JTF Forchheim: Wenigstens ein Tag "zum Staunen"

13.10.2020, 14:50 Uhr
JTF Forchheim: Wenigstens ein Tag

Sie hängen an Fäden und tanzen auf den Saiten. Die "Birds on Strings" des "Theaters Rosenfisch" sind ganz komische Vögel. Direkt aus Aachen sollten sie für zwei Auftritte am Samstag nach Forchheim herübergesegeln. Dort hat Stephan Wunsch vom "Theater Rosenfisch" seit 2003 nicht etwa ein Aquarium, wie man vermuten möchte, sondern eine Voliere. 

Aber: "Leider müssen wir heute mitteilen, dass das Gastspiel der Birds on Strings mit Theater Rosenfisch am Samstag, 17. Oktober, entfallen muss", teilt das Junge Theater am 13. Oktober mit. "Wir sind sehr betrübt, dass all unsere Bemühungen das Gastspiel möglich zu machen nicht ausgereicht haben. Es wäre ein so wichtiges Signal gewesen, trotz der Pandemie ein internationales Gastspiel durchführen zu können" so Robert Hübschmann, einer der Vorsitzenden des Jungen Theaters. Bis zuletzt habe man im Theater daran gearbeitet, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. 

Neben den derzeit üblichen und bereits umgesetzten Vorgaben hinsichtlich Begrenzung des Publikums, Gewährleistung der Durchlüftung und dem Einhalten von Abstandsregelungen kommen für dieses Gastspiel weitere Hürden hinzu. Da Belgien – der Wohnort einer beteiligten Künstlerin – als Risikogebiet eingestuft ist, müssen ein PCR-Test vor der Einreise mit der rechtzeitigen Entlassung aus der Quarantäne und der Unterbringung koordiniert werden, was bei dem geringen Zeitfenster nicht zuverlässig möglich sei, heißt es vom JTF. "Das Szenario, dass das Gastspiel trotz aller Bemühungen kurzfristigst abgesagt werden muss und unsere Künstler am Ende noch in Forchheim in der Quarantäne feststecken wollen wir verhindern", so Lorenz Deutsch, künstlerischer Leiter des JTF. 

Der Samstag fällt damit flach. Aber da wäre ja noch Sonntag, 18. Oktober: Patrik Lumma will mit "Hänsel und Gretel" einen Klassiker der Weltliteratur aus dem dunklen Wald hinter Frensdorf auf die JTF Bühne bringen. Sein "Theater des Staunens" beißt sich nicht am zuckersüßen Singspiel des Romantikers Engelbert Humperdinck die Zähne aus. Seine hungrigen Kinder wandern entlang der ganz genauen Grimmschen Sätze durch das dichte Dickicht.

Mit leichter Hand

Damit es nicht zu gruselig wird, immerhin geht es um ausgesetzte Kinder, eine kannibalische Hexe und ein brutales Ende im Ofen, erzählt Lumma die Geschichte mit leichter Hand. Obwohl die Figuren auf der Herdplatte vor ihm aus magischem Metall sind. Und doch sind sie nicht gefühlskalt, sondern haben noch etwas von der Wärme ihrer Entstehung in sich. Denn Lumma hat die Kleinskulpturen mit eigener Hand geschmiedet und geschweißt. So lebendig sind seine Geschöpfe, dass sie auch ohne die Berührung des Spielers noch zu atmen scheinen. Dabei hilft auch, dass es eines der ersten Stücke ist, die Lumma vor mehr als einem Jahrzehnt dem denkbar unbarmherzigsten Publikum überhaupt vor Augen geführt hat: Kindern ab vier Jahren.

Seither hat er mit der russischen Geschichte von der Wunderglocke oder der irischen Erzählung vom Fingerhütchen, übrigens eine Abwandlung der Grimmschen Frau Holle, weitere märchenhafte Dinge auf die Bühne gebracht. Auch diesmal wird er mit der E-Geige Live-Musik einspielen, die das berühmte Kinderlied "Hänsel und Gretel gingen in den Wald" aufgreift.

Karten für Sonntag, 15 Uhr: Theater des Staunens – Hänsel und Gretel, 8,70 Euro (ermäßigt 6,50 Euro; Familienkarten 25 Euro) gibt es im Vorverkauf unter anderem im NN-Ticketpoint, Hornschuchallee 7, Telefon (0 91 91) 72 20 11.

Dieser Artikel wurde am 13. Oktober, 14.50 Uhr, aktualisiert.

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