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Hat Forchheim ein Raser-Problem?

5.8.2018, 09:00 Uhr
Hat Forchheim ein Raser-Problem?

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

"Wenn ich vom Kersbacher Kreuz Richtung Globus fahre und 50 km/h einhalte, dann werde ich von den meisten überholt. Niemand hält sich an Gesetz und Ordnung", schimpft ein User auf Facebook. Der NN-Bericht "Forchheim: Raserstrecke Klosterstraße?" über eine einstündige Geschwindigkeitsmessung hat viele Reaktionen ausgelöst. Eine Leserin findet: "In Forchheim hat jeder sein eigenes Wohlfühltempo. Das läuft schon seit Jahren aus dem Ruder." Rund 130 Kommentare wurden auf Facebook abgegeben und rund 20 Straßen als Problem-Schwerpunkte genannt.

Ein 51-jähriger Forchheimer schreibt: "Wenn ich so mein Bauchgefühl nehme, wird überall zu schnell, zu rücksichtslos, zu unsinnig Auto gefahren." Den Marktplatz finde er ganz schlimm. Es gibt aber auch Leser, die anmahnen, dass einige Kommentatoren übertreiben. Schließlich seien entgegen einiger emotionaler Beiträge nicht nur noch Verrückte in Forchheim unterwegs, so der Wortlaut.

Fünf neuralgische Strecken

Die fünf meistgenannten Strecken sind in aufsteigender Reihenfolge die Egloffsteinstraße, die von-Brun-Straße, die Klosterstraße, die Bamberger und die Bayreuther Straße. Doch was sagt die Statistik der Polizei? "Das sind Strecken, auf denen zu schnell gefahren wird — aber nicht mehr als anderswo", sagt Hartmut Demele von der Polizei Forchheim.

"Das ist eine ganz schwierige Thematik", betont er. Eine lückenlose Verkehrsüberwachung sei weder möglich noch wünschenswert. "Wir richten unsere Maßnahmen danach aus, Verkehrsunfälle und Unfallfolgen möglichst zu verhindern sowie Belästigungen im Straßenverkehr oder schädliche Auswirkungen auf Anwohner und Umwelt zu vermeiden", sagt er. Beschwerden von Anwohnern, die im Sommer nachts gerne bei offenem Fenster schlafen, bedeuteten aber mitunter nicht, dass auf diesen Straßen auch eine tatsächliche Gefahr für Verkehrsteilnehmer bestünde. Ebenso lasse sich von schnellem Fahren nicht automatisch auf hohe Unfallzahlen schließen.

Die meisten Unfälle passieren laut Deme auf den großen Parkplätzen der Einkaufsmärkte oder auf stark befahrenen Innenstadt-Kreuzungen. Doch das hänge nicht mit der Geschwindigkeit der Autofahrer zusammen. "Beim Rangieren sowie Ein- und Ausparken unterlaufen eben Aufmerksamkeitsfehler, weil die Verkehrsdichte hoch ist."

2018 hat die Polizei Forchheim zusammen mit der Verkehrspolizei Bamberg 53 Geschwindigkeitsmessungen im Stadtgebiet und den Ortsteilen durchgeführt. Dabei gibt es einen Unterschied: Die Polizei Forchheim führt sie mit dem Lasermessgerät durch, die Verkehrspolizei Bamberg hingegen mit Radargeräten, die auch eine Quote ermitteln können. Denn dabei erfasst ein Zählwerk jedes vorbeifahrende Fahrzeug. Diese Gesamtzahl lässt sich in Relation zur Zahl der Verkehrssünder setzen, die den Beamten ins Netz gegangen sind.

1792 Verwarnungen

Die Beanstandungsquote liegt 2018 bislang zwischen rund einem und sechs Prozent. Insgesamt wurden in diesem Jahr bislang 1792 Verwarnungen ausgesprochen und 130 Anzeigen gestellt. Im Vorjahreszeitraum waren es etwas weniger, doch statistische Zufälle, beeinflusst zum Beispiel durch den Zeitpunkt der Messung, seien nicht auszuschließen.

"Allein durch Radarkontrollen wird man Geschwindigkeitsüberschreitungen nicht verhindern können", sagt Demele. Neben einem Blitzermarathon im Frühjahr sei auch Pressearbeit wichtig. "Raser zu bekämpfen ist auch Aufgabe von Gemeinden, Landkreisen und dem Freistaat, die die Straßen bauen und Geschwindigkeitsbegrenzungen anordnen können." Die eigene Einstellung zu Mobilität sowie das Fahrzeug, Werbung und Gestaltung des Straßenraums spielten eine Rolle. "Für uns steht die Verhinderung schwerer Verkehrsunfälle im Vordergrund."

Mehr zu den Raser-Problemen auf dem Aldi-Parkplatz in Forchheim lesen Sie hier

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