Junges Theater: Bis September tut sich nichts

28.4.2020, 16:51 Uhr
Junges Theater: Bis September tut sich nichts

© Foto: Udo Güldner

Öd und leer liegt es da, das Junge Theater Forchheim (JTF) – wo doch gerade jetzt die Kultur gegen die Quarantäne helfen könnte. "Uns hat die Corona-Krise ausgeknockt." Auch der Leiter leidet. Lorenz Deutsch hat zwar nun mehr Zeit für den eigenen Nachwuchs. Die vielen Absagen aber haben auch an ihm genagt. "Es sind keine schönen Aufgaben." Nur während der Finanzkrise vor knapp zehn Jahren habe er Ähnliches erlebt. "Damals hatten wir einen deutlich spürbaren Rückgang der Kartenverkäufe."

Finanziell ist die Zwangspause eine große Herausforderung. Es fehlen ja nicht nur die Eintrittsgelder und die Mieteinnahmen, sondern auch die Erlöse aus dem Getränkeverkauf durch das Thekenteam. "Wenn ich sagte, ich mache mir Sorgen, dann wäre es verfrüht. Aber viele Monate halten wir das auch nicht durch." Wobei schon einmal hilft, dass die Stadt Forchheim ihren jährlichen Zuschuss von 35 000 Euro nicht kürzen oder streichen will. In dieser Phase zeige sich, wie wichtig ehrenamtliches Engagement sei. "Andere Kultureinrichtungen mit hohen Personalkosten trifft es noch viel härter." Die freiwilligen Helfer machen das JTF also offenbar widerstandsfähiger.

 

Mitarbeiter in Kurzarbeit

 

Die wenigen hauptamtlichen Mitarbeiter im Theaterbüro sind derweil in Kurzarbeit geschickt worden. Viel gibt es angesichts einer Veranstaltungslücke zwischen März und September auch nicht zu tun. "Wir hatten nur eine Betriebsprüfung der Künstlersozialkasse."

Während Lorenz Deutsch und Sigrid Wagner vom Home Office aus den Neustart des Spielbetriebes im Herbst planen, hält nur Steffen Lechner im Kulturkeller die Stellung. Die Zeiten, als Tim Körner und Linus Strom noch einige Umbaumaßnahmen an der Bühne vornehmen konnten, sind auch schon lange vorbei. "Wir können im Moment auch nichts anpacken, was wir schon länger renovieren wollten." Etwa den Probenraum mit Veranstaltungstechnik ausstatten. Dazu seien mehr als zwei Hände vonnöten: in Corona-Zeiten mit den Abstandsregeln nicht machbar.

 

Verschiebungen sind unumgänglich

 

Nach außen hin sind die Folgen klar sichtbar: KneipenFETZT, Kulturbühne am Stadtfest, Afrika Kulturtage, ZirkArt-Festival – alles abgesagt. Besonders für das Stadtfest hatte man sich viele Gedanken gemacht. Nicht nur ein Mitmach-Konzert Marke "WirSing" und kubanische Rhythmen bleiben ungehört. Auch einige Kurzstücke, die auf die Puppentheater-Tage im Oktober hinweisen sollten. Dann feiert das Festival sein 20-jähriges Bestehen. "Das ist vor allem für die Künstler schlimm," so Deutsch. Bei vielen, die man schon länger kenne, sei das Verständnis freilich groß. Zudem die Bereitschaft, sich auf eine Verschiebung ins nächste Jahr einzulassen.

Was der Shutdown hinter den Kulissen anrichtet, das kann man von Susanne Alberth erfahren. Sie singt im und spricht für den Chor "Messa di Voce". "Wir haben zwar alle die Möglichkeit mit Midi- und MP3-Dateien zu Hause unsere Stimme zu üben, doch die Motivation ist ziemlich dahin und ich gehe davon aus, dass das im Augenblick die wenigsten von uns regelmäßig tun. Ein Chor lebt eben von der Gemeinschaft."

Um stimmlich nicht an Qualität zu verlieren und die Gruppe ein wenig zusammen zu halten, denke man gerade darüber nach, sich zur gewohnten Probenzeit online zu treffen, so dass Chorleiter Ingo Behrens ein wenig Stimmbildung machen könne. "Sollte die Kontaktsperre weiter gelockert werden, könnten wir uns vorstellen mit sehr kleinen Gruppen – vier bis fünf Personen – und im zeitlichen Versatz wieder einzusteigen. Jeder einzelne von uns wartet sehnsüchtig darauf, endlich wieder seiner liebsten Freizeitbeschäftigung nachgehen zu können."

Ähnliches gilt für die Jugendlichen des "theaterNEUN" und die acht Damen der Schwarzlicht-Theatergruppe "Bscht!". Sie alle wurden inmitten der Proben kalt erwischt. Dabei hatten sich Melanie Rövekamp und ihre Mitstreiterinnen darauf gefreut, endlich ihr erstes abendfüllendes Programm auf die verdunkelte Bühne zu bringen. "Die Enttäuschung ist riesig." Wenn alles gutgeht, dann darf der Berufs-Choleriker Matthias Egersdörfer aus Fürth die neue Spielzeit am 18. September eröffnen. Ausgerechnet mit seinem neuen Programm "Ein Ding der Unmöglichkeit". Wenn das mal kein böses Omen ist.

 

Internet ist kein Allheilmittel

 

Nur bei den Online-Angeboten sieht es derzeit mau aus. Das liegt nicht an einer gewissen "Wurschtigkeit", wie Deutsch erklärt. Vielmehr hätten ihn die bisherigen Konzepte nicht überzeugt. "Die Stärke des Jungen Theaters ist die Live-Situation, dass Künstler und Publikum in einem Raum sind, dass man das Knistern auf der Bühne spüren kann."

Bei einem Streaming-Angebot käme dieser Moment nicht rüber. Abgesehen davon, dass es eine gewisse Online-Schwemme gebe. Allerdings will Deutsch sich den Online-Möglichkeiten nicht ganz verschließen. "Wir überlegen die ganze Zeit, wie es dennoch gehen könnte." Man sei auf der Suche nach der richtigen Form.

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