Jugend-Trial-Meisterschaften in Wüstenstein

13.9.2011, 18:48 Uhr
Fehlerlos und flott muss es hergehen bei den Jugend-Trial-Meisterschaften in Wüstenstein.

© Michael Müller Fehlerlos und flott muss es hergehen bei den Jugend-Trial-Meisterschaften in Wüstenstein.

 

Auf dem Weg zum Organisationszelt bleiben meine Blicke beeindruckt bei der ersten Sektion hängen, wo sich einige der insgesamt 128 Teilnehmer und Teilnehmerinnen zwischen 12 und 18 Jahren mit ihren sattellosen Motorrädern über bis zu zwei Meter hohe Felsen mühen. Das Ziel bei dieser auch als Geschicklichkeitsfahren bezeichneten Randsportart besteht nämlich nicht darin, einen Streckenabschnitt in der kürzesten Zeit zurückzulegen, sondern natürliche und von den Organisatoren erbaute Hindernisse möglichst ohne Absteigen zu überqueren.

Auch der 17-jährige Mathias Delatron aus Lonnerstadt stellt sich in der höchsten der vier nach Leistung eingeteilten Klassen der Herausforderung und schmeißt den Motor seiner Maschine an. Mit einer Kombination aus Gleichgewichtsgefühl, Ausdauer, Konzentration und Kraft erklimmt er die erste Hürde. Für jede Bodenberührung mit dem Fuß notiert ein Punktrichter einen Strafpunkt, Rückwärtsfahren oder Motorabwürgen werden mit der Höchstzahl von fünf Punkten bestraft. So errechnet sich über zehn Wertungsprüfungen (Sektionen) pro Runde, von denen am Samstag und Sonntag je drei absolviert werden müssen, die Gesamtwertung.

Der Zeitplan ist streng geregelt, Mathias muss ohne größere Verschnaufpause direkt zur nächsten Sektion entlang des circa sechs Kilometer langen Rundkurses. Eine genaue Inspektion des jeweils zu bewältigenden Abschnitts und vorherige Absprache mit dem Betreuer gehören für jeden ambitionierten Trialfahrer zum Pflichtprogramm. Obwohl die Anschaffungskosten eines Spezialmotorrads mit 3.000 Euro aufwärts recht hoch sind, kann man den Trialsport nicht als außerordentlich teures Hobby bezeichnen.

Mutter Gisela Delatron bestätigt, dass mit Ausnahme der Anfahrten zu Wettkämpfen und Startgeldern kaum Folgeaufwendungen nötig seien. Als Trainingsgelände nutze der Filius meist das eigene Grundstück in Lonnerstadt. Auch Vater Werner unterstützt die Leidenschaft seines Sohnes und hebt das Gemeinschaftsgefühl im Fahrerlager hervor. Nicht selten treffe man bei den Wettbewerben in Franken und ganz Deutschland bekannte Gesichter. Da entstünden Freundschaften oder man bleibe zumindest über Facebook in Kontakt. Von Verletzungen sei Mathias bisher weitgehend verschont geblieben. Nur ein gebrochener Arm steht in seiner Krankenakte.

Die Sache mit der Umweltverschmutzung

Eine Sportart also, die – zumindest in Deutschland – völlig zu Unrecht ein Nischendasein fristet? Da wäre noch der Kritikpunkt Umweltverschmutzung. Diesen versucht Andreas Kraus zu entkräften. Im Festzelt treffe ich den motorsportbegeisterten Fahrtleiter, der sichtlich stolz ist, dass „sein“ Motorsportclub Fränkische Schweiz als erster Verein Nordbayerns die Ehre hat, zusammen mit dem Veranstalter ADAC solch ein Event auszurichten. Zusammen mit Werner Dummert, Trialreferent und Fahrtsekretär, sowie knapp 100 weiteren ehrenamtlichen Helfern hat er in den letzten Wochen und Monaten dafür gesorgt, dass die Jugendmeisterschaft unter Einhaltung sämtlicher Sicherheitsvorschriften über die Bühne gehen kann.

Doch zurück zum Thema Umwelt: Besonderen Wert legt Andreas Kraus darauf, dass nur zwei der zehn Sektionen künstlich erschaffen wurden. Zudem bekäme jeder Teilnehmer bei der Ankunft einen Müllbeutel mit individueller Startnummer ausgehändigt. Das Rauchen sei im gesamten Gelände untersagt. Die PS-armen Motorräder verursachten kaum Lärm. Wie ernst dem Fahrtleiter der Aspekt ist, wird mir deutlich, als er während unseres Gesprächs damit konfrontiert wird, dass ein Vater mit seinem Schützling innerhalb des Parcours’ getankt habe. Da dies nur im Fahrerlager und mit untergelegter Matte erlaubt ist, zögert Kraus nicht, das uneinsichtige Gespann zu disqualifizieren.

Ein Dank an die Grundbesitzer

Dankbar zeigt sich Kraus gegenüber den örtlichen Grundbesitzern, die ihre Felder bereitwillig zur Verfügung gestellt hätten. Zufrieden ist er auch mit der Resonanz der 150 bis 300 Zuschauer pro Tag, die sich bei herrlichem Spätsommerwetter in die Wüstensteiner Flur zwischen Fränkischer Schweiz und Veldensteiner Forst begeben haben. Zwar ist der Eintritt frei, doch dank des Verkaufs von Essen und Getränken sowie der Teilnahmegebühren bleibt den Organisatoren am Ende ein Gewinn in der Kasse.

Die Auslagen, von denen die Versicherungen für die Fahrer den größten Posten darstellen, halten sich nicht zuletzt dank langjähriger Erfahrung mit solchen Veranstaltungen in Grenzen. Wie die Trial-Fahrer ohne Furcht an die teils enorm wuchtig vor ihnen hochschießenden Hindernisblöcke heranbrausten und sich auch von spektakulären Stürzen nicht aus der Fassung bringen ließen, hat mich durchaus fasziniert. Allerdings war ich nach meinem zweieinhalbstündigen Besuch froh, den überall in der Luft liegenden Benzingeruch hinter mir zu lassen.

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