Kampf gegen die Verödung der Innenstadt

26.11.2010, 16:53 Uhr
Kampf gegen die Verödung der Innenstadt

© Huber

Das Thema „Innenstadt-Belebung“: Seit Jahren wird es im Stadtrat regelmäßig diskutiert. 2006 dachten die Stadträte, dass sie mit der Einführung der Brötchentaste, die eine halbe Stunde freies Parken ermöglicht, Abhilfe schaffen können.

Dass dies nicht den gewünschten Erfolg brachte, belegt nun der Impuls der Geschäftsleute. Sie sehen „dringenden Handlungsbedarf, das Geschäftsleben in der Innenstadt wieder aufleben zu lassen“, schreiben sie in einem offenen und von allen unterzeichneten Brief an den Stadtrat. Nicht zuletzt die Parkplatzsituation habe in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass die Umsätze zurückgingen und immer mehr Läden aufgegeben werden mussten.

Größtes Problem seien dabei die Dauerparker, die einen Teil der Parkplätze per se blockieren. Zweites Manko sei die mangelnde Attraktivität durch das Lösen eines Parkscheins. Die Einführung einer Parkscheibe mit zwei Stunden Freiparkzeit sehen die Händler hier als wesentlich bessere Lösung an. Zudem müssten die Parkplätze in der Innenstadt besser ausgeschildert werden – nicht nur die am Marktplatz, sondern zum Beispiel auch die am Verwaltungsgebäude.

Zu lange gesperrt

Bürgermeister Werner Wolf will dieses Thema bei einer der nächsten Stadtratssitzungen auf die Agenda nehmen – auch, weil sich gezeigt habe, dass der Parkscheinautomat seit der Einführung der Brötchentaste für die Stadt zum Draufzahlgeschäft geworden sei. Zudem verwies er darauf, dass es mit der Entscheidung für eine kommunale Verkehrsüberwachung (wir berichteten) auch Falschparkern nicht mehr so leicht wie bisher gemacht werden soll.

Doch ist die Parkplatzsituation nicht das einzige, das die Händler in ihrem Schreiben monieren. Ein Dorn in ihren Augen ist auch die frühzeitige Sperrung des Markplatzes bei Veranstaltungen. „Vor Beginn der Kirchweihen ist der Platz ab Mittwochabend gesperrt“, berichtete Beate Schink-Frank. Die Optikerin, die demnächst mit ihrem Laden vom Ärztehaus in der Bayreuther Straße in das ehemalige Hotel zur Post ziehen will, stellte die einzelnen Kritikpunkte der Händler im Stadtrat vor. Bürgermeister Wolf räumte hier zwar ein, mit den Schaustellern über das Thema sprechen zu können, machte aber keine großen Hoffnungen – immerhin bräuchte der Aufbau der Fahrgeschäfte seine Zeit.

Kräfte bündeln

Die Geschäftsleute wollten freilich selbst etwas tun, um aus der Spirale aus Unattraktivität, schlechtem Umsatz und Geschäftsschließungen herauszukommen. Mit der Gründung einer Werbegemeinschaft wollen sie zukünftig ihre Kräfte bündeln, selbst für mehr Werbung sorgen und besondere Aktionen planen. Konkret seien die Planungen zwar noch nicht, sagte Brigitte Wölfel, Inhaberin des gleichnamigen Lebensmittelmarktes am Marktplatz, auf Nachfrage. Doch im Januar wollten sich alle Beteiligen zusammensetzen und den Zusammenschluss planen.

Dennoch seien sie auf die Unterstützung der Stadträte angewiesen, machten sie in ihrem Schreiben deutlich und verwiesen auf das Einkaufszentrum im Schönfeld. Bei den Planungen habe es geheißen, dass dort keine Geschäftszweige entstehen sollten, welche bereits im Ortskern existieren. Mittlerweile gibt es dort aber auch einen Floristen und einen Friseur. „Kann man jetzt damit rechnen, dass demnächst ein Haushaltswaren- und ein Schreibwarengeschäft eröffnet, oder kommt auch noch die Post hinaus?“, fragen sie.

Unterstützung sicherte ihnen der Stadtrat zwar zu, doch verwiesen einige – allen voran Hans-Jürgen Nekolla von der SPD und GBL-Stadtrat Heiko Kracker – mit kritischem Unterton auf die Kurzfristigkeit des Tagesordnungspunktes. „Wir müssen das Thema angehen, wenn wir keinen verödeten Marktplatz wollen, aber der Vorlauf fehlt“, sagte Nekolla und Kracker bedauerte es, dass von Seiten der Verwaltung „nichts vorbereitet gewesen sei“. Deshalb sei die einzig sinnvolle Möglichkeit, dass sich jetzt erst einmal alle getrennt voneinander mit dem Thema auseinander setzen – die Händler, die Fraktionen und die Verwaltung. „Dann kommen wir vielleicht mal in einer Sondersitzung zusammen und können Konkretes besprechen“, schlug Nekolla vor.

Einen Beschluss wollten die Räte dennoch fassen: Das von den Geschäftsleuten auch geforderte Ausfugen des Gehweg-Pflasters soll bis zum 30. April kommenden Jahres vom Bauhof erledigt werden – und selbst das sei etwas, das eigentlich bereits vor zweieinhalb Jahren beschlossen wurde, bis jetzt nur noch nicht ausgeführt worden sei, bemerkte Heiko Kracker.