Hausen Vizemeister

16.2.2009, 00:00 Uhr
Hausen Vizemeister

© Niko Spörlein

Für viele Frauen und Mädchen wird es eine kleine Genugtuung gewesen sein: In Adelsdorf standen endlich einmal nicht die Männer im Rampenlicht eines Fußballwochenendes, sondern der Damenfußball. So kümmerte sich die Adelsdorfer Feuerwehr um den Verkehr, vier Mannschaftsbusse überrragten die zahlreichen Autos auf dem Parkplatz und auch ein Notarzt stand bereit - der glücklicherweise in über fünf Stunden Turnierfußball zwar mehrere Mal kleine, nie aber ernsthafte Einsätze hatte.

Fanclub gut gelaunt

Die Aischgrundhalle selbst bebte erst ab den Halbfinals durch eine lautstarke Fangruppe aus dem benachbarten Hausen, die erst sich selbst («Wir sind die Pausenclowns...») und später ihre Lieblingsmannschaft feierte. «Ich selbst bin total nervös», bekannte Hausens Trainer Gerhard Nöth schon nach dem allerersten Gruppenspiel, in dem seine SpVgg als Lokalmatador den späteren Bayernmeister FC Memmingen besiegt hatte.

«Es sind vielleicht gerade zehn, 15 Kilometer bis nach Hausen. Fast die ganze zweite Mannschaft ist dabei, Eltern und Freunde - wir wollen unter die ersten Vier», kündigte Nöth an, der kurzerhand dafür die Vorbereitung auf die Bayernliga-Rückrunde im Freien ausgesetzt hatte. Am Ende reichte es für ihn und «seine» Mädels sogar zur hervorragenden Vizemeisterschaft, die Gerhard Nöth «hoch zufrieden» machte.

Fleißige Adelsdorfer Helfer

Um dem hohen Stellenwert des Turniers gerecht zu werden, hatte der SC Adelsdorf als Ausrichter rund 20 ehrenamtliche Helfer - vom Balljungen über den Würstchenverkauf bis hin zum Schiedsgericht - auf die Beine gebracht. Kurios: Eine Damenmannschaft der Adelsdorfer Vereins war in keinem der vorangegangenen Turniere am Ball gewesen - «Weil wir gar keine haben», wie Jens Jedlitschka vom Schiedsgericht einräumte. Doch zwei Mädchenteams kicken in Adelsdorf. Über diese Schiene war auch der Kontakt zum Bayerischen Fußball-Verband (BFV) zur Ausrichtung des Turniers gelaufen.

Immerhin kamen mit Röthenbach/St. Wolfgang und Hausen zwei der acht Teams aus Mittelfranken, was aber auch an der BFV-Regelung lag, dass aus dem gastgebenden Bezirk immer Bezirksmeister (Hausen) und Vizemeister (Röthenbach) mitkicken dürfen.

Auch ohne eigene Mannschaft: Der SC Adelsdorf war ein hervorragender und engagierter Gastgeber: «Wir haben einen Vip-Bereich und eine Ehrentribüne für zirka 30 Ehrengäste», sagte Helmut Wölfel, Adelsdorfs Fußball-Abteilungsleiter, nicht ohne Stolz. Kurz darauf durfte er dort unter anderem Bayerns Fußballpräsident Rainer Koch und einige Kommunalpolitiker willkommen heißen.

Nervosität legte sich

Die anderen Zuschauer in der stets sehr gut gefüllten Aischgrundhalle sahen anfangs nervöse Spiele, bei denen sich die Protagonisten aber bald fingen und die klassenhöheren Klubs klar den Ton angaben - bis auf Regionalligist SC Regensburg, der überraschend schon nach der Vorrunde die Segel streichen musste. «Eine Regensburgerin hat mir aber verraten, dass sie nur mit der zweiten Mannschaft gekommen sind», glaubte Gerhard Nöth den Grund zu kennen.

Seine Hausener hatten im letzten Vorrundenspiel gegen eben die Mädels von der Donau mit einem 1:0 das Halbfinale gegen den FC Ruderting (Spitzenreiter der Bezirksoberliga Niederbayern) erreicht.Im anderen Halbfinale der erste Knüller: Eine 3:0-Führung reichte dem oberfränkischen Vertreter RSC Drosendorf nicht zum Einzug ins Finale, was gleichzeitig zu einer Neuauflage des Endspiels von 2007 geführt hätte, das damals die SpVgg Hausen gewann. Verhindert wurde das von den Memminger Damen, die eine ungemeine Kampfmoral an den Tag legten und noch eine furiose Aufholjagd starteten.

Letztlich wurde ihr Einsatz im Siebenmeter-Schießen belohnt: Memmingen stürmte ins Finale. Die SpVgg Hausen, nach dem klaren 4:1-Semifinalerfolg gegen Ruderting weiterhin in der gesamten Hallensaison ohne Niederlage, sollte der Gegner sein.

Ausgerechnet im Endspiel stolperten Gerhard Nöths Mädels über ihre Nervosität: Memmingen spielte nach dem «Halbfinal-Wunder» wie beflügelt und ging zur Hälfte der Spielzeit mit 2:0 in Führung.

Zwar gelang Hausen noch der Anschlusstreffer durch Theresia Drummer, doch konnte Memmingen bei zwei Hausener Lattentreffer den knappen Sieg über die Zeit retten und dem Lokalmatador 2009 die allererste Niederlage unter dem Hallendach zufügen. Die Schwaben konnten sich somit über den Pokal von Hauptsponsor Eon freuen - Preisgeld gab es nicht. «Die Mädels nehmen ungemein viel Zeit auf sich und bekommen keinen Cent Geld dafür», lobte Gerhard Nöth den Frauenfußball, als einen «wirklich ehrlichen Fußball».

Feiern Frauen besser?

Anders als bei den Männern soll bei den Mädels übrigens auch das Feiern sein: «Das ist wirklich der Wahnsinn, da kommen die Männer nicht mit», sagt der auch im Herrenbereich erfahrene Hausener Trainer.

Fairness war beim Turnier in Hausen keine Frage. Lediglich eine Handvoll Zeitstrafen mussten die vier Schiedsrichterinnen aussprechen, die allesamt in der Frauen-Bundesliga pfeifen.