Girls' Day in Forchheim: Einen Tag lang als Schreinerin arbeiten

27.4.2018, 11:51 Uhr
Girls' Day in Forchheim: Einen Tag lang als Schreinerin arbeiten

© Foto: Lea-Verena Meingast

Nina (10) feilt beherzt mit Schleifpapier die Kanten ihrer zugesägten Holzplatten ab. "Mein Opa hat eine Werkstatt Zuhause und hat oft mit Holz gearbeitet. Da habe ich früher schon gerne zugesehen", erzählt die Fünftklässlerin mit strahlenden Augen. Nun probiert sie selbst einen Tag lang aus, wie es ist, mit Holz zu arbeiten – in der kreiseigenen Schreinerei auf dem Kreisbauhof in Neuses, ein Angebot des Landratsamtes Forchheim.

"Alles macht Spaß", sagt Nina, während sie einen Nagel in das Holz schlägt, aus dem ein Futterhäuschen für Vögel werden soll. "Ich war überrascht, dass wir auch Plexiglas zuschneiden. Das brauchen wir für die Seiten des Futterhäuschens", erläutert Fabienne (12), die ebenfalls einen Tag lang Schreinerin sein wollte.

Würfel aus Nussbaumholz herstellen

Sie hat bereits die Kanten eines Nussbaumholz-Würfels abgefeilt, Löcher hineingebohrt und diese mit Fichtenholz ausgefüllt, sodass ein Spielwürfel mit hellen Würfelpunkten auf dunklem Holz entsteht, den sie am Ende des Tages mit nach Hause nehmen darf, wie auch das Vogelhäuschen.

"Die Beiden haben sich sehr gut gemacht", sagt Stefan Richter, Leiter der Kreisschreinerei, in der ausschließlich Männer arbeiten. "Wir sind heute gleich in die Praxis eingestiegen. Ich wollte, dass die Mädchen die vielseitigen Tätigkeiten des Berufs kennenlernen und am Ende auch etwas mitnehmen können", so Richter.

Bundesweit findet jährlich der Girls’ und Boys’ Day statt, an dem alle Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse teilnehmen können. Die Mehrheit junger Frauen entscheidet sich häufig für typisch weibliche Berufe, während technische und meist besser bezahlte Tätigkeiten nach wie vor von Männern gewählt werden.

Einblick in Pflege und Erziehung

Am Girls’ Day erhalten Mädchen die Möglichkeit, Berufsfelder in handwerklichen oder technischen Betrieben zu entdecken, die seltener von Frauen in Betracht gezogen werden. Parallel dazu können Schüler beim Boys’ Day Einblicke in die Bereiche Erziehung, Soziales, Gesundheit und Pflege gewinnen oder in andere, für Männer eher untypische Berufsfelder.

Doch selbst am Girls’ und Boys’ Day gelingt es nicht immer, Mädchen von einem Schnuppertag im technischen Bereich zu überzeugen und Jungen für das Kennenlernen sozialer Berufe zu gewinnen. Die Schnupperplätze am Entsorgungszentrum Deponie Gosberg blieben unbesetzt. Im Seniorenzentrum Johann Hinrich Wichern in Forchheim nutzten Antonia und Ellen, beide 13 Jahre alt, die Möglichkeit, den Pflegeberuf kennenzulernen. Sie haben Senioren beim Anziehen geholfen, deren Betten gemacht, sich mit ihnen unterhalten und das Essen zusammen mit dem Pflegepersonal ausgeteilt.

"Es gab insgesamt nicht so viele Plätze, Pflege hat mich am meisten interessiert", erzählt Antonia. Nur sieben von 25 Kindern aus ihrer Klasse nehmen überhaupt am Girls’ und Boys’ Day teil. "Jungs interessieren sich eben doch mehr für Elektronisches und Technik", glaubt Jochen Misof, Leiter des Seniorenzentrums. Er würde es begrüßen, wenn sich mehr Jungs für eine Pfleger-Ausbildung entscheiden. 90 Prozent des Personals im Seniorenzentrum sind Frauen. Nina hat in der Schreinerei Freude am Handwerk gewonnen und weiß auch schon, wo sie den Girls‘ Day im nächsten Jahr gerne verbringen möchte: in einer Autowerkstatt.

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