Hilpoltsteinerin hilft in Tansania

16.8.2019, 09:55 Uhr
Hilpoltsteinerin hilft in Tansania

© Merz

Frauen haben keine Rechte bei den Massai. "Frauen sind Besitz. Sie werden wie Ware gehandelt", sagt Elisabeth Merz, die als Missionarin bei den Massai in Malambo, Tansania, lebt. Die Mädchen und Frauen sind der Besitz des Vaters und des späteren Ehemannes und werden geschlagen – ob sie etwas falsch gemacht haben oder nicht. Und sie werden schon als Dreizehn- oder Vierzehnjährige verkauft. Für fünf oder sechs Kühe an den künftigen Ehemann.

Wehrt sich ein Mädchen gegen die Ehe, ist es nicht selten, dass es an einen geheimen Ort gebracht, nackt an einen Baum gebunden und halb tot geschlagen wird. Schließlich war die Frau ungehorsam.

Das ist nur eine der vielen unfassbaren Realitäten aus der Kultur der Massai, die Elisabeth Merz erzählt. "Deshalb setzen wir uns für Bildung für die Mädchen ein. Nur so kann der Kreislauf durchbrochen werden, nur so erfahren die Frauen, was Rechte sind und dass sie ein eigenständiges Leben führen können", erklärt Merz, die derzeit auf Vortragsreise ist.

Seit einigen Tagen ist sie in ihrer Heimat in der Hiltpoltsteiner Gegend unterwegs und wurde auch in Sollenberg von Unterstützern eingeladen. Dass Elisabeth Merz Missionarin wird, war ihr Kindheitswunsch. "Ich bin sehr christlich erzogen und die Geschichten von Menschen, die in die Mission gegangen sind, haben mich immer fasziniert", sagt Merz.

Zunächst lernte sie Hauswirtschaftsleiterin, arbeitete fünf Jahre bei der Heilsarmee in Nürnberg und wurde dann zur Krankenschwester am Nordklinikum ausgebildet. 20 Monate begleitete sie ein Ärzte-Team der deutschen Mission nach Tansania als medizinische Assistentin. "Diese Einsätze habe ich nie vergessen", erinnert sich Merz. Nie konnte sie sich vorstellen, bis zur Rente in einer Klinik auf Station zu arbeiten. "Ich musste etwas tun", erzählt Merz, die eine Reise nach Tansania und Kenia buchte, um verschiedene Projekte zu besuchen. So lernte sie auch Angelika Wohlenberg und ihr Projekt in Malambo kennen. "Sie hat dort eine Schule und eine mobile Klinik aufgebaut und suchte einen Projektkoordinator auf Dauer. Ich habe mich beworben und die Stelle bekommen", sagt Merz. Das war 2009.

Sie kündigte ihren Beruf, ließ ihr geordnetes Leben in Zirndorf hinter sich und lebte fortan bei den Massai in der Steppe. "Anfangs war es schwierig, ich bin oft alleine gewesen, doch ich habe es nie bereut", sagt Merz, die inzwischen einen großen Freundeskreis bei den Massai hat. Auch Dirk und Sarah Frykowski gehören zum Team und kommen einmal jährlich mit einigen Massai zur Vortragsreise durch Deutschland, um auf das Projekt aufmerksam zu machen und Spendengelder zu sammeln. Das Geld wird für die Schulen benötigt.

Zwar gibt es viele staatliche Förderprogramme und gutes Geld dafür. Aber: "Diese Projekte werden nur unterstützt, wenn kein Deutscher vor Ort ist", erklärt Merz. Sie aber wollen vor Ort sein, wollen mit den Massai leben und ihnen helfen, vor allem den Frauen. Denn solange die Mädchen eine Schule besuchen, stehen sie unter einem besonderen Schutz und dürfen nicht verheiratet werden. Bis zum Realschulabschluss.

Festgefahrene Kultur

Doch es gibt auch Frauen, die dann ein Collage besuchen. Hier kann der Vater schon eingreifen. Elisabeth und Angelika versuchen zu vermitteln, versuchen, den Männern, die als Halbnomaden mit ihren Ziegen-, Schaf- und Kuhherden durch die Steppe ziehen, zu zeigen, dass eine Frau mit Bildung die Familie finanziell viel besser unterstützen kann. Manchmal gelingt es. Manchmal scheitert es am Geld, denn die Schulen werden ausschließlich aus Patenschaften und Spenden bezahlt. Manchmal haben die Frauen auch keinen Mut, aus der festgefahrenen Massai-Kultur auszubrechen.

Neben der Hauptaufgabe, zu helfen, bedeutet für Elisabeth Merz Mission auch, den Menschen von Jesus zu erzählen. Viele Massai sind christlich geworden – und das zeigt sich dann an ihrem Leben.

Als Viehhirten glaubten sie, alle Kühe gehören ihnen. "Richtige Raubzüge hat es gegeben", erzählt Merz. Sie spricht in der Vergangenheit, denn durch den Einzug des Christentums sind diese Raubzüge Geschichte. Die Massai glauben an einen Gott, der im Berg Gottes wohnt. Das ist ein Vulkan, nicht unweit von Malambo entfernt. Bricht der Vulkan aus, ist es die Strafe Gottes und Gott müsse gnädig gestimmt werden. Opferungen werden dann gebracht, Ziegen oder Lämmer. "Sie haben keinen Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod. Die Massai haben richtig Angst vor dem Tod und müssen dem Tod aus dem Weg gehen", erzählt Merz.

Ist jemand gestorben, wird er ganz weit in den Busch getragen. "Bildung ohne Gott kann den Menschen verderben", zitiert Elisabeth Merz den Spruch von Angelika Wohlberg, mit der die inzwischen 58-jährige Hiltpoltsteinerin den Massai helfen möchte und vor allem dem Leben der Frauen. Damit sie Rechte haben. Damit sie nicht mehr wie Ware behandelt werden.

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