"In kurzer Zeit hat sich viel entwickelt"

10.3.2020, 11:00 Uhr

© Sebastian Gollnow/dpa

Im vergangenen Jahr wurde die Deutsche Meisterschaft an selber Stelle im Verbund mit mehreren Sport-Wettbewerben ausgetragen. Machte sich jetzt Einsamkeit breit?

Überhaupt nicht, im Gegenteil. Solche Weltmeisterschaften, die wir seit einigen Jahren nicht mehr im eigenen Land hatten, entfalten nochmal eine größere Magnetwirkung. Noch dazu ist das Velodrom ein imposanter, teils unterirdisch gelegener Bau, in dem wir nur selten auftreten. Die Halle war mit mehreren tausend Zuschauern auch brechend voll und hätte zu einer WM als Saison-Höhepunkt gepasst. Diesmal war es eben ein Zwischenschritt auf dem Weg zu Olympia.

Zwischendurch sorgte der Verdacht einer Corona-Infektion für Wirbel und stand die querschnittsgelähmte Kristina Vogel im Rampenlicht. Kann man sich solchen Ablenkungen entziehen?

Tatsächlich lassen wir uns nicht vom Virus beeinflussen und konzentrieren uns voll auf unseren Sport. Mit Blick auf die Präsenz von Kristina Vogel würde ich sagen, dass sie die Gruppe sogar noch extra motiviert.

Die Leistungen sprechen für sich, wobei Emma Hinze mit drei Titeln unter den acht Podiumsplätzen herausstach. Wie fällt die Bilanz für Ihre weiblichen Langstrecken-Spezialistinnen aus?

Da können wir mehr als zufrieden sein, ich bin mega stolz. Der Mannschafts-Vierer hat in der Qualifikation anfangs zu viel gewollt, die Form aber mit Bronze im kleinen Finale bestätigt. Wir haben in kurzer Zeit enorm viel entwickelt und ein ausgeglichenes Team, das zeigen ja die Ergebnisse der Einzelverfolgung (Plätze 2, 3 und 4; d.Red.). Im 10-km-Scratch ging es für Lena Reißner (Rang 16; d.Red.) darum, Erfahrung auf dieser Bühne zu sammeln. Sie ist eine für die Zukunft.

Auffällig war die Stärke der Frauen, gerade auf den kurzen Distanzen. Gibt es dafür eine Erklärung?

Natürlich hat Emma der Veranstaltung ihren Stempel aufgedrückt. Generell ist die Konkurrenz in sämtlichen Disziplinen gleich hart. Woran es bei den Männern fehlt, kann ich nicht beurteilen.

Das Annafest werden Sie verpassen. Wie sieht das Vorbereitungsprogramm für Tokio aus?

Ab Anfang April holen sich die Damen ihre Grundlagen-Härte bei Straßenrennen und Rundfahrten. Da deckt sich unsere Philosophie mit dem Trend, dass auch auf der Bahn immer größere Gänge gefahren werden. Die kompakte Spezialarbeit beginnt dann im Juli.