Gößweinstein: Balthasar Neumann-Musiktage starten

16.10.2019, 20:00 Uhr
Gößweinstein: Balthasar Neumann-Musiktage starten

© Archivbild: Udo Güldner

Etwas für Feinschmecker hat das Kuratorium zur Förderung von Kunst und Kultur im Forchheimer Land am Donnerstag vorbereitet. Karola Schröter und ihr preisgekröntes Barockensemble "Concert Royal Köln" haben Bläsermusik an deutschen Fürstenhöfen dabei. Die Preziosen stammen auch aus der Bibliothek der Grafen zu Schönborn-Wiesentheid. Darunter auch ein Concerto Grosso des bislang völlig vergessenen Johann Michael Müller (1683-1743), der barocker Zeitgenosse Bachs war und von Archangelo Corelli, Georg Friedrich Händel und Dietrich Buxtehude gleichsam inspiriert wurde.

Solch musikarchäologische Entdeckungen sind das Markenzeichen Karla Schröters (wir berichteten). Das von ihr vor 32 Jahren gegründete Concert Royal Köln spielt auf nachgebauten historischen Instrumenten, für die es im Fürstensaal des Pfarrhauses nebenan wegen zu hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen kein günstiges Mikroklima gegeben hätte. Weshalb der Auftakt der Balthasar Neumann-Musiktage erstmals in das vom Baumeister Balthasar Neumann (1687-1753) erdachte Kirchenschiff ausweicht. Dadurch können auch deutlich mehr als 60 Besucher sich an den Holzbläsern mit Oboen, Fagott und einer Solotrompete erfreuen. Es werden aber auch bekannte Namen wie Tomaso Albinoni, Georg Philipp Telemann oder Antonio Vivaldi auftauchen.

War es im vergangenen Jahr ein Liederabend mit der aus dem benachbarten Allersdorf stammenden Sängerin Adelheid Lang, so sind am Freitag wieder regionale Künstler zu Gast. Das passe ganz gut ins Konzept, so Toni Eckert vom Kulturamt des Landkreises. Die Blechbläser von "Bavarian Brass" feiern ihr 25-jähriges Jubiläum am Mundstück.

Wer die Musiker während des Sommers im Schlosspark Unterleinleiter erleben durfte, kann bestätigen, dass ihr "Musikalisches Feuerwerk" ganz sicher zünden wird. Kopf des Sextetts ist der Trompeter Benjamin Sebald, der aus Pegnitz stammt, nach Erfolgen bei "Jugend musiziert" nun bei den Hofer Symphonikern unter Vertrag steht. Seine Kollegen an der Trompete sind Dominik Thoma aus der Nähe von Darmstadt, Volker Hemedinger aus dem oberösterreichischen Wels, sowie der in Bamberg beheimatete Florian Zeh. Die Paukenschläge kommen von Christoph Günther aus Hof. Der musikalische Hausherr Georg Schäffner wird an einer Truhenorgel den basso continuo beisteuern, wenn Klänge von der Renaissance bis zur Moderne zu hören sein werden.

Der Höhepunkt des viertägigen Festivals sind am Samstag die Regensburger Domspatzen. Nach zwei Jahren, in denen das Balthasar Neumann-Ensemble und der gleichnamige Chor höchsten Ansprüchen genügten, soll der weltberühmte Knabenchor die Kirchenbänke mit einem "Laudate Dominum – Singet dem Herrn" füllen. Für den an der Basilika angesiedelten Regionalkantor Georg Schäffner ist es dabei ein Blick zurück in die eigene Vergangenheit. An der Kirchenmusikschule in Regensburg traf Schäffner unter anderem Domkapellmeister Georg Ratzinger, der ihn in Tonsatzlehre unterrichtete. Es ist der Bruder des späteren Papstes Benedikt XVI., und von 1964 bis 1994 selbst der Leiter der Domspatzen.

Seit wenigen Wochen ist Christian Heiß sein Nach-Nachfolger. Unter seiner Leitung darf die berühmte Motette Heinrich Schützens nicht fehlen. Der war selbst einmal für seine wunderschöne Knabenstimme geschätzt, bevor er der wichtigste deutschsprachige Komponist des Frühbarock wurde. In der glänzenden Akustik stehen aber auch Giovanni Pierluigi da Palestrina, Orlando di Lasso und Johann Sebastian Bach auf dem Programm – und einige moderne Stücke. Geistliche Chormusik von der Gregorianik bis zur Gegenwart eben. .

Der Sonntag gehört dem festlichen Gottesdienst, zu dem jeder bei freiem Eintritt kommen kann. Dabei umrahmt eine "Missa brevis" des Benediktiner-Paters Bonifaz Stöckl (1745-1784) die Eucharistiefeier.

Solch eine kurze Messe war zu Zeiten der Wiener Klassik populär, wie Werke Haydns oder Mozarts zeigen. Bei dessen Vater Leopold in Salzburg hatte Stöckl sein kompositorisches Handwerk denn auch gelernt. Auf der Empore werden dann der Basilika-Chor und das Basilika-Orchester stehen, während Georg Schäffner den Orgelpart übernimmt. In den letzten beiden Jahren war dabei kaum noch ein Platz im Gotteshaus zu bekommen. Gößweinstein scheint mehr und mehr zum musikalischen Wallfahrtsort zu werden.

InfoDie Karten kosten 16 Euro (Donnerstag oder Freitag) bzw. 20 Euro (Samstag). Wer am Festempfang mit Büfett am Donnerstag im Fürstensaal im Pfarrhaus teilnehmen möchte, zahlt zusätzlich 20 Euro. Beginn der Konzerte um 19.30 Uhr; der Gottesdienst startet um 10.30 Uhr.

Kartenvorkauf: Forchheim: Bücherstube an der Martinskirche, Telefon (09191)14500, Lotto-Annahmestelle Kefferstein, Hornschuchallee 21, Telefon (09191)3515930;

Gößweinstein: Wallfahrtsmuseum Gößweinstein, Basilika-Laden, Telefon (09242)740425 und in allen VVK-Stellen der Nürnberger Nachrichten. Abonnenten erhalten ZAC-Rabatt. Die Kunden der Sparkasse Forchheim erhalten ermäßigten Eintritt unter www.sparkasse-forchheim.de/ticketshop

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