Kellerwald: Kommt die Millionen-Förderung aus München?

29.9.2018, 08:00 Uhr
Kellerwald: Kommt die Millionen-Förderung aus München?

© Foto: Roland Huber

Forchheim ohne Keller, das ist wie Anna ohne Fest. Doch die historischen Keller haben schon jede Menge Feste und Jahre auf dem Sandstein-Gewölbe. Durch das massive Felsgewölbe tropft Wasser und die Baumriesen des Kellerwalds haben ihre mächtigen Wurzeln teils tief bis ins Gewölbe gegraben.

Michael Hofmann sieht die "Felsenkeller als ein Kulturgut für die Allgemeinheit, das es zu erhalten gilt".

Doch wer zahlt die Zeche für die Stollen-Sanierung? Die Eigentumsverhältnisse im Kellerwald seien "nicht ganz einfach", so Hofmann. Dort gäbe es Eigentümer, Pächter, Verpächter und Erbbauverträge, "die aus einer Zeit vor dem BGB existieren". Vereinbarungen also, die schon so alt sind, dass sie "schwer einzuschätzen sind", weil oftmals sogar eine Notarurkunde fehle.

Diese "enorme Dimension kann Forchheim nicht alleine stemmen", so Michael Hofmann, da müsse ein "Großteil der Finanzkosten abgedeckt werden". Deswegen habe er mit "verschiedenen Fachleuten Gespräche geführt". In "Gesprächen mit verschiedensten Ministerien hat sich dann herauskristallisiert, dass das Landesamt für Denkmalpflege der richtige Ansprechpartner ist, um die fachgerechte Sanierung und die dafür notwendige Unterstützung zu koordinieren".

Generalkonservator Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, nimmt zu der Initiative folgendermaßen Stellung: "Die Initiative zur Instandsetzung der Bierkeller ist aus Sicht des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege sehr zu begrüßen. Die Keller sind ein besonderes geschichtliches und kulturelles Zeugnis, sie erzählen einen zentralen Aspekt der Geschichte Forchheims – schließlich gehen sie mindestens bis ins 17. Jahrhundert zurück und dienten anfangs der Lebensmittellagerung. ( . . . ) Wir stehen gerne für weiterführende Gespräche zur Verfügung und werden eine Instandsetzung fachlich und – im Rahmen unserer Mittel – auch finanziell unterstützen. Der wichtige erste Schritt aber ist es, nun durch eine Voruntersuchung genau zu klären, welche Maßnahmen erforderlich sind und ein Konzept für die Instandsetzung zu entwickeln. Erst dann sind konkrete Aussagen zum Umfang der Arbeiten, zu den Kosten und zu Zuschüssen möglich."

Genau beziffern kann auch Michael Hofmann die Kellersanierung nicht. "Wir unterhalten uns hier nicht über 500 000 Euro", sagt er beim Pressetermin. Gerhard Zedler, ehemaliger langjähriger Leiter des Forchheimer Bauamts hat Hofmann als "Experten" gewinnen können, der auch für Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege zur Verfügung stehen kann. Zedler sind die Keller und deren "Gesundheitszustand" bestens vertraut. "Ich schätze das Sanierungsvolumen auf zweieinhalb bis dreieinhalb Millionen Euro", so Zedler. Ziel müsse sein, die Anlagen möglichst originalgetreu zu erhalten. "Wir werden Bergbaufirmen beauftragen müssen", ist sich Zedler sicher, "die haben die meiste Erfahrung. "Wir wollen die Keller nicht zubetonieren wie einen U-Bahn-Schacht, sondern sie sachgerecht und denkmalgerecht erhalten."

Bergbaufirmen aus dem Erzgebirge waren bereits im Jahr 2013 in den Gewölbegängen des Forchheimer Kellerwalds am Arbeiten. Damals wurden in einem Modellprojekt drei Stollen untersucht und saniert. Auf zwei Jahre war das Modellprojekt "Umweltverträgliche und denkmalgerechte Instandsetzung historischer Keller in Franken am Beispiel des Forchheimer Kellerwaldes" ab 2012 angelegt.

Risse und Spalten im Gewölbe wurden untersucht und die Keller kartiert. Das Ganze wurde damals auch mit einem 3D-Laser vermessen. In Verbindung mit gesteintechnischen und Baumuntersuchungen konnte ermittelt werden, welche Abschnitte von Kellern besonders gefährdet sind. Am Ende standen nicht nur drei beispielhaft sanierte Felsenkeller (Weiß-Tauben-, Rappen- und Bauernkeller), sondern auch ein schriftlicher Leitfaden, der als Richtschnur für Untersuchung, Instandsetzung und Pflege von Kelleranlagen dienen kann.

Seit vier Jahren liegen nun die Forschungsergebnisse vor, "doch seit 2014 ist nichts passiert", so Hofmann. Diese Erkenntnisse sollten nun genutzt werden, um eine fachgerechte Sanierung möglichst vieler Keller durchzuführen. "Ich habe der Stadt angeboten, das zu koordinieren. Ich will dafür sorgen, dass das vorwärts geht", so der Landtagsabgeordnete. Schließlich seien die Keller "von kulturhistorischer Bedeutung".

Und die Stadt Forchheim? "Die Stadt Forchheim wurde zu dem Termin nicht eingeladen", sagt Hofmann während des Presserundgangs. Er wolle "der Stadt Forchheim die Chance geben, sich zusammenzusetzen". Schließlich wollte er niemanden im Vorfeld "den Mund wässrig machen, ohne sagen zu können, ob es konkret werden kann". Doch diese Hürde scheint nun genommen, ist sich Hofmann sicher. "Die Gesprächspartner auf Landesebene habe ich auf den grob geschätzten Kostenumfang hingewiesen. Auch darauf, dass die Stadt Forchheim aufgrund vielfältiger finanzieller Verpflichtungen wie Rathaussanierung, Kolpinghaus und weiteren Aufgaben keine großen finanziellen Sprünge machen kann."

Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) meinte dazu in einer schriftlichen Stellungnahme: "Die Verwaltung der Stadt Forchheim bewertet das Ansinnen des Herrn MdL Michael Hofmann zur Untersuchung der Felsenkeller bei avisierter Förderkulisse als sehr positiv." In der nächsten Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses am 16. Oktober wird der Punkt auf der Tagesordnung stehen.

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