In Todesangst: Mann schlägt, tritt und würgt Freundin

21.9.2020, 15:12 Uhr
Das Opfer im Forchheimer Streitfall: Eine junge Mutter mit zwei Kindern.

© dpa Das Opfer im Forchheimer Streitfall: Eine junge Mutter mit zwei Kindern.

Thomas P. wohnt zurzeit in Erlangen, befindet sich in einer neuen Beziehung und hat mit seiner Exfreundin zwei Kinder. Der Mann ist bereits mehrfach vorbestraft, hat aber sein gewaltsames Verhalten gegenüber Hannah W. gestanden. Einen Rechtsanwalt hat er vor Gericht nicht dabei. Ein Polizist muss ihn zur Verhandlung eskortieren, da er wegen eines verspäteten Zuges und Krankheit zuvor bereits zwei Gerichtstermine versäumt hatte. Zum Missfallen der Richterin.

Nachdem das Paar, beide 27 Jahre alt, sich bereits im April letzten Jahres getrennt hat, zeigte Hannah W. ihren Exfreund im Oktober 2019 bei der Polizei an. Es geht um einen Vorfall zu einem nicht mehr näher bestimmbaren Tag im März 2019.

Streit eskaliert

Das Opfer ist damals mit ihrer Freundin Anna K. aus einem Waschsalon zusammen in ihre Wohnung in Forchheim gekommen, wo Thomas P. mit einem der gemeinsamen Kinder bereits auf sie wartet. Der Angeklagte ist über die späte Rückkehr merklich verärgert und schickt zunächst die Freundin nach Hause. Anschließend beschimpft er Hannah W., doch dabei bleibt es nicht.

Zuerst stößt der 27-Jährige das Opfer gegen die Wohnungstür, schlägt sie dann mit der Faust gegen den Oberkörper und mit der flachen Hand ins Gesicht. Es folgen zwei Fußtritte gegen ihr rechtes Bein, bis sich das Opfer schließlich wehrt, daraufhin packt der Mann sie am Hals, drückt sie gegen die Badezimmertür und würgt sie. In diesem Moment hat Hannah W. Todesangst, wie sie der Richterin erzählt. Kurz darauf, so berichtet Anna K. als Zeugin weiter, flüchtet sich das Opfer zu ihr. Sie wohnt direkt gegenüber ihrer Freundin. Als sie der 27-Jährigen die Tür öffnet, weint diese mit einem roten Handabdruck im Gesicht. Auf dem Arm glaubt sie einen blauen Fleck zu sehen. An Male am Hals kann die Zeugin sich aber nicht erinnern.

"Wir sind alle zwei Tage gegenseitig aufeinander los"

Der Angeklagte sagt zu dem Vorfall: "Wir sind alle zwei Tage gegenseitig aufeinander los. Ich kann nicht mehr sagen, wann und was genau da war." Die häufigen Auseinandersetzungen bestätigt auch seine Exfreundin. Ihre weitere Aussage im Gericht ist jedoch bei weitem nicht so konkret wie ihre Anzeige. Auf mehrfaches Nachhaken Schneiders folgen Antworten wie: "Es gab dann ein bisschen Streit Zuhause", "Es ist ein bisschen eskaliert" und "Es ging dann ins Körperliche über". Letztlich bestätigt die Frau aber ihre Aussagen aus ihrer Anzeige.

Auf Nachfrage der Richterin gibt Hannah W. zu, dass es das Jugendamt war, das ihr zu der Anzeige geraten hat. Für sie selbst sei die Beziehung inzwischen eigentlich erledigt. Inzwischen sei sie auch wieder schwanger, aber von einem anderen Mann.

Das Urteil fällt deutlich milder aus, als der Angeklagte ursprünglich anzunehmen hatte. Nicht nur wird die Freiheitsstrafe um zwei Monate geringer, als die Staatsanwältin von der Staatsanwaltschaft Bamberg gefordert hatte, sondern wegen des Würgens war ihm eigentlich gefährliche und nicht nur vorsätzliche Körperverletzung vorgeworfen worden.

Die Staatsanwältin erklärt ihre Entscheidung damit, dass sich der Tathergang im Wesentlichen zwar durch die Aussagen der Anwesenden bestätigt habe, die gefährliche Körperverletzung aber heute nicht mehr nachweisbar sei, es laut Zeugin Anna K. wohl keine Male gegeben habe und die weiteren Aussagen nicht konkret genug seien.