Gräfenberg: Abgeordnete schaut sich im maroden Hallenbad um

26.10.2020, 16:47 Uhr
Gräfenberg: Abgeordnete schaut sich im maroden Hallenbad um

© Foto: Marcel Pasto

Schnee dürfte auf dem Flachdach des Bades nicht liegen, sonst müsste die Halle geschlossen werden, wie es an der angrenzenden Turnhalle bereits der Fall ist, erklärt Helbig, der eigentlich Schwimmbäder baut, der Bundestagsabgeordneten Silke Launert und Bürgermeister Ralf Kunzmann. Das Bad muss abgerissen werden und bereits in vier Jahren soll ein neues Hallenbad in der Nähe errichtet sein.

Diese Maßnahme konnte für das KIP Sonderprogramm angemeldet werden. Mit diesem Programm wurden die Gelder erhöht und die Maßnahmen verlängert, damit mehr Kommunen in den Fördergenuss kommen. Die Stadt erhielt eine Förderzusage über 90 Prozent.

Baukosten enorm gestiegen

Allerdings machen die enorm gestiegenen Baukosten einen Strich durch diese Rechnung. Das Ergebnis ist ein Defizit in Höhe von drei Millionen Euro, das die Stadt alleine nicht stemmen kann.

Nicht nur die Infrastruktur wäre in Gefahr, sondern vor allem der Schwimmunterricht, Rehasport, die Übungsstunden der Wasserwacht Heroldsberg und die vielen eigenen Aqua-Fitness-Angebote. All das findet im Gräfenberger Hallenbad statt und macht die Brisanz und die Tragik um das Bad deutlich. "Schwimmen ist lebensnotwendig", sagt Helbig. Gerade angesichts der Statistik, dass fast die Hälfte der Grundschüler nicht schwimmen kann. "Das ist ein dramatischer Zustand."

Mit ihm als Betreiber habe die Stadt ein Alleinstellungsmerkmal und eine sehr gute Lösung, findet die Bundestagsabgeordnete Silke Launert (CSU). Mit der Übernahme der Hauptschule durch die Stadt Gräfenberg ging auch das Hallenbad an die Stadt über. Sie vergab den Betrieb an Mirco Helbig und seine Mitarbeiter.

Schwimmunterricht in Gefahr

Die Vormittage sind für die Schulen ausgebucht. Mit den Schwimmlehrern führen Helbigs Mitarbeiterinnen den Schwimmunterricht durch. Da es immer weniger Lehrerinnen und Lehrer gibt, die einen solchen erteilen dürfen, waren viele Schüler nicht mehr in dessen Genuss gekommen. Mit Aqua Work war dieser Unterricht dann erst wieder möglich. Würde das Hallenbad wegfallen, wäre auch der Schwimmunterricht in Gefahr. "Wenn die Schulklassen 40 Kilometer fahren müssen, lohnt sich der Schwimmunterricht zeitlich nicht mehr, denn es bleibt vielleicht noch eine halbe Stunde fürs Schwimmen", erklärt Kunzmann.

Das wäre ein Riesenverlust, so Launert: "Wir reden davon, dass hier Kinder das Schwimmen lernen." Doch eine Lösung hat sie nicht dabei. Mit dem KIP Sonderprogramm sei schon Geld verteilt und Gräfenberg bedacht worden. 2024 soll das neue Hallenbad in Betrieb gehen. Zudem: "Schwimmen ist keine Bundesaufgabe", sagt Launert und sieht hier die lokale Ebene am Zug. "Wenn das Bad primär für die Schüler ist, muss aus Sicht der Schulpolitik mehr ermöglicht werden."

Bürgermeister Ralf Kunzmanns Amtsvorgänger Hans-Jürgen Nekolla hat mit den Kommunen aus drei Landkreisen eine langjährige Vereinbarung getroffen, in der diese verbindlich zusichern, das Bad zum Schwimmunterricht zu nutzen. Auch Kunzmann war nicht untätig, sprach erneut mit den Kommunen und dem Landrat, um mehr finanzielle Beteiligung zu erhalten. Kunzmann beteuert, dass die Frage "Freibad oder Hallenbad" nicht zur Diskussion stehe.

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