Im Eggerbachgrund wurde viel gebraut

27.2.2016, 17:00 Uhr
Im Eggerbachgrund wurde viel gebraut

© Repro: Görner

Leo Schilling und Christine Mohr erklärten geografisch und historisch die heimatliche Bierkultur. Eine große Rolle spielte die jeweilige Familiengeschichte der zum Teil noch heute existierenden Wirtshäuser und Brauereien.

In Tiefenstürmig, so Leo Schilling, gab es bis in die 1990er Jahre eine Gastwirtschaft „Zur Eggerbachquelle“. Pankraz Konrad hatte sie gern übernommen, nachdem sein Nachbar Kraus auf der gegenüberliegenden Seite des Baches, Inhaber der vorher als Gasthaus Puff bekannten Wirtschaft, ihn darum gebeten hatte; war er doch schwerversehrt aus dem Krieg heimgekommen und fühlte sich nicht mehr in der Lage, als Wirt zu arbeiten.

Schon 1612 kam es in Götzendorf zu einer Beschwerde an den Amtmann zum Senftenberg, weil der „Getzendorfer Thomas Beckh des neuerlich und in unbefugter Weis des Wirtsschaftstreiben(s)“ sich unterstanden habe. Das war nach fürstbischöflichem Gebot damals nur Eggolsheimern erlaubt. Die Götzendorfer kamen der Strafe (Pfändung des Getränks und hohe Steuerzahlung) wohl zuvor und pflegten die Geselligkeit lange in den „Rockenstuben“. Sehr viel später gab es das Gasthaus Götz, das zwischen 1950 und 1960 geschlossen worden ist; nur kurz existierte ein Gasthaus Schick/Schumm.

Drügendorf spielt eine besondere Rolle, hauptsächlich wegen des noch heute existierenden Gasthauses Först. Das auffallende Fachwerkhaus hat als eins von drei Häusern den Dreißigjährigen Krieg überstanden. Zunächst hatte es nur eine Erbschänkstatt mit „Schankrecht auf Ewigkeit“ ohne Braurecht gegeben; ein Brauer Nagengast hat 1733 das Braurecht durchgesetzt. Seit 1750 betreibt die Familie Först Schankstätte und Brauerei „Zum goldenen Löwen“.

Auch das Gasthaus Kohlmann hat eine interessante Familiengeschichte. Die Gasthausforscher glaubten zunächst, dass es noch eine zusätzliche Wirtschaft Reichold gegeben habe, wurden aber dahingehend aufgeklärt, dass es sich um nur eine einzige (Groß-) Familie handelt. Um 1885 hat ein Reichold aus Moggast eine Witwe Rauh in Drügendorf geheiratet und dort eine Brauerei unter seinem Namen gegründet. Er wurde ziemlich alt, aber sein Sohn ist schon mit 41 Jahren gestorben und dessen Witwe hat wiederum einen Kohlmann geheiratet, der bis in die 1970er Jahre lebte; dessen Tochter — mit Namen Kraus — führt nun das Gasthaus weiter, allerdings mit dem Bier der Brauerei Ott aus Oberleinleiter, da das eigene Brauen 1989 beendet wurde.

In Drosendorf brach 1690 für den Ort ein Hans Schlehlein eigenmächtig das Eggolsheimer Biermonopol. Nur für einige Zeit im letzten Jahrhundert gab es eine Gastwirtschaft „Hemmer“; sie lag in Richtung Drügendorf. Das heute noch existierende Gasthaus „Zehner“ ist seit mehr als 150 Jahren Bier-Schänkstatt und seit einiger Zeit auch Schnapsbrennerei.

Bleibt noch Weigelshofen: Erwähnungen stammen aus den Jahren 1572 (Hopfengarten), 1601 (Wirt Hans Betz), 1623 (Biersteuer für Fritz Reubel), 1816 (Wirt Georg Betz H-Nr.3, beschwert sich, dass ein Bäcker ohne Steuer Bier ausschenkt) und dergleichen mehr. Bis 1848, als Johann Georg Pfister (geboren 1826) die Tochter von Johann Betz heiratete; Anfang 1849 bekam er die Genehmigung zur Eröffnung einer Branntweinschenke und im November 1850 die Konzession zum Betreiben einer Braunbierbrauerei. 1858 wurde der noch heute beliebte „Schwarze Keller“ gegraben. Eine Postkarte von 1900 zeigt schon den typischen achteckigen Pavillon. Der Keller verlor seine Funktion der Bierlagerung 1939, als die Brauerei im Ort eine Kühlanlage bekam.

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