Glühende Leidenschaft für den Flamenco

4.2.2015, 19:00 Uhr
Glühende Leidenschaft für den Flamenco

© Foto: Roland Huber

„Die Musik war schon immer mein Ein und Alles — sehr zum Leidwesen meiner Eltern, die beide keine Instrumente spielten.“ Noch während Patrick Haupt spricht, sind im Hintergrund Klänge des spanischen Flamenco-Virtuosen Vicente Amigo zu vernehmen.

Mit elf Jahren bekam Haupt seinen ersten Unterricht durch Stephan Kulla an der Städtischen Musikschule seiner Geburtsstadt Ebermannstadt. Mit 14 nahm er an Meisterkursen der Musikhochschule Würzburg teil. Zwei Jahre später spielte er in der Bigband des Fränkische-Schweiz-Gymnasiums. Über die Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg und die Hochschule für Musik und Theater in Hamburg ging es zurück nach Würzburg.

„Der Unterricht war nicht mein erster Wunsch, aber von Konzerten alleine kann man als Solo-Gitarrist kaum leben.“ Und so bringt Haupt seit beinahe zehn Jahren am städtischen Jugendmusikinstitut Baiersdorf und bei git.art.M, dem privaten Musikinstitut in Forchheim, Kindern und Jugendlichen das Instrument bei. Den Kindern nur die klassische Gitarre, fortgeschrittenen Jugendlichen und Erwachsenen auch die Flamenco-Gitarre. Dabei sollte seine pädagogische Tätigkeit zunächst nur das Studium finanzieren: „Es gibt für Gitarre sehr viel Literatur, die Interpreten wagen sich aber immer nur auf ausgetretene Pfade. Das war mir einfach zu wenig.“ Haupt betritt mit seinem Trio aus Gitarren, Gesang und Percussion neue Pfade, die Jazz, Fusion und Flamenco zusammenführen.

Ihm reicht es nicht, sich mit den Klassikern wie Johann Sebastian Bach oder John Dowland, mit den iberischen Romantikern Isaac Albeniz oder Enrique Granados zu begnügen: „Bei letzteren stecken Elemente des Flamenco drin, auch wenn Interpreten wie Andrés Segovia das nie zugegeben hätten.“ Der Flamenco begeistert Haupt, seitdem er Paco de Lucia hörte: „Das Entscheidende ist der komplexe Rhythmus, der kommt vor allem anderen.“

Virtuoses Handwerk

Das virtuose Handwerk dominiere die Kunst. Das habe mit der Herkunft des Flamenco als arme Leute-Musik in den Randbezirken Sevillas und Cordobas zu tun: „Es ist die Tanzmusik der Roma, die in Spanien als ,flamencos‘ (Flamen) bezeichnet wurden. Er besteht aus kurzen Soloeinwürfen der Gitarre (falsetas) in einem charakteristischen Rhythmus (compas).“ Das könne man nicht studieren, sondern müsse es vor Ort selbst lernen, in den Gasthäusern (Tablas), wo ihn jeder beherrsche. „Es erfordert hohes technisches Können, ein sehr hohes Tempo und ein Gespür auch für die arabischen Einflüsse.“

Weil solche Geschichten nicht mit südamerikanischer Leichtigkeit und Bedacht erzählt werden könnten, hätten selbst Gitarren-Legenden wie John Williams mit dem Flamenco ihre Probleme gehabt. „Wenn ich täglich zehn Stunden üben könnte, dann käme ich vielleicht sehr nahe an meine Idealvorstellung heran. Die letzten fünf Prozent sind echte Begabung.“

Derzeit überträgt Patrick Haupt Klaviermusik Erik Saties auf Gitarre. Dazu hat er eigens mit dem Instrumentenbauer Martin Bretscher (Dittelbrunn) eine zehnsaitige Gitarre mit 30 Bünden konstruiert, die dem Klangumfang des französischen Impressionisten gerecht werden soll: „Ich wollte der Musik keine Gewalt antun und habe deshalb das Instrument angeglichen, und nicht umgekehrt.“ Satie interessiert Haupt auch jenseits der Noten. „Er war ein Anti-Romantiker, der seinen ganz eigenen Stil hatte, ein Unterhaltungsmusiker, der in Nachtclubs auftrat, und ein Tonsetzer, der gewissen tonalen Strukturen, Abläufen und Stilelementen auswich.“ Ihn könne man gar nicht fröhlich intonieren, sondern müsse ihn anlegen, als ob „eine Nachtigall Zahnschmerzen hätte“.

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