Jahn-Umzug: Warum Kirschstein attackierte

25.1.2018, 06:00 Uhr
Die einstigen Maulwurfshügel sind vom Jahn, der mit seiner Jugend auf dem VfB-Gelände zur Miete gastiert, bereits beseitigt. Die Kosten für eine Erbpacht-Übernahme aber ist ein neuralgischer Punkte bei der Finanzaufstellung für den anvisierten Sportpark im Norden.

© Hubert Bösl Die einstigen Maulwurfshügel sind vom Jahn, der mit seiner Jugend auf dem VfB-Gelände zur Miete gastiert, bereits beseitigt. Die Kosten für eine Erbpacht-Übernahme aber ist ein neuralgischer Punkte bei der Finanzaufstellung für den anvisierten Sportpark im Norden.

Seinem Ärger bei der Neujahrsansprache vor einem kulturinteressierten Publikum Luft zu machen (wir berichteten), sei "nicht Mittel der Wahl" gewesen, sagt Uwe Kirschstein. Schließlich war die Botschaft an die Vorstandschaft mindestens eines Sportvereins gerichtet, deren Zukunft Öffentlichkeit und Verwaltung seit 2010 zunehmend emotional debattiert wird.

"Grenzwertig" nennt Kirschstein jetzt selbst seine Wortwahl, die bewusst provozieren sollte. "Alle legen ihre Forderungen bei der Stadt ab. Diese Erwartungshaltung empfinde nicht nur ich als störend." Konkret schreibt sich Kirschstein auf die Fahne, die Stadt habe etliche Vorleistungen erbracht, mit dem Puzzlestück einer Brücken-Ertüchtigung zum Germania-Sportplatz gar den gesammelten ATSV-Umzug "auf die Schienen gesetzt". Außerdem sei seit Mitte Januar auf städtische Vermittlung hin ein zweiter Bauträger mit an Bord, der den Millionenaufwand in Kooperation mit Dignus aus Hamburg stemmt.

Von Fortschritten bei den Hausaufgaben des Jahn sei dagegen nicht zu sprechen. "Seit November habe ich von den Verantwortlichen nichts mehr gehört", berichtet Kirschstein. Dass Kirschstein der Geduldsfaden nun riss, dürfte vor allem mit der Vorgehensweise zu tun haben, wie der Jahn vor Weihnachten indirekt doch seinen Stand der Dinge formuliert hatte. In einem Schreiben bat stellvertretend der VfB Forchheim darum, dass die Stadt bei der Erbpachtvereinbarung einspringen möge. Die Idee, die Hälfte der aufgerufenen Summe von 14 000 Euro jährlich als besondere Sportförderung beizusteuern, geht auf eine Idee des Alt-OB Franz Stumpf zurück. Bereits im November wurde vor den Stadträten skizziert, dass in den Verhandlungen über die Flächen des VfB als Herzkammer des 40000-Quadratmeter-Sportparks unbedingt Einigung zu erzielen ist. "Bei der angesprochenen Pacht geht es ja im Vergleich zum gesamten Komplex um Peanuts. Mir liegt immer noch kein Plan vor, wie der Jahn seine Wirtschaftlichkeit am neuen Standort sicherstellt", so Kirschstein.

Einen Abbruch sämtlicher Beratungen aufgrund seiner Äußerungen befürchtet der 40-Jährige nicht. Im Blick hat er mit seinem Tadel in Richtung Jahn vielmehr eine Frist. Bis Ende März ist der Vorvertrag über den Geländekauf zwischen Jahn und Investor Dignus gültig.

Die Jahn-Vorstandschaft erklärt nach einer außerordentlichen Sitzung in einer Stellungnahme: "Wir sind von dieser unnötigen und verletzenden Provokation überrascht worden. Damit wurde das in den letzten Monaten gebildete Vertrauensverhältnis nun mit einem Schlag zunichte gemacht. Nur durch monatelange Bemühungen und viele Gespräche des Jahn-Vorstandes mit den Stadtratsfraktionen wurde das Rückübertragungsrecht zum Thema im Stadtrat. Die Vorwürfe des OB sind unzutreffend, der Jahn hat seine Hausaufgaben gemacht. Über allem steht allerdings, den Jahn nicht wieder in finanzielle Schieflage geraten zu lassen. Gerade im Hinblick auf eine zukünftige gesunde finanzielle Basis sind die Konditionen für das VfB-Gelände, das letzte und zentrale Grundstück der künftigen Flächen, ein entscheidender Punkt. Hier warten beide Vereine auf eine Stellungnahme der Stadt, ob eine Sportförderung für die Erbpachtvereinbarung möglich ist."

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