Gößweinstein: Kantor Schäffner ist seit 50 Jahren im Amt

15.7.2017, 14:00 Uhr
Georg Schäffner an seinem Lieblingsplatz, an der Orgel, an der er immer wieder Bach intoniert.

© Udo Güldner Georg Schäffner an seinem Lieblingsplatz, an der Orgel, an der er immer wieder Bach intoniert.

Seit 50 Jahren spielt Regionalkantor Georg Schäffner (64) die Orgel in der Basilika Gößweinstein. Damit hat er viele tausend Zuhörer erfreut und sich selbst einen Lebenstraum erfüllt.

Musik dominiert Schäffners Tagesablauf. Er kümmert sich um den Nachwuchs, gibt Wallfahrern und Touristen Basilika-Führungen mit Konzert, leitet den Kirchenchor. Musik gehört für ihn dazu, seitdem er in einem Haus im Schatten der Basilika zur Welt kam.
„Ich bin ein Produkt der Wallfahrt“, so Schäffner. Sein Vater Fritz kam mit einem Pilgerzug aus der Oberpfalz nach Gößweinstein, traf hier auf Margareta Spätling und blieb der Liebe wegen. Sein Elternhaus beschreibt Schäffner als „tief katholisch“. Sein Onkel, Franziskanerpater Luchesius Spätling, war Professor für ältere Kirchengeschichte in Rom und ist nun Ehrenbürger Gößweinsteins.

Klavierlehrerin prägte

Ab sechs war Georg Schäffner eifriger Ministrant. In der Basilika habe sein Vater, der sich das Orgelspiel selbst beigebracht hatte, ab und an ausgeholfen. Und weil es im Hause Schäffner ein Klavier gab, „das man nicht einfach nur herumstehen lassen wollte“, erhielten der kleine Georg und seine Geschwister Unterricht.

„Da hatte ich mit der pensionierten Musiklehrerin Helene Schuster aus Behringersmühle großes Glück“, erinnert sich der Jubilar jetzt an die erste Dame in einer Reihe prägender Pädagogen. An der Kirchenmusikschule in Regensburg traf Schäffner später unter anderem den Domkapellmeister Georg Ratzinger, der ihn in Tonsatzlehre unterrichtete.
Es scheint Fügung gewesen zu sein, dass ausgerechnet nach dem Studium 1973 eine hauptamtliche Organistenstelle in Gößweinstein geschaffen wurde. Schäffner bekam sie und betreute als Regionalkantor zuerst die Dekanate Ebermannstadt und Auerbach, später auch Forchheim.

Es hätte nach dem an der Musikhochschule München erworbenen Staatsdiplom (1983) auch Angebote für bedeutendere Kirchenmusikerstellen gegeben, doch Schäffner schlug sie immer wieder aus.

So groß war die Verbundenheit zu „seiner“ Basilika. Dabei sollte Georg eigentlich das elterliche Schuhgeschäft übernehmen. Deshalb gaben ihn die Eltern nicht wie seine beiden Geschwister Hans und Hildegard nach Bamberg in ein katholisches Internat, sondern auf die Realschule Ebermannstadt.

Auf dem kaufmännischen Zweig blieb der Musikbegeisterte aber nicht lange sitzen, sondern suchte im Wahlfach Musik seine Erfüllung. Musiklehrer Siegfried Billich half ihm dabei und schnell stellten sich Erfolge ein. Georg Schäffners Organisten-Karriere begann aber einige Jahre früher.

1963 in einem Saal am Marktplatz in Muggendorf an einem Harmonium. Auch wenn Georg nicht alles verstand, was da in lateinischer Sprache gesagt und gesungen wurde. „Die katholischen Flüchtlinge und Vertriebenen feierten dort ihre Gottesdienste.“
Schäffners große Stunde kam, als Raiffeisenchef Hans Steinmetz, der nebenher die Orgel in der Basilika spielte, schwer erkrankte, und der 14-Jährige für ihn einspringen durfte. „Am Anfang saß mein Vater neben mir und half mir, die Pedale zu bedienen, weil ich mit den kurzen Beinen nicht überall hinkam.“ Die Familie entschloss sich, die Talente Georgs zu fördern und bat den evangelischen Regionalkantor Roland Weiß aus Pegnitz um Unterricht.

Im Laufe der Jahre hat Georg Schäffner nicht nur eine Fußwallfahrt nach Vierzehnheiligen gegründet (seit 1994), er hat auch im Pfarrgemeinderat und als dessen Vorsitzender (1994—2012) gewirkt. Hunderte Konzerte hat er seit 1980 organisiert und selbst gespielt.

Mit Berühmtheiten gearbeitet

„Mich faszinieren die französischen Romantiker. Die wirklich modernen Komponisten kommen leider beim Publikum nicht immer gut an.“ Dabei hat er legendäre „sehr sympathische“ Sänger wie Peter Schreier und Dirigenten Christoph Eschenbach kennengelernt. Der Landkreis Forchheim zeichnete ihn 1988 mit seinem Kulturpreis aus, 2011 folgte der Kulturpreis der Oberfrankenstiftung.

Georg Schäffner ist verheiratet mit Frau Rita, die als Religionslehrerin in Gößweinstein und Pottenstein unterrichtet. „Sie macht seit 1979 alles mit, schließlich habe ich keinen besonders familienfreundlichen Beruf“, würdigt er die Unterstützung seiner Partnerin.

An die Zeit des Ruhestandes in anderthalb Jahren denkt der Jubilar noch nicht. Doch die Erforschung der Heimatgeschichte ist ihm ebenso ein Anliegen wie die Wanderungen mit dem Fränkische-Schweiz-Verein. Er hegt ein Faible für historische Romane und joggt gern. Seine fünf Enkel halten ihn auf Trab und der Musiker freut sich auf das eine und andere Orgelkonzert.

Das nächste Konzert in der Basilika Gößweinstein ist am Sonntag, 16. Juli, ab 17 Uhr mit Claudio Monteverdis frühbarocker Klangpracht. Die Musica Canterey Bamberg, der Kammerchor der Universität Bamberg, sowie hochkarätige Solisten spielen geistliche Musik. Karten gibt es beim Markt Gößweinstein (09242) 456 und an der Abendkasse.

 

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