Heroldsbacherin hat Müll in der Natur den Kampf angesagt

24.1.2020, 10:57 Uhr
Heroldsbacherin hat Müll in der Natur den Kampf angesagt

© Foto: Nina Eichenmüller

Unter dem Laub im Straßengraben ragen blaue Folie und ein Coffee-to-go-Becher hervor. Zwei Meter weiter lässt der Morgenfrost einen Pizzakarton weiß glitzern. Heidi O. schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und erhebt ihre Stimme bei jedem Stück Müll, das in den Straßengräben auf der B 470 zwischen Wimmelbach und Forchheim liegt.

"Ich gehe gern hier spazieren, da die Natur wunderschön ist. Doch jedes Mal, wenn ich hier vorbeikomme, ärgere ich mich über die Rücksichtslosigkeit der Menschen, die ihren Müll einfach aus dem Fenster werfen", beklagt sich die 67-Jährige.

Heidi O. wohnt in Heroldsbach, mehrmals die Woche fährt sie nach Forchheim, um dort Einkäufe zu erledigen oder ins Fitnessstudio zu gehen. Ihr Weg führt sie über Wimmelbach und über die angrenzende B 470 nach Forchheim. Jedes Mal schaue sie, wo wieder vermehrt Müll abgelagert wurde oder auch, ob der gröbste Müll schon weggeräumt wurde.

Im März letzten Jahres wollte sie sich das Debakel nicht mehr ansehen und hat selbst Initiative ergriffen. Heidi O. lief von Wimmelbach bis kurz vor Forchheim und sammelte mit Müllsäcken den Schmutz anderer Leute auf: "Was da alles herumlag. Ich habe alte vergammelte Tischdecken, Autoreifen, halbvolle Plastikflaschen, Autopolitur, Leuchtstoffröhren, Blisterverpackungen, zwei Kübel Farbe und Beton gefunden. In vier Säcken habe ich dann noch den Kleinmüll aufgesammelt."

"Sehr verständnisvoll"

Die Säcke und die sperrigen Gegenstände deponierte sie bei der Einfahrt zum Wanderparkplatz und verständigte die Straßenmeisterei Forchheim. "Die haben die Säcke am nächsten Tag geholt. Die reagieren auch auf meine Anrufe sehr verständnisvoll. Ich bin dabei immer in einem Zwiespalt: Einerseits finde ich, müssten von der Stadt mehr Leute losgeschickt werden, um die Straßengräben sauber zu halten, andererseits toleriert man damit das Verhalten der Bevölkerung und stellt ihnen sozusagen eine kostenlose Müllabfuhr zur Verfügung."

Ein großes Problem ist ihrer Meinung nach auch der vermeintliche Parkplatz kurz vor Wimmelbach. Hinter einem kleinen Häuschen liegen Taschentücher und Plastikbeutel, im angrenzenden Waldstück wächst auf einem Schuh bereits Moos, eine alte Kaffeemaschine wird vom Laub bedeckt und im Graben liegen zerbrochene Glasflaschen. "In Australien brennen die Wälder und hier liegen über den heißen Sommer hinweg kaputte Glasflaschen am Waldrand, abgesehen von den Scherben und dem Müll in den Krötengräben – Tierschutz sieht anders aus", so die Rentnerin.

Aus dem Fenster

Peter Scheinost von der Straßenmeisterei Forchheim ist mit dem Problem vertraut: "Der Schwerverkehr missbraucht regelmäßig die Einbuchtung unterhalb des Wanderparkplatzes als Rastplatz. Da wird Brotzeit gemacht und der Müll dann aus dem Fenster geschmissen. Außerdem wird von den Leuten jede Ecke, die nicht direkt einsehbar ist, als Deponie für den Hausmüll verwendet."

Einmal im Jahr wird die Strecke zwischen Wimmelbach und Forchheim abgefahren und von dem Müll der Autofahrer befreit. Vernachlässigt werde dieser Teil des Landkreises nicht, viel mehr liege es daran, dass "Gewerbegebiete und Läden wie KFC und McDonald’s anfälliger für Müll am Straßenrand sind", so Scheinost.

Heidi O. erhofft sich mehr Rücksicht von der Bevölkerung: "Gerade jetzt, wo Fridays for Future-Demonstrationen stattfinden und man die Auswirkungen des Klimawandels so stark mitbekommt, sollten doch wenigstens ein paar Tugenden noch vorhanden sein, die den Leuten bewusst machen, dass sie so nicht mit unserer Umwelt umgehen können.

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