"Katastrophe": Ärger über Kfz-Zulassungsstelle in Forchheim

14.7.2020, 17:18 Uhr
Die Kfz-Zulassungsstelle am Streckerplatz ist derzeit mit Arbeit so überlastet, dass Kunden, die da rein wollen, wochenlang warten müssen.

© Anestis Aslanidis Die Kfz-Zulassungsstelle am Streckerplatz ist derzeit mit Arbeit so überlastet, dass Kunden, die da rein wollen, wochenlang warten müssen.

Es sind deutliche Worte, die Bürger über die Kfz-Zulassungsstelle des Landratsamtes in Forchheim verlieren. „Katastrophe. Über eine Stunde in der Warteschleife und keiner meldet sich.“ Oder: „Was hier geboten wird, ist eine Frechheit.“

Und auch solche Erfahrungen werden geschildert: „Eine Woche hat es gedauert, bis wir endlich jemanden erreicht haben.“ Zu finden sind diese Aussagen und Bewertungen öffentlich für alle, die nach der Zulassungsstelle googeln. Doch nicht nur im Internet, in dem es sich bequem und anonym auch mal überspitzt kritisieren lässt, häufen sich in den vergangenen Wochen die kritischen Stimmen. Leser schildern in persönlichen Gesprächen, Anrufen oder E-Mails ähnliche Situationen.

Dass die Telefonleitung „hoffnungslos überlastet“ und sich die Fälle nicht schneller abarbeiten lassen, darauf hat das Landratsamt auf Nachfragen der Redaktion in den vergangenen Wochen immer wieder aufmerksam gemacht. Dass sich die Situation seitdem nicht wesentlich verbessert hat, bestätigt Holger Strehl, Pressesprecher am Landratsamt. „Es ist offen, wann wieder mit einem Regelbetrieb zu rechnen ist.“

Durcheinandergebracht hat den Betrieb die Corona-Pandemie. Zunächst war die Stelle komplett für den Publikumsverkehr aus Angst vor einer Ansteckung der Mitarbeiter Mitte März geschlossen worden. Seit Mitte Mai sind Amtsbesuche wieder möglich, aber nur nach vorheriger Terminvergabe.

Lange war es nur telefonisch möglich gewesen, einen Termin zu vereinbaren. Die Anlage war überlastet. Seit dem 26. Juni ist die Vergabe auch online möglich. Der neue Service hat sich sofort bemerkbar gemacht: Mit Terminanfragen regelrecht überrannt worden sei das Amt so Strehl. Die Wartezeit habe sich schnell von zwei auf vier Wochen erhöht. Und das ist noch immer so: Wer sich heute um einen Termin bemüht, muss mindestens bis Mitte August warten, ehe er persönlich in der Zulassungsstelle erscheinen kann. Das gilt für telefonisch wie übers Internet vereinbarte Termine.

Der Rückstau ist entstanden, weil über Wochen eine persönliche Vorsprache nicht möglich war. „Das lässt sich nicht so schnell aufarbeiten“, sagt Strehl. Auch wenn die zunächst eingeschränkten Öffnungszeiten wieder dem Vor-Corona-Stand angepasst wurden und die Mitarbeiter in der Zulassungsstelle mit drei zusätzlichen Kräften Unterstützung erhielten.

Nicht für alle Services müssen Bürger jedoch persönlich erscheinen. „Online, also über das Bürgerservice-Portal, werden aktuell zwischen fünf und 20 Vorgänge täglich erledigt. Da wäre es gut, wenn es mehr Bürger nutzen würden. Zu beachten ist dabei aber, dass nicht alle Vorgänge darüber erledigt werden können“, teilt Strehl mit. „Täglich werden zwischen 150 und über 200 Termine abgearbeitet. Freitags ebenfalls zwischen 100 und 150. Täglich werden auch circa 80 bis 100 Termine telefonisch vergeben. Hinzu kommen die online vereinbarten Termine.“ Es kommen täglich mehr Anfragen hinzu, als abgearbeitet werden können.

Bamberg ist kein Vorbild

Die Neuzulassung und Anmeldung eines neuen Fahrzeugs, die Wiederzulassung eines Fahrzeugs, eine Umschreibung – beispielsweise bei Halter- und/oder Wohnsitzwechsel sowie die Abmeldung/Außerbetriebsetzung eines Fahrzeuges lassen sich vom PC aus erledigen. Gleichwohl gibt es Fälle, in denen das persönliche Erscheinen notwendig ist.

Nicht nur Privatpersonen verlangt die Situation viel Geduld ab. Auch Autohäusern im Landkreis macht die Lage zu schaffen und erschwert das Geschäft. Andere Landkreise handhabten die Situation besser, heißt es. Bamberg zum Beispiel.

Dort können Bürger das Amt bereits seit Ende April wie bisher wieder ohne Voranmeldung besuchen. Der Wartebereich ist mit einem Zelt nach außen verlagert, es gelten die Abstandsregeln und eine Mundschutzpflicht. Die Nachfrage nach den Servicediensten ist auch dort groß. „Seitdem wir wieder ganz normal geöffnet haben, rennen uns die Leute die Bude ein“, sagt eine Mitarbeiterin auf Nachfrage.

Bamberg ist für Forchheim aber kein Vorbild. Am Streckerplatz lasse sich ein Wartebereich außerhalb nur schlecht umsetzen, „solange der Ansturm so groß ist“, so Strehl mit Blick auf den Straßenverkehr rund um den Platz. Das berge Gefahren.

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