Guten Morgen, liebe Online-Klasse!

21.3.2020, 09:00 Uhr
Lehrer Jürgen Schmaus betreut in der Martinschule den Drittklässler Max und die Viertklässlerin Maja. Sie sitzen im realen Klassenzimmer, während ihre Schulkameraden und -kameradinnen online ihre Aufgaben erhalten.

© Giulia Iannicelli Lehrer Jürgen Schmaus betreut in der Martinschule den Drittklässler Max und die Viertklässlerin Maja. Sie sitzen im realen Klassenzimmer, während ihre Schulkameraden und -kameradinnen online ihre Aufgaben erhalten.

Das Internet spielt dabei eine große Rolle. Schnell ist vom "virtuellen Klassenzimmer" die Rede. Doch für welche Jahrgangsstufen ist das geeignet? Welche Plattformen und Programme gibt es? Was genau kann damit gemacht werden? Und können die Lehrkräfte schon damit umgehen, abgesehen von den Schülerinnen und Schülern?

Wie auf so viele Fragen im Leben gibt es auch hier keine allgemeingültige Antwort. Sonja Orth, Lehrerin an der Martin-Grundschule in Forchheim, hat mit ihrer jahrgangsgemischten 3./4. Klasse schon das ganze Schuljahr über "Medienarbeit" gemacht, sagt sie: "Meine Klasse ist total medienaffin." Den Unterricht in Zeiten des Schulverbots aufs Internet zu verlagern, "hat sich jetzt angeboten".

Orth richtete für alle 18 Schülerinnen und Schüler auf der digitalen Lernplattform des Landesmedienzentrums Mebis einen Zugang mit Passwort ein. Das Einloggen wurde geübt und klappt sehr gut, sagt sie. Abgesehen davon, dass Mebis anfangs der Woche von Hackern über Stunden lahmgelegt worden war.

Hier finden die Kinder jedenfalls ihr "Digitales Klassenzimmer". Sogar einen Bereich "Morgenkreis" und ein "Forum für Fragen" hat Orth eingerichtet, um direkt mit den Kindern ins Gespräch zu kommen: "In unserem Online-Klassenzimmer findest du Lernmaterialien zu verschiedenen Fächern für die Zeit, in der du die Schule nicht besuchen kannst."

Guten Morgen, liebe Online-Klasse!

© Screenshot: Sonja Orth

Auf dem "Gelben Brett" notiert Sonja Orth die Aufgaben für die jeweiligen Fächer. Zum Beispiel in Deutsch: "Zeitformen: Lückentext: Präteritum". Mit genauen Angaben, wohin zu klicken ist, erklärt die Lehrerin jeden einzelnen Arbeitsschritt und nennt die dafür notwendigen Materialien, etwa: "Roter Schnellhefter" oder ein Link auf das bereits eingeübte Leselernprogramm "Antolin". Auch Erklär-Videos sind eingebunden. Das "E-Learning", erklärt Sonja Orth, "ist für meine Schüler kein Problem."

Wie kontrolliert sie den Lernerfolg? "Die Schüler", so Orth, "sind das Arbeiten mit Selbstkontrolle gewöhnt." Am Ende der Woche schickt sie ihnen die Lösungsblätter, damit die Mädchen und Jungen dann "mit grünem Stift" ihre Aufgaben nochmal durchgehen und korrigieren können: "Wenn die Schule wieder losgeht, werde ich das dann nochmal anschauen."

In alle Schritte sind die Eltern eingeweiht und eingebunden. Auch über die jeweiligen Klassenelternsprecher. Es gibt neuerdings dienstliche Mail-Adressen für alle Lehrkräfte, so Orth, für die schnelle Kontaktaufnahme.

Doch Sonja Orth ist in der Martinschule (17 Klassen) bisher die einzige, die das Online-Klassenzimmer so konsequent durchzieht. Andere Lehrkräfte haben Abholfächer eingerichtet, wo sie Aufgaben hinterlegen. Es gibt auch Lehrer, die den Schülern ihre Aufgaben in den häuslichen Briefkasten werfen. Andere setzen auf E-Mail, Post und/oder Telefon.

In den Schulen, sagt Schulamtschefin Haderlein, haben nur die Schulleitungen Präsenzpflicht sowie die Lehrkräfte, die zur Betreuung der Kinder eingeteilt sind, die einen Anspruch auf Betreuung haben (wenn die Eltern in "systemrelevanten" Berufen arbeiten und keine andere Möglichkeit der Kinderbetreuung haben). In den 40 Grund- und Mittelschulen des Landkreises wurden am letzten Montag 43 Kinder betreut: "In vielen Schulen hatten wir gar keine, an anderen sechs bis sieben."

Wie sieht die Betreuung aus? Cordula Haderlein lacht: "Man beschäftigt sich schon." Manche basteln, andere haben Hochbeete angelegt. Ein Kind war den ganzen Tag todunglücklich, hat sie gehört, weil es allein in die Schule musste, während alle anderen daheim bleiben durften...

In den Kindertagesstätten besteht ebenfalls grundsätzlich die Möglichkeit, seine Kinder betreuen zu lassen, sofern der Anspruch besteht. Laut Pressestelle der Stadt wird in den städtischen Kitas derzeit genau ein einziges Kind betreut. Für nächste Woche liegen mehrere Anfragen vor.

 

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