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Ideen für verfallende Häuser: Was passiert mit dem Ortskern von Hallerndorf?

14.12.2021, 05:28 Uhr
Ein idyllischer Anblick? So stellt es sich jedenfalls die Gemeinde Hallerndorf vor, würde aus den Plänen im Integrierten Städtebaulichen Konzept (Isek) Realität.   

© Anestis Aslanidis, NN Ein idyllischer Anblick? So stellt es sich jedenfalls die Gemeinde Hallerndorf vor, würde aus den Plänen im Integrierten Städtebaulichen Konzept (Isek) Realität.  

Stellenweise gibt es keine Fenster mehr. Im Inneren ist die Decke zum Obergeschoss durchgebrochen. Schutt bedeckt den Boden im Erdgeschoss. Der Gartenzaun mit seinen verzierten Elemente lässt erahnen, wie einst die bunte Farbenpracht des Bauerngartens das Haus erstrahlen hat lassen. Längst ist Stille in einige Häuser eingekehrt, die im historischen Ortskern von Hallerndorf stehen. Über sie thront die auf einer Anhöhe gelegene Kirche St. Sebastian. Sie ist noch eines der wenigen intakten Fenster in die Vergangenheit des Dorfes.

2019 hat der Straßenabschnitt in Hallerndorf noch anders ausgesehen: Damals stand das Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert noch. Festgehalten hat die Ortsansicht der fränkische Ortsbildmaler Rudolf Lumm. Und er zeigt, wie idyllisch es aussehen könnte. 

2019 hat der Straßenabschnitt in Hallerndorf noch anders ausgesehen: Damals stand das Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert noch. Festgehalten hat die Ortsansicht der fränkische Ortsbildmaler Rudolf Lumm. Und er zeigt, wie idyllisch es aussehen könnte.  © Repro Peter Roggenthin, NNZ

"Das Ortsbild wird durch solche leerstehende Häuser gestört", sagt Hallerndorfs Bürgermeister Gerhard Bauer im Gespräch mit den NN. Das ist eine Erkenntnis, zu der die Bürgerinnen und Bürger des Ortes gelangt sind. Denn sie haben gemeinsam mit der Gemeinde die Missstände schriftlich festgehalten. Im so genannten Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept - kurz Isek. "Das Ortsbild wird durch die stark sanierungsbedürftigen Gebäude mit Schäden an der Fassade, den Fenstern und Dächern maßgeblich beeinträchtigt", heißt es im 244 Seiten starken Dokument.

Denkmalgeschütztes Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert existiert nicht mehr

Vorstellungen, wie die Gärten und Häuser hinter den verzierten Zäunen wieder erblühen könnten, gibt es. Beispielsweise für das historische - aber nicht unter Denkmalschutz stehende Ensemble der Häuserreihe unterhalb der Kirche. Die Gemeinde will den Eigentümern eine Stütze sein.

Ideen für verfallende Häuser: Was passiert mit dem Ortskern von Hallerndorf?

© Peter Roggenthin, NNZ/Aus dem ISEK Hallerndorf arc.grün landschaftsarchitekten.stadtplaner.gmbh

Auch deshalb hat der Gemeinderat über den gesamten historischen Ortskern ein Sanierungsgebiet gelegt. Dieser Status ermöglicht es Eigentümern, von steuerlichen Sonderabschreibung bei einer Sanierung zu profitieren. In einer grafischen Animation im Isek erstrahlt die Häuserreihe in der Schnaider Straße frisch saniert mit Blumen vor dem Haus. Idylle pur, die es so aber schon gar nicht mehr gibt.

Dieses denkmalgeschützte Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert gibt es nicht mehr.

Dieses denkmalgeschützte Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert gibt es nicht mehr. © Stadt Hallerndorf, NNZ

Ein Gebäude in diesem Areal stand unter Denkmalschutz - ist aber mittlerweile verschwunden. Von dem einstigen eingeschossigen Bauernhaus in Fachwerk aus dem 19. Jahrhundert ist nur mehr ein Sandsteinhaufen übrig geblieben. 2019 ist es abgebrochen worden. Dort, wo es einst stand, ist heute ein Haufen Sandstein. Und es hinterlässt eine Lücke zwischen zwei alten Bauernhäusern.

Baudenkmal war einsturzgefährdet

Der Zahn der Zeit hat zu lange an dem Gebäude genagt: "Nach einer Ortseinsicht mit Gemeindevertretern, der unteren Denkmalschutzbehörde und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege war der Erhaltungszustand des Gebäude als desaströs einzustufen. Von einer Sanierbarkeit konnte nicht mehr ausgegangen werden. Das Baudenkmal war sogar teilweise einsturzgefährdet, sodass Auflagen zu einer Erhaltung aufgrund der Gefährdungslage nicht zielführend gewesen wären und deshalb auch nicht gemacht wurden", erklärt die Untere Denkmalschutzbehörde am Landratsamt die Hintergründe. Noch unter Denkmalschutz steht das einstige Nebengebäude des Bauernhauses, eine Scheune.

Unterhalb der Hallerndorfer Kirche St. Sebastian verfallen mehrere Häuser. Die Gemeinde hat für diesen Bereich konkrete Vorstellungen. 

Unterhalb der Hallerndorfer Kirche St. Sebastian verfallen mehrere Häuser. Die Gemeinde hat für diesen Bereich konkrete Vorstellungen.  © Anestis Aslanidis, NN

Zusammen mit seinen Nachbargemeinden arbeitet Hallerndorf daran, dem alten Gebäudebstand wieder neues Leben einzuhauchen - denn auch dort gibt es Häuser, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Die Allianz Regnitz-Aisch besteht aus den vier Gemeinden Altendorf, Buttenheim, Eggolsheim und eben Hallerndorf. Ihr übergeordnetes Ziel ist es, die Entwicklung auf dem Land zu stärken. Eigentümer, die mit einer Sanierung liebäugeln, erhalten Gutscheine für eine Beratung bei Bauexperten oder Architekten, erklärt Bürgermeister Bauer. Ein paar Bedingungen müssen aber erfüllt sein: das Gebäude muss beispielsweise leer stehen oder vor 1970 gebaut sein.

Für das historische Areal gibt es konkrete Pläne

Für das Ensemble um die St. Sebastian Kirche gibt es von einigen Eigentümern konkrete Pläne, in einem Fall liegt ein genehmigter Bauantrag vor. Das muss aber nicht heißen, dass die Gebäude für die Nachwelt erhalten bleiben. "Es sind mittlerweile Schäden an den Gebäuden entstanden, die eine Restaurierung vielleicht unmöglich machen", sagt Bauer.

"Der Eigentümer muss abschätzen, was Sinn macht und wirtschaftlich ist", so der Bürgermeister. Eine grundlegende Sanierung sei kein einfaches Unterfangen: "Für ein solches Projekt braucht man eine entsprechende Leidenschaft, persönlichen und finanziellen Einsatz."

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