Im Forchheimer "Marmelädchen": Mit Hausmannskost gegen die Krise

6.5.2020, 06:00 Uhr
Im Forchheimer

© Foto: Ralf Rödel

Der Duft von gedünsteten Zwiebeln, Kapern und einer sanften Pfeffernote strömt durch den Spalt der Tür bis auf den Gehsteig. Dort, wo Barbara "Bärbel" Sponsel in ihrem "Marmelädchen" am Joseph-Otto-Platz insgesamt 24 Sorten selbstgemachter Marmeladen, Gelees, Chutneys und Essige verkauft und sich normalerweise für ihre Frühstücksgäste die Tische mit Brötchen, Butter, Wurst, Käse, Eiern und Lachs biegen, klappern jetzt die Töpfe. Weil sie Corona-bedingt ihr Lädchen nicht zu den regulären Zeiten öffnen kann, bietet Sponsel einmal die Woche einen warmen Mittagstisch to-go an.

"Richtige Hausmannskost", das war es, was sich der alleinstehende ältere Herr mit wenig Kocherfahrung in der Corona-Zeit von Barbara Sponsel wünschte. "Das war die Initialzündung", sagt sie rückblickend.

Eier, Kartoffeln und Spinat, Gulasch mit Nudeln, Champignonschnitzel und Königsberger Klopse standen in den vergangenen Wochen auf dem Speiseplan des "Marmelädchens". Dass der kleine Laden am Joseph-Otto-Platz viel mehr ist als nur ein Laden mit Verkaufsfläche und ein paar Tischen zum Frühstücken und Kaffeetrinken, wird schnell klar, wenn man mit der 62-Jährigen ins Gespräch kommt.

Treffpunkt und Anlaufstelle

Der Laden ist Treffpunkt, hier werden Neuigkeiten ausgetauscht, hier trifft man sich zum Plausch, er ist Anlaufstelle für viele Menschen aus der Nachbarschaft. Wie etwa für die 96-Jährige, die regelmäßig nach dem Friseurbesuch bei Sponsel vorbeischaut oder das Damenkränzchen, das sich einmal im Monat zum Frühstück hier trifft. Jede der Damen hat dabei ihre Ess-Eigenheiten, "die eine mag keine Marmelade, die andere keine Wurst, dafür um so mehr Käse". Es sind die ganz speziellen Wünsche, die Sponsel kennt und auf die sie ganz individuell eingeht.

"Viele wollen reden und vielleicht auch ein wenig betüttelt werden", sagt Sponsel. Man kennt sich untereinander, plaudert oftmals quer über die Tische hinweg, kommt ins Gespräch, verabredet sich.

"Das ist meine Herzensangelegenheit", erzählt Sponsel. Auf dem Weg des sonntäglichen Kirchgangs zu Verklärung Christi sei ihr der Laden immer wieder aufgefallen. "Das wär’ meins" habe sie dann zu ihrem Mann Reinhold gesagt, dort könne sie, die passionierte Köchin und Schrebergärtnerin, ihre selbstgemachte Marmelade verkaufen. Sponsel wagt den Schritt, hängt ihren Beruf, sie war 41 Jahre lang bei der Firma Waasner, an den Nagel und eröffnet schließlich "Bärbel`s Allerlei im Marmelädchen".

"Sagst du Nein, dann hängst du immer deinem Traum hinterher", erzählt sie rückblickend. Und doch "braucht man einen langen Atem bis es anläuft." Heute, fünf Jahre nach der Eröffnung, kann sie sagen: "Der Laden läuft gut."

"Klein und schnuckelig" beschreibt die Inhaberin ihren Laden, der gerade mal 20 Sitzplätze hat. Marmeladen, Chutneys, Essige, Geschenk-Körbchen in unterschiedlichen Größen und Servietten stehen in den Regalen, die sich um die Sitzmöglichkeiten gruppieren. Montags und dienstags ist geschlossen, dann steht Sponsel an den großen Töpfen am Herd und kocht ihre Marmeladen ein. Exotisches ist dabei wie etwa Piña-Colada mit Ananas und Kokosmilch und natürlich Klassiker wie Erdbeermarmelade: "Das ist der Renner".

Ein Geschenkkorb zum Geburtstag oder zum Muttertag ein Mitbringsel? Dafür sorgt Sponsel unkonventionell und unkompliziert. Wie erst vor Kurzem, als eine Kundin aus dem Landkreis zufällig in der Gegend war und bei ihr einkaufen wollte. "Da war ich im Schrebergarten, hab mir schnell die Erde von den Händen gewaschen und den Laden aufgesperrt", erzählt sie. Langfristig ist geplant, dass Barbara Sponsel einen Bereich des Joseph-Otto-Platzes draußen bestuhlen kann (siehe Infokasten). 

Immer donnerstags kocht Barbara Sponsel Mittagessen. Zum Abholen gibt es ein Gericht, das je nach Zutaten zwischen 5 und 7 Euro kostet und unbedingt telefonisch vorbestellt werden sollte. Am morgigen Donnerstag gibt es Schaschliktopf. Ein Topf oder Gefäß sollte mitgebracht werden. Wer Appetit bekommen hat, ruft die Nummer (0 91 91)9 76 37 77 oder (01 76)42 02 58 64 an.

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