Fairtrade und Fairafric

Gräfenberger Dekanat: Faire Schokolade hilft Kindern in Afrika

7.12.2021, 08:00 Uhr
Gräfenberger Dekanat: Faire Schokolade hilft Kindern in Afrika

© Petra Malbrich, NNZ

Ob es die vielen leckeren Schokoladen in den Nikolaussäckchen sind, die Trinkschokolade oder eine Schachtel Pralinen, hergestellt aus feiner Schokolade: Wer diese Marken kauft, hat Kinderarbeit drin. „Wir wollen deshalb den Fairtrade-Gedanken stark machen“, betont der Gräfenberger Dekan Reiner Redlingshöfer. „Wir“, das sind die evangelische Bildung, die Kirchengemeinde Gräfenberg und die evangelische Bildung Fränkische Schweiz. Sie organisierten bereits einen Vortragsabend, um zu zeigen, unter welchen Bedingungen die Menschen in Ghana und an der Elfenbeinküste Kakao anbauen und ernten. Mit der Ausstellung in der Kirche und künftig einem regelmäßigen Angebot an Fairtrade-Waren wollen sie die Menschen weiterhin für das Thema sensibilisieren.

Viel zu schwere Säcke

„Wir haben eine Verantwortung für die Menschen in Afrika und Südamerika, die von den westlichen Staaten ausgebeutet werden“, sagt Redlinghöfer. Von den Gewinnen sehen die Kakaobauern kaum etwas. Um von ihrer Arbeit leben zu können, müssten sie das Doppelte verdienen. Hinzu kommt, dass immer mehr Kinder im Kakaoanbau in Ghana und der Elfenbeinküste unter schlimmen ausbeuterischen Bedingungen arbeiten müssen. Sie tragen zu schwere Kakaosäcke, hantieren mit gefährlichen Werkzeugen und sind giftigen Chemikalien ausgesetzt. Das Bewusstsein dafür zu wecken, ist das Ziel der Gräfenberger Kirche und der Erwachsenenbildung. „Denn diese Menschen in Afrika und Südamerika sind auf faire Preise angewiesen, um überleben zu können“, betont Redlingshöfer.

Gräfenberger Dekanat: Faire Schokolade hilft Kindern in Afrika

© Petra Malbrich, NNZ

„Wir wollen deshalb fair gehandelte Produkte anbieten, in der Adventszeit natürlich Schokolade“, sagt der Dekan. Ihn erschüttert, dass nur ein Prozent der Schokolade vor Ort produziert wird. Alles andere importiert der Westen. Den Kakaobauern nütze das nichts, sagt der Dekan und nimmt eine Tafel Fairafric-Schokolade von dem Warenangebot in der Gräfenberger Kirche. Fairafric ist noch ein Stück weit mehr Fairtrade, denn diese Schokolade wird in der von einem Münchner gegründeten Schokoladenfabrik in Afrika produziert. „Made in Africa“ steht deshalb auf der Tafel Schokolade. Ein Schriftzug mit Seltenheitswert. „Die Wertschöpfung ist hier zehn Mal höher als bei der normalen fair gehandelten Schokolade“, weiß Redlingshöfer.

Verhalten ändern

Ziel der evangelischen Kirche in Gräfenberg ist es deshalb, regelmäßig, ein Mal im Monat nach dem Gottesdienst und einmal wöchentlich im Gemeindehaus, Fairtrade-Ware anzubieten. „Es geht nicht um die paar Tafeln Schokolade, sondern ums Bewusstsein. Nur wenn wir unser Verbrauchsverhalten ändern, können wir die Konzerne zum Umdenken bringen“, ist Redlingshöfer überzeugt.

Gertrud Seitz schaut sich unterdessen die Angebote auf dem kleinen Fairtrade-Tisch in der Kirche an. Das Angebot ist schon merklich geschrumpft, so viel haben die Gottesdienstbesucher bereits gekauft. Die Specksteine, auf denen Herzchen, Notenschlüssel, Giraffen, Elefanten oder Zebras, aufgemalt sind, gefallen Gertrud Seitz gut. Diese Specksteine wurden in Ghana gefertigt. „Damit wird das Schulgeld bezahlt“, erklärt Angela Seckendorf. Der Erlös für die Specksteine werde nach Ghana überwiesen, damit die Mädchen und Jungen in die Schule gehen können. Das Privileg der kostenlosen Bildung gebe es dort nicht. „Ich finde es gut, dass man mit all dem hier, die Menschen in Afrika unterstützt“, sagt Seitz.

Im kleinen Rahmen sollen ab 2022, sofern Corona es zulässt, am Donnerstagsnachmittag die Fair Trade-Produkte im Gemeindehaus der evangelischen Kirche zum Verkauf angeboten werden: fair gehandelte Schokolade, Kaffee, Tee, Armbändchen, Handschmeichler aus Speckstein, aber auch Deko-Hänger für die Fenster. „Wir bekommen auch Ware vom ,Eine Welt-Laden' in Erlangen zur Kommission“, sagt Gertrud Wiesheier, Leiterin der evangelischen Erwachsenenbildung Fränkische Schweiz. So wird es auch immer wieder neue Angebote geben, wenn künftig regelmäßig Fairtrade und Fairafric in Gräfenberg angeboten wird.

Die Wurzel der Kinderarbeit: Armut

Zur Information: 5,5 Millionen Kakaobauern und Bäuerinnen leben unter der Armutsgrenze, rund 1,5 Millionen Kinder arbeiten in Ghana und der Elfenbeinküste unter ausbeuterischen Bedingungen auf den Kakaoplantagen. Eine sechs-köpfige Kakaobauernfamilie verdient 848 Cedi. Das sind 191 US Dollar; 395 US-Dollar wären existenzsichernd.

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