Geistreiche Sache: Tag der offenen Brennereien

18.10.2018, 18:00 Uhr
Geistreiche Sache: Tag der offenen Brennereien

© Roland Huber

Was passiert, wenn die knackige "Rubinette", die frühreife "Collina" und der "Schöne von Boskoop" gemeinsame Sache machen? Dann entsteht eine Liaison, die man riechen und schmecken kann. Denn (fast) genauso nennt sich die neueste Kreation, die am Sonntag erstmals ins tulpenförmige Gläschen wandert: "Liason 18", heißt die Apfel-Brand-Cuvée, die am Brennereientag verkauft wird. Der auf den ersten Blick ein wenig doppeldeutige Name leitet sich dabei vom geologischen Begriff des "Lias" ab, der untersten Gesteinsschicht im süddeutschen Jura.

Bereits Anfang Januar haben alle am Brennereientag beteiligten 13 Brenner dafür jeweils zehn Liter heimischen Apfel-Brands in ein Fass gemischt und rund neun Monate reifen und wachsen lassen. Im dunklen und kühlen Gewölbekeller des Peterhofes in Ortspitz vermischten sich seitdem die Gerüche und Geschmäcker miteinander. Erst in der vergangenen Woche wurde die Cuvée abgefüllt.

Geistreiche Sache: Tag der offenen Brennereien

© Fotos: Roland Huber

Und wie schmeckt nun Liason 18? Hausherrin und Sommerliere Anni Reichold fasst es in der Sprache der Expertin zusammen: "frisch-fruchtig und blumig" sei Liason 18 auf der Zunge, den Duft umhüllen "florale Töne" mit einem Hauch von Gewürznoten, "rundum eine tolle Komposition, ich bin begeistert". In kleinen 0,33 Fläschchen wurde die Sonder-Edition vor Kurzem abgefüllt und ist am Sonntag bei jedem Schnapsbrenner in limitierter Auflage zu haben.

Dass der Tag der Brennereien "kein Säuferfest, sondern ein Genießerfest" ist, das ist Helmut Pfefferle extrem wichtig. Zum 16. Mal gebe es bereits den Brennereientag, doch in all den Jahren, so der Vorsitzende des Tourismusvereins Rund ums Walberla, habe es keinen einzigen Notarzt-Einsatz gegeben "darauf sind wir stolz".

Ein Fest für die ganze Familie soll der Tag der Brennereien und Brauereien vielmehr sein, wo Kinder beim Bauern Tiere streicheln können und im Stroh hüpfen, wo man Freunde trifft, flaniert und Spezialitäten aus der Region genießt, fast so wie beim Südtiroler Törggelen, betont Südtirol-Fan Pfefferle.

Je nach Wetter kommen Jahr für Jahr bis zu 30 000 Besucher. Nicht nur aus dem Landkreis Forchheim, sondern auch aus der Metropolregion und weit darüber hinaus. Viele Besuchergruppen reisen dabei ganz gezielt an und buchen ihre Unterkunft lange im Voraus. "Die ganze Region profitiert von einem solchen Fest", ist sich Pfefferle sicher.

Das "Ursprüngliche und Direkte", so Pfefferle sei wieder in. Oder wie der Genussbotschafter auch sagt: "Vom Hof direkt in den Mund."

Ob er denn je mit einem solchen Erfolg gerechnet hat? Da gibt sich Pfefferle selbstbewusst: "Das ist genau das Richtige, was wir machen."

Der Urgedanke sei gewesen, den traditionellen Streuobstanbau in der Fränkischen Schweiz in den Fokus zu rücken, die alten Bäume und alten Sorten zu präsentieren und den Besuchern zu zeigen, was rund ums Walberla alles aus Obst gemacht wird. Deswegen gibt es neben Schnäpsen, Likören, Geisten und Bränden zum Beispiel auch Marmelade und Gelee zu kaufen. Weil der Sonntag ohne Braten für den Franken kein Sonntag ist und der Schnapstrinker auch eine Unterlage braucht, wird Deftiges wie Schäuferla und Krenfleisch und auch Süßes wie Küchla und Torten serviert.

"Die Geister, die ich rief, werd ich nun nicht los" — Was einst für Goethes Zauberlehrling galt, das gilt auch für die Schnapsbrenner rund ums Walberla. Denn für sie ist nach dem Brennereientag vor dem Brennereitag. Für das nächste Jahr, so Anni Reichold, plane man bereits Liason 19 — dann aus dem Mix von Birnen. Eine schöne Idee und bis man bei Z wie Zwetschge angekommen ist, haben die Schnapsbrenner noch allerhand zu tun.

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