Kabarettistin Elisabeth Gräbner weiß, wie die Promis ticken

17.9.2019, 09:00 Uhr
Kabarettistin Elisabeth Gräbner weiß, wie die Promis ticken

© Foto: Sonja Schrüfer

Wie geht es eigentlich dem armen B.B. alias Boris Becker? Niemand weiß dies besser als Promi-Putzfrau Gunda aus Neunkirchen am Brand. Nicht allein beim dreimaligen Wimbledon-Sieger, der bis heute durch seine recht unkonventionelle Lebensweise immer wieder für Schlagzeilen gut ist, stellt sie sicher, dass bis zur nächsten Versteigerung nichts verstaubt, sondern auch bei seiner einstigen Traumfrau Babs.

Denn eine Luxusvilla in Florida kann noch so glamourös eingerichtet sein, ein Highlight fehlt garantiert: frenggische Broodwärscht. Und so fliegt die Gunda gleich 100 Stück hygienisch verschweißt ein, legt herzhaftes Brot aus Natursauerteig bei und tröstet die Schauspielerin wahlweise Designerin bei so manchem Problemchen.

Da man bei der Yellow Press erst mit einem Adelstitel richtig ernst genommen wird, firmiert die Gunda bei Bedarf auch als "Elisabeth von Neunkirchen", verfügt jedoch auch über einen bürgerlichen Namen: Elisabeth Gräbner. Ihren Vater Ernst dürften viele Erlanger noch vom Wochenmarkt kennen, wo der Besitzer einer Gärtnerei samt Landschaftsbau 35 Jahre lang mit einem Stand vertreten war.

Die Familie, die aus dem Adelsdorfer Gemeindeteil Neuhaus stammt, liebte von jeher sowohl alles, was grünt und blüht, als auch die Musik. Großvater Michael war Kirchenvorstand bei der evangelischen Pfarrei und machte sich in den 1960er Jahren Gedanken um die Zukunft: Ein Gottesdienst ohne Musik wäre so gar nicht im Sinne Martin Luthers.

Also lernte die junge Elisabeth Klavier statt Akkordeon und spielte bereits mit elf Jahren die große Kirchenorgel in der Neuhauser Kirche St. Matthäus. Zudem trat sie der Knabenkapelle bei, zu der auch fünf Mädchen gehörten, schlug die Lyra und war Mitglied im Kirchenchor.

Ein weiteres Talent wurde ebenfalls früh sichtbar. Während des Mittagessens lieferte sie sich mit ihrer Schwester regelmäßig Witzduelle. Eine ausdrucksstarke Mimik, Gestik und Sprechweise hatte sie als Mädchen von ihrem Vater gelernt, der als Laienschauspieler das Publikum begeisterte.

Eimer, Mopp und Mikrofasertuch

Aus diesem Mix unterschiedlicher Begabungen und Fertigkeiten entwickelte sich schließlich die Gunda. Vor 13 Jahren musste diese Eimer, Mopp und Mikrofasertuch verräumen und aus gesundheitlichen Gründen eine Pause einlegen.

Im vergangenen Jahr fragte dann der Anglo-German Club in Hamburg an, dessen langjähriger Präsident Heinrich von Berenberg-Gossler auf die Frage nach prominenten Gästen stets zu antworten pflegte: "Welche nicht?" Zwar kann man sich kaum vorstellen, dass eine solch noble Organisation, bei der sich beispielsweise Helmut Schmidt und Helmut Kohl während ihrer Kanzlerschaften in edlen Hinterzimmern zu streng vertraulichen Gesprächen trafen, auch nur die Andeutung eines Fussels länger als einen Augenblick dulden würde. Doch Humor — davon können Briten und durchaus auch Deutsche nicht genug kriegen.

Kabarettistin Elisabeth Gräbner weiß, wie die Promis ticken

© Sonja Schrüfer

Also sorgte Gunda dafür, dass der unbezahlbare Kronleuchter noch mehr strahlte und die Herren im Frack sowie die Damen im fast unbezahlbaren Abendkleid aus dem Lachen nicht mehr herauskamen.

Die Resonanz war dermaßen gewaltig, dass Gunda nicht umhinkonnte, endgültig auf die Bühne zurückzukehren. Seitdem unterhält sie bei Jubiläen, privaten Festen, Seniorenkreisen, Vereinen, Feiern von Unternehmen, beim Night-Shopping in Herzogenaurach oder auch beim Bürgerfest in Neunkirchen die Besucher.

Wie die Promis ticken, weiß sie von ihrer beruflichen Karriere. Nach Siemens und dem Vertrieb von Fertighäusern für Neckermann-Streif wechselte sie zum Diners Club Deutschland, wo sie als Key-Account-Managerin die Top-Hotellerie betreute und anderem die drei Tenöre Luciano Pavarotti, Plácido Domingo und Jóse Carreras, Anne-Sophie Mutter, Rod Stewart, Liza Minnelli und Udo Jürgens auch von ihren privaten Seiten kennenlernte.

Im Grunde ist Gunda ohnehin eher Hauspsychologin als Putze. Nicht bloß der Boris muss aufgebaut werden, sondern mit den Höhen und Tiefen der Liebe oder des Geldes haben viele Erdenbewohner zu kämpfen, ob sie nun kurzzeitig reich oder dauerhaft gewöhnlich sind.

Die Neunkirchenerin hat ein Faible für die Improvisation, fügt gern lokale Bezüge oder aktuelle Ereignisse ins Programm mit ein. Aufmunterung brauchen beispielsweise "des Weberla", der lange vom Amt als Präsident der Europäischen Kommission träumte, oder "die Angie", der beim Gedanken an das nächste Treffen mit Donald Trump ganz schwummrig wird.

Entdeckt die Gunda ein Klavier auf der Bühne, ist es um sie geschehen. Die Sketche ergänzt sie mit passenden Musikstücken. Manchmal trägt sie zusammen mit Bernhard Winter Arien aus Operetten, Wiener Lieder und Evergreens vor.

Elisabeth Gräbner tauscht mit Vergnügen auch das Outfit. Aus der Putzfrau, die per Staubwedel treffsichere Seitenhiebe verteilt, wird die Gärtners Gunda, die mondäne Lady in Red, der grantelnde Schorsch oder Lotte, die alte Liebe, die das eine oder andere peinlich-lustige Detail aus der Vergangenheit eines frisch gebackenen Bräutigams zurück ins Licht der Öffentlichkeit holt. Für alle Gesundheitsexperten, die eifrig Pillen und die bizarrsten Therapien empfehlen, hat sie einen rundum preisgünstigen und sogar wissenschaftlich überprüften Tipp parat: "Lachen ist die beste Medizin!"

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