Imbiss-Brand: Pizzabäcker macht vor Gericht keine „bella figura“

19.7.2019, 14:00 Uhr
Der Einsatz der Ehrenamtlichen der Feuerwehr war gefährlich und konnte Schlimmeres verhindern.

© mk Der Einsatz der Ehrenamtlichen der Feuerwehr war gefährlich und konnte Schlimmeres verhindern.

Am Tatort fanden sich einige DNA-Spuren, die eine Diplom-Biologin vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Erlangen auswertete. Auf einem Druckminderer und dem Drehventil der während des Brandes geöffneten Propangas-Flasche, sowie am Rollwagen, auf dem das Feuer mithilfe von Pizzakartons gelegt worden war, gab es Hinweise auf den jüngeren Angeklagten.

Dessen Verteidigungslinie ist: Er habe in dem Imbiss gearbeitet und dabei sein Erbgut, etwa in Form von Hautschuppen oder Körperschweiß, an Gerätschaften hinterlassen. Wäre er nur ein unregelmäßiger Besucher gewesen, wie dies der dort angestellte Koch aussagte, dann wären die DNA-Anhaftungen an den Tatmitteln nicht erklärbar. Es sei denn, der jüngere Angeklagte wäre der Brandstifter, der die Gasflasche aufgedreht hätte.

Erstaunlich: Rauchmelder hat nicht angeschlagen

Erstaunlich war auch, dass der Rauchmelder, der direkt über dem Dönergrill angebracht war, nicht anschlug, wie Rechtsanwalt Bernhard Eckert aus Forchheim, Vertreter einer bei dem Vorfall verletzten Nebenklägerin, zur Sprache brachte.

Doch gerade der italienische Küchenchef machte im Zeugenstand keine „bella figura“. Der 70-jährige Pizza- und Pasta-Fachmann mit fünf Jahrzehnten Erfahrung im Belegen runder Teigstücke verhedderte sich mehrfach in Widersprüche. Mal habe er den mutmaßlichen Brandstifter gar nicht gesehen. Mal sei der jüngere Angeklagte nur ein Besucher mit Appetit auf Döner gewesen. Mal hätte „der Junge“ selbst die Fleischfetzen vom Drehspieß gesäbelt, um sie Kunden ins Fladenbrot zu packen. Manches hatte gar den Anschein, als lüge der Küchenchef die drei Richter und ihre beiden Schöffen offen an, wenn es darum ging, ob der jüngere Angeklagte ein Mitarbeiter oder nur ein Gast des Imbisses war.

Falschaussage und Schwarzarbeit?

"In anderen Verfahren wären solche Zeugen direkt abgeführt worden“, ärgerte sich Rechtsanwalt Maximilian Glabasnia aus Bamberg. Für den Koch dürfte sein Auftritt vor der Jugendkammer aber noch ein Nachspiel haben: wegen uneidlicher Falschaussage.

Möglicherweise auch wegen Schwarzarbeit. Denn wie sich im Laufe der Befragung herausstellte, soll der Koch an sechs Tagen in der Woche jeweils elf Stunden am Pizzaofen gestanden haben. Oft ganz alleine, ohne dass der Chef oder ein anderer Mitarbeiter vor Ort gewesen seien. Für 450 Euro im Monat. Später gestand der Mann ein, noch weiteres Geld, bis zu 200 Euro, in bar „als Geschenk“ erhalten zu haben. Außerdem wurde er täglich von seinem „Nummer Eins-Chef“ zur Arbeit und danach wieder nach Hause gefahren. „Dafür dass ich ihm geholfen habe.“ Denn eigentlich habe er einen Großteil des Tages auf einem Stuhl dösend verbracht, im hinteren Teil der Küche sitzend. Inzwischen kann er sich kein Päuschen mehr gönnen. Denn der Italiener hat den nach dem Brand im November 2018 renovierten Imbiss übernommen und führe ihn mit 300 Euro Tagesumsatz weiter.

Weil der jüngere Angeklagte zum Tatzeitpunkt erst 18 Jahre alt war, wird vor der Jugendkammer verhandelt. Die Jugendgerichtshilfe plädierte auf Grund von Reiferückständen wie kein Schulabschluss, keine Berufsausbildung, kein geregelter Job, für die Anwendung von Jugendstrafrecht. Das hat nicht die Bestrafung, sondern die Erziehung zum Hauptziel.

Zweijähriges Kind vergiftet

Der Imbiss-Betreiber seinerseits dürfte, egal wie das Verfahren ausgeht, Anfang August vor dem Familiengericht einen schweren Stand haben. Dann will seine Ex-Frau das alleinige Sorgerecht für die beiden Kinder haben. Wenn er da als Verurteilter in Strafhaft sitzt oder in Revision geht und weiterhin in Untersuchungshaft bleibt, macht das am Amtsgericht Forchheim natürlich keinen guten Eindruck. Auch nicht, dass bei dem Brand durch den Qualm, der durch das Gebäude gezogen war, ein zweijähriges Kind im Obergeschoss eine Rauchgasvergiftung erlitt. Es war sein Neffe.