Kahlschlag am Walberla?

16.4.2015, 06:00 Uhr
Kahlschlag am Walberla?

© Ralf Rödel

„Zugegeben, es sieht schon etwas wie Kahlschlag aus“, sagt Michael Kreppel, Abteilungsleiter des Bereichs Forsten im Landkreis Forchheim am Amt für Landwirtschaft und Forsten. Geht man von Kirchehrenbach hinauf zur Walburgiskapelle, sucht man auf dem letzten Stück vergebens Schatten: Nur noch vereinzelt stehen Bäume; Stämme und Gebüsch wurden geschlagen.

Es ist jedoch kein Kahlschlag, der hier stattgefunden hat. Stattdessen handelt es sich um eine Forstbewirtschaftungsart, die eine jahrhundertealte Tradition hat (wir berichteten). Am Walberla wird noch die so genannte Mittelwaldpflege betrieben. Einst war sie in der gesamten Fränkischen Schweiz verbreitet.

In den vergangenen Monaten rückten die Rechtler in die Hänge. Markierte Stämme — meist seltene Arten — blieben stehen und werden „Lassreitel“ genannt. Es ist die Oberschicht oder das Oberholz. Das Unterholz wird dagegen auf Stock gesetzt. Die Stöcke treiben später neu aus. Fünf bis zehn Schösslinge seien es pro Stamm, so Kreppel.

Etwa alle zehn bis 30 Jahre wiederholt sich das Schauspiel im selben Waldabschnitt. Dann hat das Unterholz wieder die Dicke eines Brennholz-Scheites. „So muss man es nicht spalten“, sagt Kreppel.

Bäume würden faulen

Die gefällten Stämme liegen nun sauber gestapelt im Hang, das Reisig wurde auf Haufen gesammelt, der Weg zur Walburgiskapelle neu gewalzt. Die Rechtler sind fast fertig. „Wenn man es nicht macht, geht der Wald kaputt“, sagt Gebhardt. Die Bäume würden sonst zu faulen beginnen und einfach umstürzen.

Andreas Niedling, Gebietsbetreuer für Schutzgebiete im Landkreis Forchheim, begrüßt die Mittelwaldpflege, die auch über Naturschutzmittel des Freistaates gefördert wird. Denn durch den gelichteten Wald dringt mehr Sonnenlicht und damit Wärme zum Boden. Dadurch profitieren Lebewesen, dies es gerne etwas wärmer haben, zum Beispiel Nachtfalter oder Holz bewohnende Käferarten. Oder Pflanzen, am Walberla die Orchideenart „Stattliches Knabenkraut“ oder die Mehlbeere, die nur in der Fränkischen Schweiz wächst.

Niedling ist gerade dabei, eine Schautafel für das Walberlafest zu erstellen, die dann unterhalb der Kapelle aufgestellt werden soll und den Besuchern diese besondere Art der Waldnutzung erklärt. „Wichtig ist, dass Wanderer die Wege nicht verlassen und Rücksicht auf die Schösslinge nehmen.“

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