Junges Theater: Zuhörer wurden zu Saxsüchtigen

13.11.2015, 17:01 Uhr
Junges Theater: Zuhörer wurden zu Saxsüchtigen

© Foto: Udo Güldner

Man nehme allerlei Reste aus angebrochenen Weinflaschen, kippe sie zusammen und fülle mit Champagner auf. Dazu herben Zitronensaft und süßen Zucker. Fertig ist die „Kalte Ente“, die auf einige Eiswürfel gebettet wird. In den 60er Jahren hat der Saxophonist Eddie Harris eine ganz besondere musikalische Bowle angerührt, indem er in seinem Standard „Cold Duck Time“ Jazz, Funk und Rock vermengt hat.

„Blue Heat“ lassen die heilsamen Hände eines Ralf „Banz“ Heilmann auf die Herzschmerzen los. Auf seiner Hammond-Orgel umhüllt er die balsamgleiche Stimme Diana Ladens feinfühlig. Und weil ein Kontrabass keinen Platz auf der Bühne zwischen der tänzelnden Sängerin, der in sich ruhenden Orgel und dem ausgreifenden Saxophon-Virtuosen gefunden hätte, ersetzt der „Banz“ diesen kurzerhand mit links.

Mehr als nur rhythmische Wasserträger sind der Gitarrist Jürgen Schottenhamml und der Schlagzeuger Güven Sevincli. Beide agieren in den eigens vom Organisten arrangierten Songs mit Experimentierfreude und Risikobereitschaft, Spielwitz und Einfühlungsvermögen, bis dem einen der Schweiß aus allen Poren rinnt und der andere seine Saiten zu glühendem Metall hat werden lassen.

Mal funky, mal sanft

George Gershwins eigentlich erhitzt-träge „Summertime“ gerät unter den Fingern Stephan Greisingers mal zur sanften Ballade, wie man sie von Ella Fitzgerald kennt. Mal wird es eine funky Nummer, die es beim intimen Miteinander zwischen dem Musiker und der Sängerin derart knistern lässt, dass ein Buschbrand hätte ausbrechen müssen. In der Folge klingt Diana Ladens Gesang irgendwie verraucht und verrucht zugleich.

„Dann schrei!“

Obwohl die gebürtige US-Amerikanerin als einzige die Stimmbänder in Schwingung und damit die Zuhörer in Entzücken versetzt, ist es vor allem Stephan Greisinger, der mit seinen irrsinnigen Intermezzi die Zuhörer zu Saxsüchtigen macht. Ein wunderbarer Musiker, der sein Herz auf den Lippen trägt. Die Zuhörer riefen nach drei Stunden ernsthaft noch nach Zugaben.

Und weil „Blue Heat“ ihr Ding machen, entließen sie ihr Publikum natürlich nicht, ohne dass es dem „Senor Blues“ begegnet wäre. Ein samtweiches Stück Lateinamerika, das den Jazz-Pianisten Horace Silver gefunden hat.

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