner. Wobei es durch das Draufpelzen von Reißern dazu kommen kann, dass ein "Wunderbaum" gleich fünf oder sechs Sorten trägt. Ein bisschen Experimentierlust ist zwischen den Baumreihen zu spüren. Die praktischen Tipps möchte man interessierten Gartenbesitzern auch weitergeben. Für die Bestäubung sorgen zwei Bienenvölker, die sich auch um den Kittenapfel kümmern. Eine geheimnisvolle Art, die bislang noch kein Pomologe zuordnen konnte.

Die frischen Früchte wachsen auf Hoch- und Halbstämmen und sogar auf Säulenbäumen, die ihrer schlanken und hohen Gestalt nach "Ballerinas" genannt werden. Einige Spaliere zeigen erste Anzeichen langer Trockenheit und unbarmherzigen Befalls mit Roten Blutläusen.

Mit Chemie arbeite man hier nicht, versichert der Zweite Vorsitzende. Alfons Schumm und seine ehrenamtlichen Kollegen haben aber auch einen kleinen Weinberg angelegt – freilich im Flachland. Auch wenn sich die gelben, roten und blauen Tafeltrauben auf dem sandigen Boden schwer tun.

Die Gärten im Überblick:

- Cindy Köhler, Kirchrüsselbach 10, Igensdorf

- Peter Distler, Hauptstraße 34, Morschreuth

- Obst- und Gartenbauverein Eggolsheim, Mittelweg 16, Eggolsheim

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