Gosberg: Kleine, große oder gar keine Umgehung?

19.7.2019, 16:00 Uhr
Gosberg: Kleine, große oder gar keine Umgehung?

© Berny Meyer

Die SPD möchte vielmehr die „kleine Lösung“, eine reine Umgehung der Ortschaft Gosberg, die zur Gemeinde Pinzberg gehört.

Der Knackpunkt ist immer das Geld: Wer zahlt? Der Kreistag sprach sich bisher immer für die Umgehung in Gestalt einer (neuen) Bundesstraße 470 aus. Denn dann müsste ja der Bund die Kosten tragen, die hiesigen Gemeinden und Bürger würden es nicht wirklich spüren. Die reine Ortsumgehung dagegen müsste vom Landkreis und der Gemeinde gezahlt werden. Und das, sagt Bürgermeister Reinhard Seeber (CSU), „können wir uns nicht leisten“.

Pinzberg, meint Seeber, habe schon immer gesagt: Die kleine Umgehung reicht. Erst im Dezember 2018 hat der Gemeinderat der Regierung von Oberfranken einen Trassenvorschlag (im Rahmen der Planung für eine Bundesstraße) gemacht. Vom Kersbacher Kreisel her bis zum Bahnhof Pinzberg, so Seeber, würde es reichen, die bestehende Straße „einen Meter breiter zu machen“. Die vom Straßenbauamt vorgeschlagene vierspurige Fahrbahn hält Pinzberg für unnötig.

Vom Bahnhof ab würde die neue Straße parallel zur Bahntrasse in Richtung Gosberg und nördlich am Ort vorbeilaufen. Die Gleise müssten dabei ein Stück nach Norden verlegt werden. Nordöstlich der letzten Häuser von Gosberg könnte die neue B 470 dann wieder auf die Trasse der heutigen Staatsstraße in Richtung Wiesenthau zurückkehren und beim Bahnhof Wiesenthau nach Norden in Richtung Reuth schwenken. Allerdings soll die Straße noch vor Reuth nach Nordosten abbiegen und beim Schwedengraben wieder auf die heutige B 470 anschließen. Dafür wären keine Brückenbauwerke nötig.

Seeber: „Wir wollen so wenig Flächen wie möglich verbrauchen.“ Diese Haltung deckt sich mit der von Roswitha Kraus. Ihre Familie bewirtschaftet im Gosberger Ortszentrum eine Landwirtschaft mit Hofladen in Vollerwerb: „Wir Bauern brauchen unsere Felder.“ 20 Hektar bestellt die Familie Kraus im Wiesenttal mit Gemüse und Obst: „Wir sind davon abhängig.“ Die bis zu 15.000 Autos, die täglich durch den Ort rauschen, „höre ich eigentlich gar nicht mehr, ich bin schon so daran gewöhnt“, sagt Roswitha Kraus. Der Verkehr beschert dem Hofladen natürlich die Kundschaft. Neben Stammkunden gibt es auch viele Durchreisende, die spontan Tomaten, Gurken, Weißkraut oder Kirschen kaufen.

Schwiegertochter Kathleen Kaiser meint auch: „Wir brauchen den Verkehr, um unsere Produkte an den Mann zu bringen.“ Aber: „Manchmal würde ich mir schon ein wenig weniger Autos wünschen, damit man auch einfach mal so über die Straße gehen kann.“ Freilich: Schlimm seien eigentlich nur die Stoßzeiten im Berufsverkehr. Die SPD-Fraktion, sagt ihr Vorsitzender Wolfgang Fees, versteht ihren Antrag an den Kreistag „als einen Denkanstoß“, um einen Runden Tisch aller Beteiligten zustande zu bringen: Gemeinde, Landkreis, Bund Naturschutz, Untere Naturschutzbehörde, Straßenbauamt. Der Landkreis sollte nach Meinung der SPD der Gemeinde Pinzberg in Aussicht stellen, einen Teil ihrer Kosten zu übernehmen. Denn bei der kleinen Lösung geht es um eine Kreis- und eine Staatsstraße. Zahlmeister wären Landkreis und Gemeinde.

Wer zahlt wie viel?

Vor fünf Jahren hatte der grüne Kreisrat Karl Waldmann den Antrag gestellt, die „Ostspange“ aus dem Bundesverkehrswegeplan abzumelden und sich statt dessen für eine „kleine Lösung“ einzusetzen. Damals war er an einer großen Mehrheit gescheitert.

Ein Vertreter des Straßenbauamtes hatte vorgerechnet, wer wie viel zu zahlen hätte: Bei angenommenen Gesamtkosten für eine drei Kilometer lange Nordumfahrung von Gosberg in Höhe von acht Millionen Euro kämen auf den Landkreis 4,15 Millionen zu. Pinzberg müsste bei einer „kleinen Lösung“ 2,88 Millionen zahlen. Das war vor fünf Jahren.

Gosberg: Kleine, große oder gar keine Umgehung?

© Berny Meyer

Die SPD möchte die Finanzierung nach dem Gesetz für den Bau von in gemeindlicher Sonderbaulast stehenden Ortsumfahrungen im Zuge von Staatsstraßen abwickeln oder eine Förderung nach dem Bayerischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz anstreben.

Doch Reinhard Seeber winkt ab. Mit „Sonderbaulasten“ kennt er sich aus, seit Pinzberg für den Radweg von Gosberg nach Kunreuth, eine „Sonderbaulast“, 100.000 Euro mehr zahlen musste als geplant: „Wenn es mehr kostet, bleiben wir dran hängen. Das können wir uns als kleine Gemeinde nicht leisten.“ Der Runde Tisch soll sich laut Fees aber genau mit dieser Frage beschäftigen: „Schaffen wir es, eine finanzierbare Lösung herzustellen?“

Karl Waldmann würde auch heute noch eine kleine Lösung der großen vorziehen, am liebsten aber die Verkehrsprobleme grundsätzlich angehen: „Eine Umgehung löst ja die Probleme in den einzelnen Orten nicht. Wir müssen den Öffentlichen Nahverkehr und die Bahn stärken.“ Mit einem Begegnungsgleis, auf dem sich die Züge ausweichen können, „müssen wir den Takt verdichten“. Und: „Die Gemeinde müsste endlich anständige Bahnhöfe in Gosberg und Pinzberg herrichten“, mit Parkplätzen für Autos und Räder und mit Lademöglichkeiten.

 

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